Vermählung um Mitternacht
herbei und ließ sich zum Hunterston House fahren. Während das Fahrzeug die Straße entlangratterte, lüpfte er den Vorhang und sah hinaus.
Hunterston House war nicht so eindrucksvoll wie seine eigene Stadtresidenz, aber es hatte auch seinen Reiz. Im Moment lag bis auf ein einziges erleuchtetes Fenster oben alles im Dunkeln. Nick fragte sich, ob die unerschütterliche Julia auf die Rückkehr ihres Gatten wartete.
Er lächelte und ließ den Vorhang fallen. Bald würde alles ihm gehören. Sehr zufrieden mit sich, klopfte er mit dem Stock ans Dach der Kutsche und dirigierte sie nach Mayfair, wo ihn seine gräfliche Residenz in einsamer Pracht erwartete.
25. KAPITEL
Der Morgen graute schon, als Alec nach Hause kam. Ohne Hut und Handschuhe abzulegen, stürmte er die Treppe hinauf, zwei Stufen auf einmal nehmend, und stieß die Tür zu Julias Schlafzimmer auf.
Als die Tür gegen die Wand krachte, fuhr Julia auf. Mit wirrem Haar und geröteten Wangen presste sie das Laken an sich und blinzelte verschlafen. »Alec?«
Sein Zorn flammte auf. »Wer sollte dich um diese Zeit denn sonst besuchen?«
Sie runzelte die Stirn und schob den schweren, honigbraunen Zopf über die Schulter. »Was ist denn los?«
Er schnaubte ungeduldig, trat ans Bett und warf die Karte auf das Deckbett. »Was hat das zu bedeuten?«
Julia nahm die Karte und betrachtete sie. »Sieht wie eine Karte aus. Ich kann es leider nicht so genau lesen.«
»Dort steht V.EN.«
Sie riss die Augen auf. »Ist das zufällig ein Herrenausstatter?«
»Nein.«
»Wie schade. Erst kürzlich hat Edmund gesagt, er brauche einen guten ...«
»Du weißt ganz genau, wessen Karte das ist.«
Julia seufzte, und der unschuldige Gesichtsausdruck verschwand. »Natürlich weiß ich das.« Sie hielt die Karte auf Armeslänge von sich weg. »Wir hätten doch die cremefarbenen nehmen sollen, aber Tante Maddie wollte nichts davon hören.«
»Lady Birlington war dabei, als du die Karten in Auftrag gegeben hast?«
»O ja. Sie hatte etwas gegen die Farbe, die Größe, und ihr passte nicht, was darauf geschrieben stand. Wirklich eine hilfreiche Frau.«
Alec fuhr sich durch die Haare. »Großer Gott.«
»Was ist denn?«
»Und da fragst du noch?«
»Ach, um Himmels willen!« Julia warf die Decke zurück und schob die Beine über den Bettrand. »Du bist wirklich furchtbar albern - kommst hier hereingestürmt und machst wegen einer simplen Karte ein solches Höllentheater. Du bist inzwischen ja noch prüder als der gute Reverend Ashton! «
Alec hörte kaum, was sie sagte. Julias Nachthemd schimmerte in der Morgendämmerung - der rosarote Satin war ebenso hübsch anzusehen wie die Person darunter mit ihren zart gerundeten Brüsten und den langen Beinen.
Alec zog sich bei diesem Anblick das Herz zusammen. »Wo hast du das Nachthemd her?«
Sie strich über die Seide. »Das? Ich habe es gestern gekauft.« Sie schaute ihn durch die Wimpern hindurch an, und ihren Mund umspielte ein leises Lächeln. »Gefällt es dir?«
Er fand es furchtbar. Furchtbar, weil es ihre Gestalt so verführerisch umschmeichelte und ihm plötzlich alles wehtat vor Verlangen und Frustration.
Der Himmel helfe ihm, aber am liebsten hätte er ihr die rosa Seide vom Leib gerissen und ... Er knirschte mit den Zähnen und konzentrierte sich mit aller Kraft wieder auf sein Anliegen. »Ich bin hier, um mit dir über diese Karte zu sprechen, nicht über dein schamloses Nachthemd.«
Das Blut stieg ihr ins Gesicht, bis sie ebenso zartrosa war wie ihr Nachthemd. »Ich finde es nicht schamlos, sondern sehr bequem. Außer wenn ich mich umdrehe, denn dann rutscht es an der Taille hoch und zwischen die ... «
»Herr im Himmel! « platzte er heraus. Wenn es nicht ausgerechnet Julia gewesen wäre, hätte er geglaubt, sie wolle ihn reizen. »Du siehst zornig aus.«
»Vermutlich sollte mich die Wahl deines Nachthemds nicht schockieren. Eine Frau, die Geschäftskarten austeilt wie eine gemeine Händlerin, würde sich auch nichts dabei denken, nackt ins Bett zu steigen.«
Julia verzog den Mund. »Ich weiß nicht, wieso dir das noch etwas ausmacht. Du behauptest doch, wir seien sowieso ruiniert.«
»Wir haben immer noch eine Chance, wenn auch eine kleine.«
»Nicht wenn du durch die ganze Stadt ziehst, trinkst und spielst und was weiß ich noch.«
Steif erklärte Alec: »Im Gegensatz zu dir liegt mein Verhalten aber sehr wohl im allgemein akzeptierten Rahmen.«
Sie reckte das Kinn. »Aber nur, weil an Männer nicht so
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