Vermaehlung um Mitternacht
Irgendetwas war an Nick heute anders. Er sah merkwürdig besorgt aus, als würde ihm die Vorstellung, Julia nicht treffen zu können, tatsächlich Unbehagen bereiten.
Der Gedanke verblüffte Therese. „Du willst sie“, meinte sie erstaunt.
Seine Lippen verzogen sich zu einem sinnlichen Lächeln. „Deine Cousine ist eine Herausforderung. Ich würde es genießen, sie zu erobern.“
Therese blieb der Mund offen stehen. Die Bewunderung in Nicks Ton war unverkennbar. „Mein Gott.“
„Julia ist die faszinierendste Frau, die mir je begegnet ist.“
„Sie ist total prüde! “
„Nein“, erwiderte er schroff. Milder fuhr er fort: „In ihr ist Leidenschaft, eine Menge Leidenschaft. Und doch würde ich schwören, dass sie unberührt ist.“
„Unberührt? Mit Alec als Ehemann?“ Therese lachte. „Inzwischen wird Julia reichlich berührt sein.“
Plötzlich loderte sein Zorn auf, so dass sie zurückzuckte. „Manchmal, Therese, schaffst du es, sogar mich abzustoßen. Mein Vetter hat sie nicht angerührt. Dazu brauchst du sie doch nur anzuschauen.“
Eine erdrückende Last senkte sich auf ihre Brust herab. „Du hast dich in dieses kleine Nichts verliebt.“
Nick warf ihr einen missbilligenden Blick zu. „Ich bewundere sie. Das ist etwas ganz anderes.“
„So anders auch wieder nicht. Ich kenne dich, Nick. Du willst dieses Biest, auch wenn du jetzt so erhabene Töne anschlägst.“
Er lenkte den Jagdwagen zwischen zwei entgegenkommenden Kutschen hindurch.
„Nun?“ fragte sie, als das Schweigen anhielt.
Sein amüsierter Blick beschwichtigte sie ein wenig. „Mach dir keine Sorgen, mein Interesse gilt eher dem finanziellen Aspekt. Und wenn ich ehrlich bin, meine Liebe, ist es mir egal, wer oder was sich mir in den Weg stellt. “
Aufmerksam guckte sie ihn an. „Nicht einmal, wenn es Julia ist?“
Er lächelte. „Nicht einmal dann.“
Therese rückte das blaue Band unter ihrem Kinn zurecht, nicht ganz zufrieden, aber doch beruhigt. „Ich will, dass dieses unverschämte Stück so in Misskredit gebracht wird, dass keiner je wieder ihren Namen erwähnt.“
„Dann finde heraus, wie ich sie allein antreffen kann.“
„Was hast du vor?“ fragte sie misstrauisch. „Ich werde nicht dulden ..."
„Hör zu, du dummes Ding“, zischte er. „Wenn ich auf den Kontinent fliehen muss, bleibst du allein hier zurück, dann kannst du irgendeinen Landjunker ehelichen, wenn dich einer haben will.“
Das brachte Therese zum Schweigen. So etwas konnte sie nicht zulassen.
Nick hielt die Pferde vor dem Covington House an. Er warf dem herbeieilenden Lakai die Zügel zu und sprang vom Bock.
Als er Therese herunterhalf, klammerte sie sich an seine Arme. Die Sonne schien durch das Blätterdach über ihnen und ließ sein Haar golden aufleuchten. Gesäumt von dichten schwarzen Wimpern, strahlten seine Augen tiefblau. Er zog den Handschuh aus und hob ihr Kinn lässig mit dem Finger an. Ein zufälliger Beobachter hätte gedacht, er wolle ihr ein Kompliment machen.
„Stelle meine Geduld nicht auf die Probe. Niederlagen verkrafte ich nicht gut. Ich würde dir nur ungern den hübschen Hals brechen.“
So kannte sie ihren Nick. Merkwürdig beruhigt von dieser Drohung, fasste sie ihn am Handgelenk und streifte seine Finger mit ihren feuchten Lippen. „Ich liebe dich, Nick.“ Mit angehaltenem Atem wartete sie auf seine Reaktion.
Er entzog ihr seine Hand. „Wirf dich nicht an mich weg, meine Süße. Ich bin deine Liebe nicht wert, niemandes Liebe.“
Ohne sich noch einmal umzusehen, stieg er in den Jagdwagen und fuhr die Straße hinunter.
Therese schaute ihm nach, bis er außer Sichtweite war. Sie fühlte sich zutiefst gedemütigt und enttäuscht, doch gab sie diesen Gefühlen nicht nach. Sie verstand zwar nicht, wie sie einen derartig kalten Mann lieben konnte, aber sie tat es. Sie würde tun, worum er sie bat, doch ihr Stolz gestattete nicht, dass die Dinge weiterliefen wie bisher.
Da sie sich der neugierigen Augen durchaus bewusst war, die möglicherweise auf sie gerichtet waren, setzte sie ein Lächeln auf. Sie brauchte einen Plan, einen Plan, mit dem sie Alec in die Knie zwingen und Julia so ruinieren würde, dass nichts mehr sie retten könnte.
Einen Plan, mit dem sie Nick für sich gewinnen würde.
In einiger Entfernung entdeckte sie Lord Benthams dürre Gestalt. Es gab die verschiedensten Mittel und Wege, einen Skandal zu provozieren. Sie lächelte noch breiter, bückte sich, als hätte sie einen Stein im
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