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Vermaehlung um Mitternacht

Titel: Vermaehlung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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Begehren zu einem dumpfen Sehnen geworden. „Bewegen Sie die Pferde, bis ich mich umgezogen habe.“
    Der Reitknecht nickte und ging.
    Vor Frustration krampfte sich Alec der Magen zusammen. Auf sein Frühstück würde er heute mit Freuden verzichten.
    Von oben ertönte ein wildes Kreischen, und Julia guckte erleichtert zur Treppe. „Mrs. Winston braucht anscheinend Hilfe.“ Bevor er sie aufhalten konnte, war sie an ihm vorbei und hastete die Treppe empor, als wären ihr sämtliche Höllenhunde auf den Fersen.
    Alec streckte die Hände nach ihr aus, doch schaute Mrs. Winston genau in dem Moment über das Geländer, und das hielt ihn auf. Wütend starrte er sie an. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte er fast geglaubt, seine Dienstboten hätten sich zu Julias Beschützern aufgeschwungen. Ein lächerlicher Gedanke, wo sie ihm doch wirklich treu ergeben waren, aber er wurde ihn nicht mehr los.
    Er blickte seiner Frau nach, die mit feuchten Röcken die Treppe hochging und mit einem leisen Türenklappen in ihrem Zimmer verschwand. Dann stieß er den Atem aus und ließ sich gegen das Treppengeländer sinken. Julia war in sein Leben eingebrochen, zwang ihn zu klösterlicher Enthaltsamkeit und verwandelte sich dann vor seinen Augen in eine Sirene. Er war es nicht gewohnt, abgewiesen zu werden, und noch weniger war er es gewohnt, sich zu bescheiden. Er fuhr sich durch die Haare. Er steckte in einem fürchterlichen Dilemma: Seine frische, unschuldige Gattin reagierte auf seine Zärtlichkeiten wie eine geübte Kokotte, und doch gebot es ihm die Ehre, nicht über einen einfachen Kuss hinauszugehen.
    Wenn er auch nur eine Spur Vernunft besäße, würde er den täglichen Kuss nicht mehr fordern, da er inzwischen zur reinsten Qual geworden war. Alec betrachtete die Treppe, die seine Frau soeben hinaufgegangen war.
    Noch hatte er nicht die Absicht, sein Anrecht auf ihre Lippen aufzugeben. Noch nicht.

16. KAPITEL
    Es wäre nicht ganz richtig zu behaupten, dass niemand Julia in ihrem neuen Staat erkannte, doch die Leute starrten sie offen an, und wenigstens ein junges Paar blieb mitten auf der Tanzfläche stehen und sperrte den Mund auf. Überall hörte man aufgeregtes Flüstern.
    „Anscheinend sind wir das Gesprächsthema des heutigen Abends.“ Alec warf einen raschen Blick über die Schulter. „War ja nicht anders zu erwarten.“
    Julia schaute sich ebenfalls um, zu Muck, der ihnen ehrfürchtig folgte. Das Kind hatte ein Wieselgesicht, zwei große Hasenzähne und eine dünne Nase, die wie bei einer Ratte zitterte, und dazu noch ein paar prächtige Segelohren.
    Herrlich angetan mit einer blauen Samtlivree, benahm er sich mustergültig und hatte bisher nichts Schlimmeres angestellt, als in der Kutsche dauernd zu fragen, wann sie endlich ankämen.
    Alec beugte sich vor. „Aufgeregt?“ Sein Atem streifte ihr Haar, und es lief ihr kalt den Rücken hinunter.
    Sie nickte, wich jedoch seinem Blick aus. Allmählich wurde sie schwach. Um seinet- wie auch um ihrer selbst willen sollte sie ein wenig Abstand zu ihm wahren. Irgendwie musste sie Alec vor Augen führen, dass er so nicht weitermachen konnte, dass er seine Gaben an leere Freuden verschwendete. Wenn sie nur einen Weg fände, ohne ebendiesen Freuden selbst zu erliegen.
    Nervös zupfte sie an ihrem weichen Kaschmirtuch. „Heute war es ziemlich hektisch, findest du nicht auch?“
    „Allerdings.“
    Etwas in seinem Ton erregte ihre Aufmerksamkeit, worauf sie ihm einen raschen Blick zuwarf, was sie aber sofort bedauerte. Mit seiner formellen Abendgarderobe und der dunklen Haarlocke, die ihm in die Stirn fiel und die silbergrauen Augen überschattete, sah er einfach umwerfend aus. Und er brauchte sie nur zu berühren, und sie schmolz dahin wie ein Stück Butter auf frischem Toast. Alec guckte sich im Saal um. „Verdammt. Nick ist auch da.“ Julia folgte seinem Blick. Nick stand neben Therese, und beide wirkten sie, als wären sie den Seiten der Modezeitschrift „La Belle Assemblée“ entsprungen. Nick bemerkte ihren Blick und verbeugte sich elegant. Er murmelte Therese etwas zu, worauf diese sich lachend hinter ihrem Fächer verbarg.
    „Eines Tages“, stieß Alec zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, „eines Tages werden wir abrechnen, ein für alle Mal.“ „Warum bist du so gegen ihn eingenommen?“
    Alec zog die Brauen hoch und erwiderte kühl: „Mrs. Winston hat dir doch bestimmt schon von Nick berichtet. Ihr scheint es ja einen Riesenspaß zu machen, unsere

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