Vermählung um Mitternacht
leise, zog sie an sich und rollte sich mit ihr herum, bis sie auf ihm lag, den Kopf unter seinem Kinn. »Schau mich nicht so bekümmert an. Ich habe dich doch nur aufgezogen.«
Sie verbarg das Gesicht an seinem Hals und antwortete nicht. Nach langem Schweigen sagte sie schließlich: » Alec, war das richtig so?«
Er bog ihren Kopf zurück, bis er ihr Gesicht sehen konnte. »Es war vollkommen. «
Julia legte die Hände auf seine Brust und guckte ihn stirnrunzelnd an. »Ich habe gehofft, dass ich alles richtig machen würde, war mir aber nicht sicher.«
Er grinste und strich ihr eine Locke hinters Ohr. »O, doch.« Er schien irgendetwas in ihrem Blick wahrzunehmen und fragte: »Julia, habe ich dir wehgetan?«
Wieder lief sie rot an. »O nein. Es war unangenehm, aber nur ganz kurz.« Sie legte den Kopf schief. »Fühlt es sich immer so an?« Alec schüttelte den Kopf. Er war mit mehr Frauen im Bett gewesen, als er zählen konnte. Jedes Mal hatte er Freude verschenkt und empfangen, aber einen so gewaltigen Höhepunkt wie mit Julia hatte er noch nie erlebt. Es ging über rein körperliche Empfindungen hinaus. Julias Reaktion befriedigte ihn auf irgendeiner anderen Ebene, über die er nicht so genau nachdenken wollte. »Es ist jedes Mal anders.«
Sie machte große Augen. » Jedes Mal?«
Er grinste und nickte. »Und es wird immer besser.«
Julias Augen verdunkelten sich, als sie die Hand auf seine stoppelige Wange legte. Lang sah sie ihn an. »Alec, ich will nicht mehr streiten. «
Erst wollte er gar nicht glauben, dass sie so vollständig kapitulierte. Aber bei Julia wusste man eben nie. Er zog sie an sich und lachte leise. »Dann tun wir es eben nicht mehr.«
Ihre Ankündigung versüßte ihm die Nacht nur noch mehr. Morgen würde sie sich aus der Vereinigung zurückziehen, und dann würden sie noch einmal von vorn anfangen. Alec lächelte zufrieden und küsste sie auf die Stirn. Mit einem frohen Lächeln schmiegte sie sich an ihn.
Lange hielt er sie so fest. Während er ihrem steten Herzschlag lauschte, erinnerte er sich an ihr Geständnis, dass sie die Liebe kannte - und zwar seit vier Jahren schon. Er versuchte sich den Musterknaben vorzustellen, der eine so unverbrüchliche Zuneigung verdient hatte, doch ihm fiel niemand ein.
Alecs Miene verfinsterte sich. Er wollte verflucht sein, wenn er tatenlos zusähe, wie seine Frau sich nach einem anderen Mann verzehrte. Als ob sie den Wandel in ihm gespürt hätte, begann Julia zu zittern.
Er zog ihr die Decke über die Schultern und steckte sie unter ihrem Kinn fest. Wie ein Kind kuschelte sie sich tiefer hinein. Mit einem bitteren Lächeln grübelte er über diese Ironie des Schicksals nach: Im Lauf der Jahre hatte er mit zahllosen Gattinnen getändelt und sich nie Sorgen wegen ihrer Ehemänner gemacht. Und nun lag er mit seiner eigenen Frau im Bett und missgönnte ihr die einzige Leidenschaft, die sie je empfunden hatte.
Julia seufzte im Schlaf und drehte sich zu ihm um. Die Decke rutsche herunter und entblößte eine blasse Brust. Vor Kälte zog sich die Brustspitze zusammen, und ihn durchfuhr erneut die Lust. Am liebsten hätte er sie geliebt, bis sie nur noch an ihn dachte, und er stützte sich auf, um in ihr schlafendes Gesicht zu blicken. Doch als er die Schatten unter ihren Augen sah, legte sich seine schwellende Begierde.
Mit einem Seufzen des Bedauerns zog er die Decke über sich und seine Frau. Morgen würde genug Zeit sein, um die Tiefe ihrer Leidenschaft auszuloten. Er schloss die Augen und schlummerte ein, voll Befriedigung, dass Julia ab morgen wenigstens die ermüdende Arbeit für die Vereinigung erspart blieb.
23. KAPITEL
Alec wurde vom Lärm auf der Straße geweckt. Kutschen ratterten vorbei, Straßenhändler priesen ihre Waren an, Stimmen grüßten laut. Er runzelte die Stirn. Sein Zimmer ging doch gar nicht nach vorn hinaus ... natürlich. Er war nicht in seinem, sondern in Julias Zimmer. Mit einem schlaftrunkenen Lächeln streckte Alec den Arm aus, um sie an sich zu ziehen.
Seine Hand berührte zerknüllte Laken und ein Kissen. Er tastete weiter, bis zum Bettrand, aber neben ihm lag niemand. Plötzlich hellwach, stützte er sich auf einen Ellbogen und sah sich um.
Julias Nachthemd lag noch auf dem Boden, ein einsames Spitzenhäufchen, und ihr Morgenmantel hing über einem Stuhl. Bis auf das zerwühlte Bett war alles makellos aufgeräumt und merkwürdig leer. Vielleicht war sie unterwegs, um das Frühstück zu bestellen. Die Vorstellung,
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