Vermählung um Mitternacht
die Nase. »So etwa alles.«
Lord Kennybrooks Miene verfinsterte sich, und Dr. Crullen intervenierte: »Mir will zwar kein größeres Projekt einfallen, aber ich brauche eine Haushälterin. Mrs. Jenner hat beschlossen, zu ihrer Tochter aufs Land zu ziehen. Vielleicht könnte ich eine von den Frauen beschäftigen.«
»Es ist wirklich schwierig, gute Dienstboten zu finden«, stimmte Tumbolton zu. »Ich benötige jemanden für die Wäsche.«
Julia wünschte sich, dass Hunterston House größer wäre. So konnte sie höchstens zwei, drei Frauen Arbeit geben, und die wären dann auch noch ungelernt. Allerdings könnte Mrs. Winston sie natürlich einweisen, wie sie das bei Muck auch getan hatte.
»Lieber Himmel!« rief Julia aus. »Ich hab’s! Seit Wochen schon sucht Mrs. Winston nach einer Köchin, und Lady Birlington braucht eine Zofe, und die Dowager Duchess of Roth behauptet, für eine Zofe, die Haare flechten kann, würde sie ihr linkes Auge hergeben!«
Lord Kennybrook schnaubte. »Wozu soll das gut sein? Selbst mit Tumboltons Wäscherin hätten wir dann nur fünf Frauen vermittelt, und dabei müssen wir uns um Hunderte kümmern.«
»Genau! Wir richten eine Schule ein, die die Frauen der Vereinigung zu den besten Dienstboten von London ausbildet. Wir eröffnen eine Dienstbotenagentur! « Aufgeregt trommelte Julia mit den Fingern auf den Tisch. »Ich kenne ein Dutzend Damen der Gesellschaft, die Zofen, Köchinnen, Haushälterinnen einstellen wollen.« Der Pfarrer strich sich übers Kinn. »Miss Frant, ich glaube fast, Sie haben es getroffen.«
»Es ist ein gesunder, ehrbarer Beruf«, meinte Tumbolton nachdenklich nickend. »Und es wäre kein großer Aufwand, damit zu beginnen.« Mit wachsender Begeisterung strahlte er: »Wir sollten sofort anfangen.«
»Die Sache hat nur einen Haken«, gab Dr. Crullen zu bedenken. »Um damit Erfolg zu haben, brauchen wir einen Fürsprecher, der für uns bürgt. Vorzugsweise jemanden, der selbst zum ton gehört.«
Lord Kennybrook wedelte mit der Hand durch die Luft. »Wie wäre es, wenn wir Lord Burtons neue bessere Hälfte einspannten? Sie könnte es ein bisschen herumerzählen. Wird nicht lang dauern, bis sämtliche Frauenzimmer darüber reden.«
Hoffnungsvoll betrachtete Julia Lord Burton.
Er faltete die Hände über dem Bauch und schürzte die dicken Lippen. »Ich bezweifle, dass Marie viel ausrichten kann. Sie ist nicht so gut angekommen, wie sie es sich erhofft hatte.« Verlegen zuckte er die Schultern. »Wahrscheinlich sollte ich sie öfter begleiten. Aber ich bekomme Magenschmerzen, wenn ich dauernd unterwegs bin.«
Frustriert wandte sich Julia an Lord Kennybrook. »Sie kennen doch bestimmt jemanden.«
»Ich kenne jede Menge Leute, mein Kind. Aber die meisten sind schon zu alt, um noch die Dienstboten zu wechseln. Es sei denn natürlich, einer würde sterben.« Seine Miene hellte sich auf. »Vielleicht gibt es dieses Jahr wieder so eine schreckliche Influenzawelle.«
»Hoffentlich nicht«, warf Julia hastig ein. »Es muss doch jemand ...« Sie verstummte. Konnte sie? Durfte sie es wagen?
»Was ist denn?« fragte der Pfarrer.
Vielleicht, wenn sie diskret war, ging alles gut. Sie konnte einfach nicht zulassen, dass aus ihrer wunderbaren Idee nichts wurde. »Ich weiß genau die richtige Person für uns. Überlassen Sie es nur mir.«
»Wunderbar!« rief der Pfarrer, über das ganze Gesicht strahlend. »Ich war mir sicher, dass wir uns auf Sie verlassen können! «
Der Rest der Versammlung stimmte herzlich zu und strahlte Julia voll Stolz an. Vielleicht hatte ihr das Schicksal Muck aus diesem Grund geschickt: um ihr den rechten Weg für die Vereinigung zu weisen. Alles passte genau zusammen.
Beim Gedanken an Muck sah Julia auf die Uhr. In einer halben Stunde wurde in Hunterston House der Schneider erwartet, der Mucks Pagenlivree anmessen sollte. Es hatte ihr einen Riesenspaß gemacht, die Kleider für das große Debüt des Knaben heute Abend zu ordern - mehr als bei ihren eigenen.
Ihr krampfte sich der Magen zusammen. Wie sie sich vor diesem Abend fürchtete. Sie bekämpfte ihre Nervosität und erhob sich. »Ich gehe nur ungern, aber mich ruft die Pflicht.«
Die Herren standen auf. Mr. Tumbolton war der erste an der Tür und bat, sie begleiten zu dürfen.
»Das ist wirklich sehr nett von Ihnen, aber gar nicht nötig. Auf mich wartet draußen eine Kutsche.«
Lord Kennybrook und Lord Burton näherten sich ihr mit der wichtigtuerischen Selbstsicherheit alter
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