Vermaehlung um Mitternacht
Treppe um, als plane sie die Flucht. „Wenn man das Maraschinogelee gelten lässt, schon.“ Er streckte die Hand aus und nahm eine ihrer goldbraunen Locken zwischen die Finger. Wie ein seidenes Netz verfingen sich ihre Haare in seiner Hand. „Ich meine etwas weitaus Großartigeres als Maraschinogelee, Liebes.“
„Oh.“ Ihre Lippen bebten.
Alec beugte sich vor, bis sein Mund kurz vor dem ihren war. „Vergnügen kann so vieles bedeuten, Julia. Ein Walzer auf der Terrasse im sanften Mondschein. Die Aufregung, eine Wette abzuschließen, von der man weiß, dass man sie gewinnt. Der frische Duft nach einem Frühlingsregen.“
„Duft ... Frühlingsregen“, wiederholte sie und leckte sich die Lippen, so dass sie feucht schimmerten.
Mit dem Handrücken strich er ihr über das Kinn und über den Hals. Sie schluckte. Wie alle ihrer Bewegungen zeichnete sich auch diese durch Anmut und Sparsamkeit aus.
„Es kommt noch mehr“, flüsterte er heiser.
Flatternd schaute sie auf. „Das habe ich befürchtet.“
Die sinnliche Wärme ihres Blicks sprach von dunklen Freuden. Er fragte sich, wie sie heute wohl schmecken mochte. Süß und züchtig? Warm und weich, nach Unschuld und Begierde? Oder würde sie ihn mit einer Leidenschaft überraschen, die so heiß war, dass sie sie beide zu verzehren drohte?
Ohne auf seine nassen Sachen zu achten, drängte er sich hart an sie. Sie keuchte, und er versenkte die Hand in ihren Haaren und hielt sie fest. Ihr Duft stieg zu ihm auf. „Vergnügen, meine süße Julia, kann auch der Geruch nach Zitrone und Zimt an unerwarteter Stelle sein.“
Zwischen ihnen knisterte es. Der rasche Herzschlag, den er an ihrem zarten Hals spürte, verriet ihm, dass sie es ebenso fühlte -und sich wie er dagegen wehrte.
Aber warum? Weshalb sollte man sich gegen eine solche körperliche Anziehung wehren? Julia verweigerte ihm die Befriedigung, die seine Begierde lindern könnte. Vielleicht verzehrte sie sich ja nach ihm ebenso wie er sich nach ihr. Wenn er auch nur über ein wenig Edelmut verfügte, würde er etwas unternehmen, um ihrer beider Frustration ein Ende zu bereiten.
Erfreut ob dieses vernünftigen Einfalls, legte er ihr lächelnd die Hand an die Wange. Sie fühlte sich kühl und glatt wie Seide an. Er flüsterte: „Bei der höchsten Form körperlichen Vergnügens pocht einem das Herz so heftig, dass man glaubt, vor lauter Entzücken, vor lauter Sinnenfreude zu vergehen. Es ist weit mehr als ein Kuss.“
„Mehr als ein Kuss? Lieber Himmel“, erwiderte sie schwach. Ihre Augen huschten hinter der Brille hin und her, und ihr Atem ging rasch und keuchend.
Alec strich ihr über die Wange. „Wie du siehst, ist Maraschinogelee überhaupt kein Vergleich dazu.“
Sie schloss die Augen, erschauerte und schwankte leicht in seine Richtung. Ihr Busen strich an seiner nackten Brust entlang, und Alec biss die Zähne zusammen. Er trieb die Sache viel zu weit. Das wusste er zwar, doch er konnte sich so wenig Einhalt gebieten, wie er den Lauf der Sonne hätte aufhalten können.
Julia klammerte sich mit beiden Händen am Treppenpfosten fest, zwischen ihnen das hoffnungslos verknotete Retikül. „Du ... du kannst jetzt aufhören.“
Ihre heisere Stimme verriet ihr Begehren, was ihn nur noch mehr anzog. „Nein, das kann ich nicht“, antwortete er und nahm ihr die Brille ab. Sie protestierte nicht, fixierte ihn aber mit wortlosem Flehen.
„Julia, erlaube mir doch, dir zu zeigen, wie köstlich, wie erfüllend Leidenschaft sein kann“, meinte er leise. „Bitte, komm mit in mein Zimmer.“
Ihre Augen weiteten sich, und sie begann: „Ich ... “
„Verzeihung, Euer Lordschaft“, ertönte da Johnstons Stimme.
Mit blutrot angelaufenen Wangen presste Julia das Retikül an die Brust, als wäre es ein Schutzschild.
Alec biss die Zähne zusammen, während ihn eine riesengroße Enttäuschung überkam. Er warf Johnston einen flammenden Blick zu. „Was denn?“
Der Reitbursche schaute an die Decke. Seine Ohren waren verdächtig rot. „Burroughs sagt, Sie brauchen die Kutsche.“
Julia sah zu Alec auf. Ihre Augen strahlten unglaublich grün, die Pupillen samtschwarz und noch riesengroß vor Begehren. Sie schien ihn um Dinge anzuflehen, von denen sie eigentlich keine Ahnung hatte. Eine Spur schlechten Gewissens regte sich in ihm," und er machte ein finsteres Gesicht. Was tat er da? Küsse waren eine Sache, Verführung etwas ganz anderes.
Er wandte sich an Johnston. Vor lauter Schuldgefühlen war sein
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