Vermählung um Mitternacht
seine nicht mehr ganz so keusche Frau wolle ihm das Frühstück im Bett servieren lassen, fand er sehr passend.
Er drehte sich auf den Rücken und legte die Hände unter den Kopf. Kühl spürte er die Luft auf der nackten Haut. Obwohl er spät zu Bett gegangen war und jede Menge Brandy getrunken hatte, fühlte er sich so frisch und ausgeruht, als hätte er eine Woche geschlafen. Vielleicht hatte es doch Vorteile, mit einer Frau wie Julia verheiratet zu sein - die den Drang verspürte, sich um alles und jeden zu kümmern. In letzter Zeit hatte er gedacht, dass sie ihn von der Liste ihrer Schützlinge gestrichen hatte. Da war es sehr befriedigend, dass sie für ihn zumindest ein wenig ihrer unerschöpflichen Fürsorge erübrigen konnte.
Das Kissen kitzelte ihn am Ohr. Er hob die Hand, um es fortzuschieben, und roch dabei etwas vom Duft ihrer Leidenschaft.
Ruhelos türmte er die Kissen hinter sich auf und zog sich das dünne Laken über den Schoß. Sobald sie wiederkam, würde es ihm große Freude machen, ihr zu zeigen, wie sehr er den Morgen liebte, wenn die Luft noch frisch war und das Licht alle Schatten verscheuchte. Ein morgendliches Liebesspiel versetzte einen den ganzen Tag in gute Stimmung. Der Gedanke an ihre Zügellosigkeit ließ ihn voll Ungeduld die Minuten zählen.
Eine weitere Viertelstunde verstrich, und noch immer keine Julia. Wo zur Hölle war sie bloß?
Er schalt sich einen Narren, dass er im Bett lag und auf sie wartete, und schaute sich nach etwas um, mit dem er seine Blöße bedecken konnte. Selbst wenn er die Laken und Decken dreimal um sich wickelte, würde ihr Ende dennoch wie eine Schleppe hinter ihm her schleifen. Alec hob das Spitzennachthemd auf und legte es sich probeweise um die Hüften, doch zeigte es mehr, als es verbarg.
Er ließ es wieder fallen, griff zum rüschenreichen Morgenrock und befestigte ihn um seine Hüften. Er wallte ihm in duftigen Kaskaden bis zum Knie, doch daran konnte er jetzt auch nichts ändern.
Leise über die Unannehmlichkeiten schimpfend, welche die Ehe mit einer unabhängigen Frau mit sich brachte, öffnete er die Tür und spähte in den Flur. Er hoffte wider alle Vernunft, dass draußen keiner seiner Dienstboten zugange wäre, die sich immer in alles einmischten.
Gott sei Dank war niemand zu sehen; nur von unten drang Mrs. Winstons Stimme herauf. Erleichtert machte er die Tür weiter auf, beugte sich hinaus und guckte sich auf dem Boden nach seinem Morgenrock um.
»Guten Morgen, Mylord.« Burroughs stand in Alecs Tür. »Chilton fand Ihren Morgenrock heute früh, als er Ihnen das Wasser zum Waschen brachte. Ich glaube, er macht Myladys Pagen für den Zwischenfall verantwortlich.«
Alecs Gesicht wurde heiß, doch er wich nicht zurück. »Bestimmt weiß er, dass ich ihn dort liegen gelassen habe.«
»Gewiss, Mylord. Wenn Sie ausgiebig genug im Flur herumgelungert haben, möchten Sie dann Ihr Frühstück?«
»Ich lungere nicht herum !«
Der Butler musterte Alecs behelfsmäßigen Lendenschurz. »Wie Sie meinen, Mylord.«
Alec ignorierte das Bedürfnis, in sein Zimmer zu flüchten und die Tür hinter sich zuzuknallen, und band den Morgenrock fester.
»Haben Sie meine Frau gesehen?«
»Ja, Sir. Sie ging früh am Morgen aus dem Haus.«
»Hat sie gesagt, wohin sie will?«
»Johnston klagte, dass er nach Whitechapel müsse, Mylord. Ich denke, dass sie zu einer ihrer Versammlungen ging.« Der Butler machte eine Pause und fügte dann ehrerbietig hinzu: »Mir schien, als sei Ihre Gattin etwas verstört.«
Dahin also war sie gefahren. Alec zweifelte nicht daran, dass Julia dieser Gang sehr schwer fiel. Engagiert, wie sie war, brach es ihr bestimmt das Herz, die Vereinigung im Stich zu lassen. Er runzelte die Stirn. Sie hätte auf ihn warten sollen, damit er sie begleitete.
Auf der Treppe vernahm man Chiltons unverwechselbaren Trippelschritt.
»O Gott«, murmelte Alec. Er straffte die Schultern und marschierte in sein Zimmer. Im Vorbeigehen starrte er Burroughs noch warnend an. »Kein Wort zu den anderen.«
»Das würde mir nie im Leben einfallen, Mylord.« Sein trockener Ton verriet eine Spur Belustigung.
Längst nicht mehr guter Laune, schlug Alec die Tür hinter sich zu. Auch wenn Julia nur das tat, was er verlangt hatte, wurmte es ihn, dass sie so einfach aus dem Bett springen und in die Stadt fahren konnte, als wäre letzte Nacht nichts Bedeutendes passiert. Verdammt, wenn er an diesem Morgen ein wenig zittrig auf den Beinen war, konnte man das von
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