Vermählung um Mitternacht
Brocken entzifferte.
Wohlbekannte Wohltäterin ... Lady Hunterston ... bietet Dienstbotenvermittlung für viele ... dahinter verbirgt sich exklusives Bordell... frequentiert von Herzogen und Abgeordneten ...
Vor ihren Augen drehte sich alles. Sie nahm kaum wahr, dass Alec ihr die Zeitung aus den kraftlosen Händen nahm. »Lieber Himmel«, sagte sie schwach.
Die Tür öffnete sich. »Der Duke of Wexford«, verkündete Burroughs.
Lucien kam hereingeschlendert. Als er die Zeitung in Alecs Händen erblickte, blieb er stehen. »Verdammt, du hast es schon gelesen.«
Alec nickte knapp.
In Julias Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander. Zum ersten Mal sah sie wirklich schwarz für das Versprechen, das Alec seinem Großvater gegeben hatte.
Bisher hatten sie nur mit Andeutungen und vagen Gerüchten zu tun gehabt, und vor diesen hatte sie sich nicht gefürchtet. Aber das hier, ein Zeitungsartikel, der Namen nannte und so offiziell wirkte ... ihr schnürte es die Kehle zu.
Sie schaute auf und merkte, dass Alec sie anguckte. Sein Gesichtsausdruck war unergründlich. Er hielt die Zeitung mit beiden Händen gepackt, und sie hätte ihm keinen Vorwurf gemacht, wenn er sie nach ihr geschleudert hätte.
Sie holte tief Atem und meinte: »Die Testamentsvollstrecker werden das auch lesen.«
Alec nickte kurz, was sie gründlicher beschämte, als viele Worte es vermocht hätten. Wie ein eisernes Band legte sich das Elend um ihre Brust. Julia ließ sich in einen Sessel sinken und versuchte nachzudenken.
»Sei nicht so wütend, Alec«, mahnte Edmund. »Ich hole Tante Maddie. Die wird wissen, was zu tun ist.«
Wie erstarrt schüttelte Alec den Kopf. »Der Schaden ist angerichtet.«
Edmund lief zur Tür, sich den Hut auf die wirren Locken stülpend. »Wir können nicht einfach hier herumsitzen und gar nichts tun. Tante Maddie kennt sich in der Gesellschaft aus. Ich komme zurück, sowie ich mit ihr gesprochen habe.«
Julia hörte, wie sich Edmunds Schritte entfernten. Wohler war ihr bei seinen Worten doch geworden. Bisher hatte Lady Birlington immer gewusst, was zu tun war. ,,Vielleicht kann Lady Birlington ja ...«
»Diesmal nicht.« Alec warf die Zeitung auf den Tisch und bedachte seine Frau mit einem düsteren, vernichtenden Blick. »Inzwischen haben die Testamentsvollstrecker diesen ekelhaften Artikel Wort für Wort gelesen. Du ...« Er hielt inne, als fehlten ihm die Worte, und sein Gesicht wurde ganz ausdruckslos, als kämpfte er gegen irgendein heftiges Gefühl an.
Sie wusste, was der trostlose Blick zu bedeuten hatte. Jede Vorhersage, die er über ihre Wohltätigkeitsarbeit gemacht hatte, war eingetroffen. Wegen ihrer Sturheit, weil sie sich geweigert hatte, Kompromisse zu schließen, hatten sie nun alles verloren.
Sie schluckte. »Alec, vielleicht wenn ich ...«
»Nein. Du hast schon genug getan.«
»Alec«, sagte Lucien und legte seinem Freund begütigend die Hand auf den Arm, »deine Frau hat es doch nicht böse gemeint.«Burroughs kam mit einem kleinen Silbertablett herein, auf dem ein Brief lag. »Mylord, das wurde eben von Mr. Pratt abgegeben. Er bittet um sofortige Antwort.«
Julia beobachtete, wie Alec den Umschlag aufriss. Seine Miene verdüsterte sich, als er den Brief las. Schließlich schaute er zu Burroughs. »Richten Sie Mr. Pratt aus, dass ich zu der Zusammenkunft komme, wann immer es den Testamentsvollstreckern passt.« Der Butler verbeugte sich und verließ den Raum.
Alec fluchte und knüllte das Papier zusammen.
Lucien seufzte. »Ich nehme an, sie haben den Artikel gelesen und verlangen nun Rechenschaft von dir.«
Alec warf den Brief ins Feuer. »Sie können es gar nicht abwarten, mich fertig zu machen.«
Julia rieb sich die Stirn, um die Schmerzen zu vertreiben. Es war alles so ungerecht. Aber sie weigerte sich zu glauben, dass nichts dagegen unternommen werden könne. »Alec, vielleicht kann uns der eine oder andere doch helfen. Lady Birlington wird tun, was sie kann, und der Vorstand der Vereinigung könnte ... «
Er fuhr zu ihr herum, so zornig, dass sie zurückwich. »Vergiss deine verfluchte Vereinigung und das Erbe! Verstehst du denn nicht, was das alles bedeutet?«
»Natürlich verstehe ich es. Es bedeutet, dass das Vermögen auf dem Spiel steht...«
»Zur Hölle mit dem Geld, Julia. Es bedeutet, dass du ruiniert bist. Absolut und ganz und gar ruiniert.«
»Das ist mir gleichgültig.«
»Es wird dir einiges ausmachen. Die Leute werden dir so schnell den Rücken zuwenden, dass du
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