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Vermählt mit einem Fremden

Vermählt mit einem Fremden

Titel: Vermählt mit einem Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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wollte er widersprechen, dann ließ er seine Hand sinken und sagte: „Nun, es ist deine Entscheidung.“ Er küsste sie leicht auf die Wange und war schon auf dem Weg zur Tür. „Genieß dein neues Leben, Cousinchen.“
    Verstört schaute Harriette ihm nach, dann ging sie wie im Traum die Treppe hinauf in ihre Schlafkammer.
    Da stand das Bett, kalt und leer, das doch Zeuge höchsten Glückes gewesen war. Auf die zerdrückten Laken niederschauend, fragte sie sich, ob sie alles nur geträumt hatte.
    Ich werde nicht zulassen, dass er mir noch einmal wehtut . Aber er hatte ihr ja schon längst wehgetan.
    Melancholisch griff sie nach Umhang und Haube und ging hinaus zum Wagen.
    Lucius hatte seiner jungen Frau in das Karriol geholfen, seinen Platz eingenommen und das Gespann gen London gelenkt. Seit Beginn der Fahrt war er sich der starren Gestalt neben sich unangenehm bewusst. Harriette hatte kein einziges Mal gelächelt, noch äußerte sie auch nur ein Wort. Ihm kam der Gedanke, dass er ziemlich naiv gewesen war.
    Warum hatte er nicht Nachforschungen bezüglich Harriette Lydyard und ihrer vielleicht fragwürdigen Ahnen betrieben?
    Immer noch waberten Ellerdines beiläufige Bemerkungen durch sein Hirn.
    Harriette als Komplizin von Strandräubern? Schmuggelei konnte er milde hinnehmen – solange sie sie nicht fortführte. Doch ein Schiff absichtlich auf Grund laufen zu lassen? Das war abscheulich, nichts anderes als Raub und Mord! Man nahm den Tod der Seeleute in Kauf, um sich deren Fracht zu sichern!
    Lucius schauderte es vor Abscheu. Sein Gespräch mit George Gadie, kurz bevor sie abgereist waren, hatte diesen Verdacht auch nicht ausräumen können. Auf seine Frage, ob die Lion d’Or damals absichtlich in die Bucht gelockt worden war, hatte der abgewehrt.
    „Brannte denn die Lampe im Turmzimmer?“
    „Hab’s nicht bemerkt in dem Trubel. Hätt’ aber bei dem Wetter auch nicht sein dürfen, Mylord. Jedenfalls ist Captain Harry mit der Ghost ausgelaufen, um die in Seenot geratene Mannschaft zu retten.“ Vergebens, denn die scharfen Klippen hatten schon ihr Werk getan. „Aber wir haben die Toten rausgefischt und sie später auf dem Friedhof begraben. Und Mr. Alexander hat gesichert, was an Fracht angespült wurde.“
    Lügt der Mann, um seinen Captain zu schützen? Traue ich Harriette solche abgrundtiefe Schlechtigkeit zu? Aber warum soll Ellerdine lügen?
    Was wusste er denn über den Mann? Ein Verwandter, Freund, möglicherweise ein Bewerber um Harriettes Hand, wenn man dem Dorfklatsch glaubte. Zumindest hegte sie Zuneigung zu ihm. Innerlich schüttelte Lucius sich bei der Erinnerung an die glatte Freundlichkeit des Burschen, unter der, wie er fand, ein Hauch Bosheit lauerte. Warum sollte er dem glauben? Und war Harriette bisher nicht nachgerade brutal ehrlich gewesen? Nun, ihre französische Mutter hatte sie erst nach der Eheschließung erwähnt.
    Er beschloss, offen anzugreifen. „Sag, gibt es viele Schmuggelbanden entlang der Küste?“
    Ruhig entgegnete sie: „Genug jedenfalls, dass die Zolloffiziere keine Langeweile bekommen können.“
    „Und Strandräuber, was ist damit?“
    „Auch solche gibt es immer. Warum fragst du?“
    „Was weißt du darüber?“ Er sah sie an, suchte in ihrer Miene nach Schuldbewusstsein.
    „Man sagt es den Schmugglern in Rottingdean nach“, erklärte sie, ohne seinem Blick auszuweichen.
    „Und in Old Wincomlee? Lockt man da auch Schiffe auf die Klippen?“
    „Nein. Warum fragst du?“
    Ganz kurz zögerte er, dann: „Würdest du es tun, wenn sich die Gelegenheit ergäbe?“
    „Nein, niemals! Wie kannst du mir solche Schandtaten zutrauen?“
    Abermals suchte er ihren Blick. Sie hatte es verneint, und zwar ziemlich empört, und schaute ihn offen und ehrlich an. Er brauchte einen Moment, um sich zu fassen. Um davon abzulenken, widmete er sich angelegentlich den Zügeln. Es gab keine Beweise, dass Harriette über das Schmuggeln hinaus in irgendetwas verstrickt war. Hölle und Verdammnis! Was war nur mit ihm los?
    Er bewunderte sie, begehrte sie, wie ein Mann eine Frau nur begehren konnte. Hatte ihre Intimitäten genossen, voller Staunen erlebt, wie sie unter seinen Händen aufgeblüht war. Selbst die Erinnerung daran erregte ihn. Sie hatte ihm Wonnen gespendet und in ihm eine ungekannte Besitzgier entfacht, zusammen mit dem Wunsch, ja dem Bedürfnis, sie zu beschützen und sich ganz zu eigen zu machen.
    Wollte er das aufs Spiel setzen, auf das Wort eines Mannes hin, den er

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