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Vermählt mit einem Fremden

Vermählt mit einem Fremden

Titel: Vermählt mit einem Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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Minute wieder hier.“ Innehaltend fügte sie hinzu: „Verzeihen Sie mir. Es muss sein. Ausgerechnet heute Nacht hätte ich gerne darauf verzichtet, doch es geht um ein wichtiges Geschäft. Ich muss hinauf in das Turmzimmer. Ich bin sofort zurück. Vielleicht beginnen Sie schon mit der Suppe?“
    Doch Lucius dachte nicht daran, brav seine Suppe zu löffeln, während seine Gemahlin mit wichtigen Geschäften befasst war. Ein wenig ungeduldig – nein, sehr ungeduldig – erhob er sich. Dachte sie etwa, er werde das so hinnehmen, nun, da er genau wusste, was sie so beschäftigte? Bei Gott, nein! Da stand sie in ihrem seidenen, bänderverzierten Gewand, verblüffend hübsch mit funkelnden Augen und äußerst animiert, und war drauf und dran, sich in eine vermutlich illegale Angelegenheit zu stürzen, ohne ihm auch nur ein Wort zu sagen.
    Ob es gefährlich war? Jedenfalls konnten Gesetzesverstöße unerfreuliche Folgen haben. Seine Gemahlin durfte sich einfach nicht in Gefahr begeben.
    Ohne zu überlegen, wie er vorgehen wollte, war er schon bei ihr und hielt sie am Handgelenk fest, nicht schmerzhaft, doch so, dass sie sich nicht losreißen konnte.
    „Es geht um Schmuggel, nicht wahr? Du sagtest, du würdest es aufgeben.“
    „Wenn ich mich recht erinnere, sagte ich, dass ich es erwägen würde.“ Jäh verlor ihr Blick sein Feuer und traf rätselhaft, aber kühl den seinen. „Nach heute Nacht ist es auch vorbei. Nur heute noch, an meinem letzten Tag hier, muss ich meine Verantwortung für die Freihändler wahrnehmen.“
    Ohne nachzudenken sagte er: „Was, wenn ich es dir verböte?“
    Einen Herzschlag lang herrschte unheilvolles Schweigen.
    „Würdest du das wollen?“, fragte sie. Alexanders Behauptung hallte ihr im Ohr. „Mit welchem Recht? Ich sagte, ich würde darüber nachdenken. Dass du es mir in derart einschüchterndem Ton verbieten würdest, war mir nicht klar.“
    „Und mir war nicht klar, dass ich einschüchternd sprach. Als dein Gatte, der für dein Wohlergehen verantwortlich ist, könnte ich ein Verbot für klug halten.“
    Er sah, dass sie um eine bedachtsame Antwort kämpfte. „Ah, ja. Sobald also dein Ring an meinem Finger ist … möchtest du meine Taten leiten, mir vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe. Dabei weißt du nicht einmal, was ich vorhabe.“
    „Ich habe so meine Ahnungen.“
    „Nun, und im hellen Lichte Ihrer Ahnungen … wenn Sie es mir verböten, Mylord , würde ich Ihre Forderung sorgfältig überdenken müssen.“
    Er ließ sich von der Formulierung nicht ärgern. „Aber würden Sie letztlich gehorchen, Mylady ?“
    Nun funkelten ihre grauen Augen eindeutig herausfordernd. „Ich weiß es nicht“, sagte sie ehrlich. „Was, wenn ich mich weigerte?“
    Er hätte es weitertreiben können, hätte auf dem schuldigen Gehorsam der ihm frisch angetrauten Gattin bestehen können. Doch die Wahrheit war, angesichts ihrer unverhohlenen Kühnheit konnte er ein Lachen kaum unterdrücken. Als welch faszinierende Frau sich die neue Countess of Venmore doch entpuppte!
    „Also was, Luke?“ Energisch hob sie das Kinn. „Ich glaube, mir ist gerade nicht nach Gehorchen. Tue ich nun mit oder ohne deinen Segen, was zu tun ist? Es wird Zeit!“
    Und so kapitulierte er, denn ihm war klar, es war das einzig Richtige, wenn er ihr Verhältnis zueinander nicht gleich am ersten Tag aufs Spiel setzen wollte.
    „Ich nehme an, dir obliegt heute Abend eine Pflicht. Ich denke, ich werde dich begleiten. Nicht dass Sie meinen Segen hätten, Frau Gemahlin!“
    Verwundert sah sie ihn an, dann lächelte sie. Eben das nämlich hatte sie den ganzen Abend beschäftigt – dass Luke ihre Handlung missbilligen werde und sie heftig aneinandergeraten würden. Nun, er war nicht begeistert, akzeptierte es aber, wenn auch zögernd, was sie besänftigte. Seine Hand, die noch auf ihrem Arm ruhte, ließ heiße Funken durch ihre Adern schießen. Oder war es nur die Erregung wegen des Schmuggeltörns? Doch die Funken loderten zu einer Flamme auf, als sie sein weiches Lächeln sah. Er war so schön – und er würde sich nicht gegen sie stellen.
    „Nicht nötig“, erklärte sie. „Es dauert nur fünf Minuten, und es ist nicht mit Gefahr verbunden.“
    „Ich betrachte es als meine Gattenpflicht.“ Er ließ ihren Arm los und nahm ihre Hand freundschaftlich in die seine. Als Harriette leise auflachte und den Druck erwiderte, entfachte das in ihm eine seltsam befriedigende Wärme.
    „Dann komm. Zwar ist es nicht

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