Vermaehlung um Mitternacht
trat ans Bett und warf die Karte auf das Deckbett. „Was hat das zu bedeuten?“
Julia nahm die Karte und betrachtete sie. „Sieht wie eine Karte aus. Ich kann es leider nicht so genau lesen.“
„Dort steht V.EN.“
Sie riss die Augen auf. „Ist das zufällig ein Herrenausstatter?“ „Nein.“
„Wie schade. Erst kürzlich hat Edmund gesagt, er brauche einen guten ..."
„Du weißt ganz genau, wessen Karte das ist.“
Julia seufzte, und der unschuldige Gesichtsausdruck verschwand. „Natürlich weiß ich das.“ Sie hielt die Karte auf Armeslänge von sich weg. „Wir hätten doch die cremefarbenen nehmen sollen, aber Tante Maddie wollte nichts davon hören.“
„Lady Birlington war dabei, als du die Karten in Auftrag gegeben hast?“
„O ja. Sie hatte etwas gegen die Farbe, die Größe, und ihr passte nicht, was darauf geschrieben stand. Wirklich eine hilfreiche Frau.“
Alec fuhr sich durch die Haare. „Großer Gott.“
„Was ist denn?“
„Und da fragst du noch?“
„Ach, um Himmels willen!“ Julia warf die Decke zurück und schob die Beine über den Bettrand. „Du bist wirklich furchtbar albern - kommst hier hereingestürmt und machst wegen einer simplen Karte ein solches Höllentheater. Du bist inzwischen ja noch prüder als der gute Reverend Ashton! “
Alec hörte kaum, was sie sagte. Julias Nachthemd schimmerte in der Morgendämmerung - der rosarote Satin war ebenso hübsch anzusehen wie die Person darunter mit ihren zart gerundeten Brüsten und den langen Beinen.
Alec zog sich bei diesem Anblick das Herz zusammen. „Wo hast du das Nachthemd her?“
Sie strich über die Seide. „Das? Ich habe es gestern gekauft.“ Sie schaute ihn durch die Wimpern hindurch an, und ihren Mund umspielte ein leises Lächeln. „Gefällt es dir?“
Er fand es furchtbar. Furchtbar, weil es ihre Gestalt so verführerisch umschmeichelte und ihm plötzlich alles wehtat vor Verlangen und Frustration.
Der Himmel helfe ihm, aber am liebsten hätte er ihr die rosa Seide vom Leib gerissen und ... Er knirschte mit den Zähnen und konzentrierte sich mit aller Kraft wieder auf sein Anliegen. „Ich bin hier, um mit dir über diese Karte zu sprechen, nicht über dein schamloses Nachthemd.“
Das Blut stieg ihr ins Gesicht, bis sie ebenso zartrosa war wie ihr Nachthemd. „Ich finde es nicht schamlos, sondern sehr bequem. Außer wenn ich mich umdrehe, denn dann rutscht es an der Taille hoch und zwischen die ... “
„Herr im Himmel! “ platzte er heraus. Wenn es nicht ausgerechnet Julia gewesen wäre, hätte er geglaubt, sie wolle ihn reizen. „Du siehst zornig aus.“
„Vermutlich sollte mich die Wahl deines Nachhemds nicht schockieren. Eine Frau, die Geschäftskarten austeilt wie eine gemeine Händlerin, würde sich auch nichts dabei denken, nackt ins Bett zu steigen.“
Julia verzog den Mund. „Ich weiß nicht, wieso dir das noch etwas ausmacht. Du behauptest doch, wir seien sowieso ruiniert.“ „Wir haben immer noch eine Chance, wenn auch eine kleine.“ „Nicht wenn du durch die ganze Stadt ziehst, trinkst und spielst und was weiß ich noch.“
Steif erklärte Alec: „Im Gegensatz zu dir liegt mein Verhalten aber sehr wohl im allgemein akzeptierten Rahmen.“
Sie reckte das Kinn. „Aber nur, weil an Männer nicht so hohe Ansprüche gestellt werden wie an Frauen. Wenn ich mich wie du benähme, würde niemand mehr mit mir reden.“
„Wie viele dieser verfluchten Karten hast du verteilt?“
Kühl und unbeeindruckt erwiderte Julia: „So viele ich konnte.“ „Gütiger Himmel! “
Sie ignorierte diesen Ausbruch und stand auf. Ohne ihm auch nur einen einzigen Blick zu gönnen, ging sie zum Waschgestell und machte sich an den Verschlüssen ihres Nachtgewands zu schaffen. Alec schluckte. „Was tust du da?“
„Ich ziehe mich an. Deinetwegen bin ich jetzt hellwach, da kann ich genauso gut aufstehen.“ Als wäre es das Natürlichste auf der Welt, begann sie ihr Nachthemd aufzuknöpfen.
Fasziniert beobachtete Alec, wie sie erst das eine und dann das andere hellrosa Band lockerte. Dann glitten die Bänder aus der Seide und zu Boden.
Einen verrückten Augenblick überlegte er, seinen Stolz herunterzuschlucken und sie in die Arme zu nehmen und ins Bett zurückzutragen, das sie einst geteilt hatten. Leidenschaftlich, wie sie war, würde er sie bestimmt herumbekommen.
Doch sie herumzubekommen war nicht genug. Es würde nie genügen. Aber mehr konnte sie ihm nicht geben. Ihr Herz gehörte ja
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