Vermaehlung um Mitternacht
anzustarren, Therese. Selbst für dich nicht.“
Ihre Wangen wurden so heiß, wie es ihr übriger Körper bereits war. Sie zwang sich, seinen kühlen Blick ebenso gelassen zu erwidern. „Ich habe dich nicht angestarrt.“
Er zog eine Braue hoch, was ihr verriet, dass er sie durchschaute. „Ich schlage vor, du wendest den Blick lang genug von meinem Schoß, um die wenigen Verehrer zu begrüßen, die dir noch geblieben sind.“ Nicks Belustigung war wie ein kalter Guss. „Gerade fuhren wir an Lord Marshton vorbei, der sich sehr elegant vor dir verbeugte. Er schien am Boden zerstört, weil du ihn nicht bemerkt hast. “
Therese zuckte mit den Schultern. „Er wird mich später besuchen. Er ist mir sehr ergeben.“
„Und bis über beide Ohren verschuldet.“ Nick lächelte auf sie hinab. „Aber es kann gut sein, dass er alles ist, was dir geblieben ist. Wie viele Bewunderer sind es denn, die von dir zur eleganten Lady Hunterston übergewechselt sind? Fünf? Sechs?“
„Nicht einer“, fuhr Therese ihn an, obwohl sie leichte Unruhe verspürte. Wenigstens einen Verehrer hatte sie tatsächlich an Julia verloren.
Lord Bentham hatte Therese fast ein ganzes Jahr lang überaus leidenschaftlich den Hof gemacht. Doch obwohl er einen höchst achtbaren Rang innehatte, war sein Vermögen nicht wirklich groß. Therese hatte ihn hingehalten, ihn als Begleiter akzeptiert, aber nie beabsichtigt, seinem Werben nachzugeben. Trotzdem hatte es sie verletzt, dass er abtrünnig geworden war, vor allem, nachdem er versprochen hatte, ein Porträt von ihr anzufertigen.
Der ganze ton war versessen auf ein Gemälde von Bentham, der, was seine Sujets betraf, als notorisch wählerisch galt. Plötzlich fragte Therese sich, ob Bentham vielleicht zugestimmt hatte, Julia zu malen. Der Gedanke war unerträglich. Sie warf den Kopf zurück und starrte Nick zornig an: „Meine Cousine ist nicht elegant.“
„Da muss ich dir widersprechen. Deine Cousine ist elegant, intelligent und ..." Nachdenklich runzelte er die Stirn.
„Julia ist eine Landpomeranze aus den Kolonien ohne jeden Schick.“
Nick lachte. „Wie unhöflich von dir. Was immer du auch über die faszinierende Julia äußern magst, du musst zugeben, dass ihr Auftreten makellos ist. Du tätest gut daran herauszufinden, was sie so anziehend macht, und es nachzuahmen, so gut du kannst.“ Er sah sie kühl und abweisend an. „Du wirst auch nicht jünger, meine Liebe. Blonde Schönheit altert nicht gut.“
Sie musste sich zusammenreißen, um ihn nicht zu schlagen. „Du bist grausam. Du solltest dankbar sein, dass ich es so gut mit dir meine. “
„Du, meine kleine Heuchlerin, meinst es mit niemandem gut. Leuten wie uns geht es nur ums Geld. Davon träumen wir, danach verzehren wir uns.“
„Wenn ich einfach nur Geld wollte, wäre ich längst verheiratet.“ „Und wen hättest du heiraten sollen?“ Seine blauen Augen leuchteten amüsiert auf. „Wer besäße denn genug Geld und einen Titel, der erhaben genug wäre, um deine extravaganten Bedürfnisse zu befriedigen?“
Die Frage ließ sie frösteln. Der Misswirtschaft ihres Vaters hatte sie es zu verdanken, dass ihre Mitgift traurig klein war. Obwohl sich in ihrer ersten Saison überdurchschnittlich viele Männer für sie interessiert hatten, waren es im Lauf der Zeit immer weniger geworden. Leider besaßen so wenige Gentlemen sowohl Vermögen als auch einen Titel.
Außer Alec hatten ihr im letzten Jahr nur zwei Herren einen Heiratsantrag gemacht. Einer war so alt und tatterig gewesen, dass ihr jedes Mal übel geworden war, wenn er ihr die Hand geküsst hatte. Ihr lief es kalt den Rücken herunter, wenn sie sich vorstellte, diesen alten, verrunzelten Körper neben sich im Bett zu haben. Der andere war ein wahnsinnig attraktiver, aber verarmter Jüngling gewesen, für den sie eine gewissen Vorliebe entwickelt und von dem sie sich sehr viel leidenschaftlicher hatte küssen lassen, als es die Schicklichkeit erlaubte. Sie war seiner bald müde geworden und peinlich berührt gewesen, dass er sich ihr ebenbürtig genug fühlte, um ihr einen Heiratsantrag zu machen.
Nick lenkte den Jagdwagen in den Park. Blumenduft mischte sich mit dem Staub und Gestank der Stadt. „Schau dich um, Therese. Nenne mir einen Mann, der dich zufrieden stellen würde.“ Er stieß ein tiefes, leises Lachen aus. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie du unter einem reichen Emporkömmling liegst und dir von ihm die zarte Haut vollschwitzen
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