Vermaehlung um Mitternacht
jemand sie belauschte, guckte er sie an und zog sie an sich. „Ich könnte Nick für seine Unverschämtheit erwürgen.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob dein Vetter überhaupt etwas mit dem Gemälde zu tun hatte.“
Alecs Mund wurde schmal. „Wie kannst du das sagen? Er hat die ganze Sache geplant.“
„Nein, er hat die Situation nur ausgenutzt. Mir kam es so vor, als würde Therese hinter allem stecken. Ich hatte das Gefühl, dass er ebenso überrascht war wie du.“
„Deine Gefühle kenne ich, meine Liebe“, entgegnete Alec und packte ihre Hand fester. „Und sie behagen mir gar nicht.“
Vor Scham errötete sie von Kopf bis Fuß. Er wies ihre Liebe so leichthin zurück, ohne auch nur zu zögern. Bemüht, ihm nicht zu zeigen, wie verletzt sie war, versuchte sie, den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern.
Doch er hielt sie noch fester und drückte sie an sich, ohne auf die anderen Paare auf der Tanzfläche zu achten, die sie schon beobachteten und zu flüstern begannen. „Bist du so darauf aus, mich loszuwerden, meine Liebe? Vielleicht möchtest du ja lieber mit Nick tanzen?“
Nach all den Katastrophen, die dieser Tag mit sich gebracht hatte, stieg nun Zorn in ihr auf. Zorn auf Nick und Therese, die sich gegen sie verschworen hatten, auf all die Gäste, die danebengestanden und ihre öffentliche Demütigung voll Spannung verfolgt hatten, Zorn auf Alec, der sich über das Einzige, was ihr noch blieb, lustig machte - die Liebe, die sie für ihn empfand.
Sie reckte das Kinn und starrte ihn an. „Zumindest wäre Nick so wohlerzogen, mich nicht auf der Tanzfläche herumzuzerren.“
Er guckte sie fassungslos an und blieb dann stehen. „Wenn du so empfindest, werde ich mich dir nicht länger auf drängen.“ Ohne ein weiteres Wort ließ er sie mitten auf der Tanzfläche stehen.
Julia stand allein da, ein Ziel mitleidiger und spöttischer Blicke, ihre Demütigung ein Genuss für die anderen Gäste. Wie konnte Alec ihr das nur antun? Sie stählte sich, um sich nur ja nichts anmerken zu lassen, während sie sich ihren Weg durch die herumwirbelnden Paare bahnte.
Trotz bester Vorsätze schwammen ihre Augen vor Tränen, und ihre Kehle war wie zugeschnürt. Nur ihr eiserner Wille verhinderte, dass sie auf der Stelle in Tränen ausbrach.
Plötzlich stand Nick vor ihr, ergriff ihre Hand und verbeugte sich vor ihr. „Wie nett von Alec, sich daran zu erinnern, dass Sie diesen Tanz mir versprochen hatten.“ Warm schloss sich seine Hand um die ihre, während sich die andere um ihre Taille legte. „Wollen wir?“
Julia zögerte, doch er drängte leise: „Kommen Sie, Julia. Zeigen Sie, dass Sie sich ein derartig ruppiges Benehmen nicht bieten lassen.“
Schließlich nickte sie und ließ sich von Nick zum Tanz führen. Ihr Inneres war in Aufruhr, sie war zornig und verletzt.
„Alle beobachten Sie, meine Liebe“, sagte Nick. „Sie müssen lächeln, wenn Sie die Skandalhungrigen enttäuschen möchten.“
„Was kümmert Sie das? Es überrascht mich, dass Sie mit mir tanzen, vor allem, nachdem Alec Ihnen bei White’s die Nase blutig geschlagen hat.“
Zorn blitzte in seinem Gesicht auf, doch gleich darauf lächelte er schon wieder. „Wir hatten nur eine kleine Auseinandersetzung, mehr nicht.“ Sanft drückte er ihre Hand. „Ich mache Ihnen Alecs Verfehlungen nicht zum Vorwurf, meine Liebe. Ich halte Sie nicht für eine ... Einheit.“
Julia musste sich auf die Lippen beißen, damit sie nicht zitterten. „Sie haben immer noch nicht gesagt, warum Sie mir jetzt helfen, Nick. Ich will nicht unhöflich sein, aber ich traue Ihnen nicht.“
Er lachte. „Vielleicht leide ich ja an denselben ritterlichen Anwandlungen, die meinen Vetter Alec so plagen. Aber das ist egal. Wichtig ist, dass Sie nicht den Verdacht erwecken, Alecs Unhöflichkeit habe Sie verletzt.“
Julia hob das Kinn. „Mir ist gleichgültig, was die anderen von mir denken.“
„Bravo, Cousine Julia. Genau diese Haltung ist jetzt opportun. Und nun sprechen wir von etwas, das Ihnen mehr am Herzen liegt. Wollen Sie mir verraten, wie sich Ihr Straßenjunge macht? Mir ist aufgefallen, dass Sie ihn heute Abend nicht dabei haben.“
„Er ist leicht erkältet. “ Beim Gedanken an Muck, an sein schlaftrunkenes Lächeln, als er mit einem von Mrs. Winstons berühmten Senfumschlägen auf der Brust eingeschlummert war, entspannte sie sich ein wenig.
„Und die liebreizende Desiree?“
Julia runzelte die Stirn. „Darüber wollte ich schon mit
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