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Vermählt mit einem Fremden

Vermählt mit einem Fremden

Titel: Vermählt mit einem Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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verstehe“, sagte Lucius bitter, „du hast also in meiner Abwesenheit dein Urteil über mich gefällt.“
    „Konnte ich denn anders?“ Jetzt musste sie sagen, was ihr auf dem Herzen lag. „Ich weiß auch von dem Gold, das das Bankhaus dir schickte. Und ich weiß von Jean-Jacques Noirs Brief. Du bist immer noch mit ihm im Bunde.“
    Lucius stürzte sich auf einen Punkt ihrer Aufzählung. „Du hast meine Briefe gelesen?“
    „Ja“, entgegnete sie trotzig, hoffte jedoch im Stillen, er werde all ihre Anschuldigungen widerlegen. „Übrigens hält Monsieur Marcel aus Port St Martin diesen Noir für einen Mann ohne Moral und Prinzipien.“
    „Ha!“, stieß er abfällig hervor. „Und diese Meinung äußert der Anführer einer Schmugglerbande!“
    „Schon, nur verkauft Marcel keine Staatsgeheimnisse an den Feind oder verhilft dem Angehörigen einer feindlichen Armee zur Flucht.“
    „Was ich anscheinend tue?“
    „Muss ich nicht annehmen, dass du in Verrat verstrickt bist, da du dich weigerst, mir eine Erklärung abzugeben?“
    Empört keuchte Lucius auf. Dass sie in seiner Abwesenheit so viel herausgefunden hatte! Gleichzeitig jedoch stieg Wut in ihm auf. Sie hatte den Nerv, ihn anzuklagen, nachdem er sie in Ellerdines Armen erwischt hatte? Mit diesem Bild vor seinem geistigen Augen fiel seine mühsam gewahrte Beherrschung. Von purer Eifersucht angestachelt, warf er ihr die eine Anschuldigung an den Kopf, die ihm, seit sie Lydyard’s Pride verlassen hatten, keine Ruhe mehr ließ.
    „Bist du denn besser als ich? Was ist mit deiner Moral? Schön bist du ja, besonders in deinem Zorn.“ Er riss sie an sich und küsste sie erneut wie rasend. Sie gehörte ihm! Nie würde er sie ihrem verfluchten Cousin überlassen! „Aber unter Schönheit kann sich manche Art von Verrat verbergen.“
    Überrascht keuchte Harriette auf. „Was meinst du? Ich habe dir nie vorenthalten, dass ich mit den Freihändlern zu tun habe.“ Wie wütend er war. Und wie herrlich in seiner Wut! Und ihr gefährlich nah. Trotzdem sagte sie ruhig: „Du wusstest doch von meinen Schmuggelfahrten.“
    „Wie naiv bist du, dass du mir einreden willst, da wäre nur das“, erklärte er tödlich kalt und verächtlich. „Du stehst hier vor mir in lieblicher Unschuld und gibst vor, Strandräuberei sei dir fremd und du hättest nie ein Schiff ins Verderben gelockt?“
    Vor ihren Füßen schien sich ein schwarzer Abgrund aufzutun. „Was? Was wirfst du mir vor?“
    Obwohl er ihr Entsetzen sah, verschloss er sich davor. „Während meines kurzen Aufenthalts in Old Wincomlee erfuhr ich Erstaunliches. Wenn die See zu rau ist, um zum Schmuggeln hinauszufahren, findet man nichts dabei, ein fremdes Schiff in die Bucht zu locken. Bei stürmischer See ist ein freundlicher Lichtschein für jedes Schiff ein Zeichen des Himmels, nicht wahr? Nur in eurer Bucht zerschellt es dann auf den Klippen. Da geht dann die Rettung der Fracht vor – die Mannschaft muss schwimmen oder untergehen. Ich denke, das Turmzimmer von Lydyard’s Pride ist für diverse widerliche Aktivitäten recht nützlich.“
    Harriette war wie erstarrt. Dass er ihr solche Abscheulichkeit zutraute! Aber ihm traust du Verräterei zu! Sie verbannte ihre innere Stimme. „Wie kannst du es wagen!“
    „Leugnest du etwa?“
    „Ja! Solange ich Atem habe! Ich würde das niemals tun! Kein Lydyard würde sich für eine solche Tat hergeben! Welche Beweise hast du dafür? Wer klagt mich dessen an?“
    „Was ist mit der Lion d’Or ?“
    „Ja, ich erinnere mich, die sank vor ein paar Jahren in der Bucht.“
    „Und die Mannschaft?“
    „Ertrunken, obwohl wir unser Möglichstes taten.“
    „Und die Fracht?“
    „Alexander verkaufte sie.“
    „Und wer entzündete damals die Lampe im Turmzimmer?“
    „Niemand; sie brannte nicht.“
    „George Gadie war sich dessen nicht so sicher“, hielt er ihr vor
    „In einer solchen Nacht durfte sie nicht brennen …“ Plötzlich wurde ihr ganz kalt.
    „Das sagst du! Nur fragt sich, ob ich dir glaube. Ihnen, Madam, fällt es nicht schwer, mir zu misstrauen.“
    Es zerriss ihr das Herz, und so griff sie ihrerseits an. „Du beschuldigst mich also? Ah, was sagtest du doch, als du um meine Hand batest? Wir schließen einen Vertrag? Du rettest meinen Ruf im Tausch gegen die Benutzung der Ghost ? Damit du leichter mit den Franzosen paktieren kannst? Wenn ich mich recht erinnere, wolltest du es mir nicht erklären.“
    „Ich habe dein Schiff nicht benutzt.“
    „Das

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