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Vermählt mit einem Fremden

Vermählt mit einem Fremden

Titel: Vermählt mit einem Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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kann noch kommen. Und zu Captain Henri hast du dich immer noch nicht geäußert. Und ich habe nichts mit räuberischen Schiffbrüchen zu tun!“ Jäh schmolz ihr Zorn dahin, und sie fühlte nur noch Kummer. „In jener Nacht war ich in Whitescar Hall, wir feierten die Geburt meines ältesten Neffen; die gesamte Nachbarschaft war da.“ Unwillig wischte sie sich mit dem Handrücken über die Augen. Sie wollte nicht weinen. „Wallace raste fast vor Wut, weil ich das Fest verließ und die Ghost klarmachte, um die Mannschaft der Lion d’Or zu retten. Das ist die reine Wahrheit! Ich bin kein Mörder! Herrgott, Luke“, flüsterte sie. „Habe ich dich je belogen?“
    Lucius schluckte schwer, plötzlich fühlte er sich schuldig. Er sah, wie elend ihr zumute war, und ihm fiel wieder ein, wie sehr ihn bei ihrem ersten Treffen ihre offene, geradlinige Art beeindruckt hatte. Beschämt gestand er sich ein, dass er zu weit gegangen war; seine wilde Eifersucht hatte jede anständige Regung verdrängt. Ja, sie hatte sich von Ellerdine trösten lassen, doch konnte er ihr das, so wie er sie behandelt hatte, übel nehmen? Glaubte er ihr etwa? Ja, denn Harriette hatte das Unglück so knapp und unverschnörkelt geschildert, wie es einem in kunstvollen Lügen Geübten nie in den Sinn gekommen wäre. Was immer Ellerdine mit seinen Unterstellungen bezweckte – er glaubte es ihm nicht mehr.
    Noch einmal fragte sie: „Habe ich dich je belogen?“
    „Nein, nie.“
    „Und trotzdem glaubst du den bösartigen Klatsch, der dir zugetragen wurde! Wer erzählt solche Lügen über mich? Es schmerzt mich unendlich, dass du so über mich denken kannst.“ Und nun rollten ihr die mühsam zurückgehaltenen Tränen doch über die Wangen, trotzdem hielt sie seinem Blick stand, als wollte sie, dass er ihr ins Herz schaute. „Bei meiner Ehre, ich bin unschuldig.“
    Und Lucius, der wünschte, er könnte die Zeit zurückdrehen, folgte seinem Gewissen. „Harriette – ich weiß. Kannst du mir verzeihen?“
    Sie wollte sich abwenden, doch er umklammerte ihre Schultern mit schmerzhaftem Griff, und in seinen Augen stand ein Ausdruck, der ihren Herzschlag beschleunigte und ihr das Blut heißer durch die Adern trieb. Im nächsten Moment hatte er sie dicht an sich gepresst, seinen Mund nah dem ihren.
    „Was willst du, Luke?“
    Wie traurig sie wirkte, verletzt und durcheinander, und es war seine Schuld. Er könnte ihr sagen, wer ihm die Verdächtigungen ins Ohr geträufelt hatte, doch er selbst musste sich anlasten, dass er ihr nicht getraut hatte, musste sich schamvoll eingestehen, dass er Ellerdine eher geglaubt hatte als seiner eigenen Frau. Er hatte die Eifersucht über sein Urteilsvermögen siegen lassen.
    Ratlos schwieg er. Und in diesem Augenblick hob Harriette die Hand und strich ihm wie bittend über die Wange.
    „Luke …“
    Es nahm ihm den Atem; wie fortgeblasen waren Eifersucht und Scham, und heißes Begehren durchflutete ihn, als er sich ihrer verlockenden Nähe bewusst wurde.
    „Kannst du mir verzeihen?“, wiederholte er.
    Reglos ließ sie sich seine Umarmung gefallen. „Ich weiß es nicht“, sagte sie mit einem kleinen Aufschluchzen, „du hast mich schrecklich verletzt.“
    „Ich habe alles falsch gemacht. Ich kann dich für mein unsägliches Verhalten nur um Verzeihung bitten.“
    „Was willst du?“, wiederholte sie, da er sie fest umfangen hielt.
    „Das.“
    Und sie spürte seine Lippen hart auf den ihren. Sie vergaß alle Vernunft, war nur noch von Gefühlen beherrscht, überwältigt und gleichzeitig entsetzt, dass sie ihm so wenig widerstehen konnte. Sie presste sich an ihn und erwiderte den Kuss. Erzürnter über sich selbst als über Luke, hob sie unwillkürlich die Hand zum Schlag, um ihn für seine Arroganz zu strafen.
    Er fing ihre Hand ab und presste seinen Mund darauf. „Du wirst mich nicht schlagen! Und ich bin nicht so ehrlos, dass ich dich zwingen würde. Sag, ich soll gehen, und ich gehe“, flüsterte er heiser, von Begehren verzehrt, und hauchte Küsse ihren Arm entlang.
    Stocksteif verhielt sie, ein wenig beschämt, aber immer noch unwillig, weil er solche Macht über sie hatte. „Das hätte ich nicht tun sollen. Willst du mich immer noch?“
    „Ich werde mich dir nicht aufzwingen.“ Gleichzeitig aber küsste er sie erneut, bis sie erschauernd die Lippen öffnete, übermannt von einem Verlangen, dem sie nichts entgegenstellen konnte. Sie wusste, sie sollte ihn fortschicken! Doch ihr Blut war in Wallung

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