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Vermählt mit einem Fremden

Vermählt mit einem Fremden

Titel: Vermählt mit einem Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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die lautete:
    Port Les Villets. Der erste Mittwoch im August. Um Mitternacht.
    Endlich hatte Jean-Jacques Noir geantwortet. Das Katz-und-Maus-Spiel begann aufs Neue, und dieses Mal, das schwor sich Lucius, die Katze sein. Er würde siegen. Bald, in einer Woche.
    Unter anderen Bedingungen wäre Harriette überglücklich gewesen, Lydyard’s Pride wiederzusehen. Doch betrübt, wie sie war, musste sich eingestehen, dass sie ihr Herz in dem Haus am Grosvenor Square gelassen hatte – wegen ihrer Liebe zu dem Mann, dem es gehörte und der ihr sein Herz nicht öffnen mochte.
    Sie ging die ausgetretene Freitreppe hinauf, öffnete die Tür und durchquerte die staubige Halle.
    Als sie die Tür zu ihrem Wohnzimmer aufstieß, blieb sie ruckartig stehen. Konnte sie ihren Augen trauen? Tisch und Stühle unter ihren Staubhüllen waren an die Zimmerwände geschoben, der fadenscheinige Teppich vor dem Kamin zusammengerollt worden, stattdessen stapelten sich mitten im Raum Ballen und Kisten und Fässchen, die sie eindeutig als Schmuggelgut erkannte. In ihrem eigenen Wohnraum! Und nicht einmal auch nur provisorisch unter Tüchern oder Decken verborgen.
    Was sollte das? Die Waren fortzuschaffen würde einen ganzen Vormittag in Anspruch nehmen, sodass eine zufällige Inspektion der Zollbeamten sofortige Entdeckung bedeutete! Dann wäre sie die erste Lydyard, die sich im Kerker wiederfand!
    Böses ahnend hastete sie die Treppen zum Turmzimmer hinauf. Auch hier hatte erst kürzlich jemand geweilt. Das Bett war gemacht, über einer Stuhllehne hing ein Herrenhemd, auf dem Nachttisch lag neben einer niedergebrannten Kerze ein Stapel Bücher.
    Nun wusste sie, wer sich in ihrem Haus breitmachte. Eilig lief sie nach unten und hinaus zu den Stallungen, wo sie unerwartet einen Besucher entdeckte. Zwar war ihr in diesem Augenblick nicht nach einer Auseinandersetzung, aber vielleicht war es besser, sich den Anführer dieses Unternehmens gleich vorzunehmen.
    „Alexander!“
    Er wandte ihr den Rücken zu, im Begriff, vom Pferd zu steigen, und fuhr beim Klang ihre Stimme überrascht herum. Während er auf sie zukam, beobachtete Harriette ihn. Hatte sie sich den verkniffenen Blick nur eingebildet? Als er vor ihr stand, erhellte jedenfalls ein erfreutes Lächeln seine Züge.
    Er nahm sie bei den Händen und musterte sie anerkennend. „Harriette! Sehr modisch für Old Wincomlee! Schick siehst du aus! Ich habe nicht mit dir gerechnet, Cousine.“
    „Wie ich gesehen habe!“, entgegnete sie kühl. „Was ist das da in meinem Salon?“
    „Schmuggelware natürlich“, sagte er, ihr die Hände küssend. Er grinste breit, wie ein Schuljunge, der bei einem Streich ertappt wurde, völlig ruhig und nicht im Mindesten schuldbewusst.
    „Dir sollte klar sein, dass ich keineswegs billige, wenn das so offen in meinem Haus herumsteht. Als ich fortging, habe ich dich deutlich darauf hingewiesen.“
    „Ich weiß, und es ist meine Schuld.“ Er machte eine abwehrende Geste. „Es war falscher Alarm! Wir dachten, Rodmell wäre uns auf den Fersen.“
    Ihr ungutes Gefühl verstärkte sich angesichts seiner aalglatten Erklärung. „Mein Haus soll nicht ein notorischer Anlaufpunkt für die Zollbeamten sein. Es ist mein Heim, keine Schmugglerhöhle!“
    „Ich bring’s in Ordnung.“ Wie selbstverständlich hakte er sie unter und führte sie zum Haus. „Keine Angst. Ich habe alles im Griff.“
    „Wohnst du hier zurzeit?“, fragte sie, um vorerst nicht auf sein Tun eingehen zu müssen. Er würde seinen Fehler sowieso nie zugeben.
    „Nein, natürlich nicht. Ah, du meinst das Turmzimmer! Ja, ich war ein paar Stunden oben. Jemand musste die Lampe entzünden.“
    „Wiggins kann Anweisungen recht gut ausführen.“
    „Tat er auch.“ Zwischen seinen Brauen erschien eine kleine Falte. „Was bist du so misstrauisch? Hast du plötzlich keinen Spaß mehr am Freihandel? Vertraust du mir nicht mehr?“
    Ob sie das Ganze zu sehr aufbauschte? Sie seufzte; ihr war nicht nach Diskussionen. „Tut mir leid. Die Waren so offen dastehen zu sehen, hat mich überrascht.“
    „Heute Nacht noch lasse ich sie fortschaffen, versprochen!“
    „Ich will das nicht noch einmal haben, Alex.“
    Er hob die Brauen. „Woher die schlechte Laune? Hast du wieder mit dem edlen Earl gestritten?“
    „Nein.“ Sosehr ihr Herz schmerzte, sie wollte und konnte nicht darüber sprechen und würde auch Alexander nicht allzu viel erzählen. Zudem glaubte sie ihm seine Erklärung mit dem falschen Alarm

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