Vermaehlung um Mitternacht
lässt.“
Im Gegensatz zu Nick sah Therese sich nicht mit irgendwelchen x-beliebigen Männern im Bett. „Da wir innerhalb eines Jahres verheiratet sein werden, besteht da kein Grund zur Sorge.“
„Es besteht mehr Grund zur Sorge, als du ahnst.“ Seine Stimme war ausdruckslos, doch sie nahm eine gewisse unterschwellige Anspannung wahr. „Wenn wir nicht rasch etwas unternehmen, wird es kein Vermögen geben. Und ohne Vermögen wird es auch keine Countess of Bridgeton geben.“ Seine blauen Augen glitzerten gefährlich. „Zumindest für dich nicht.“
Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Nick würde sie ohne weiteres verlassen. „Was soll ich tun?“
„Ich muss Julia allein treffen. Finde heraus, ob sie sich irgendwohin ohne Alec begibt.“ Nick presste die Lippen zusammen. „Mein Vetter ist sehr vorsichtig geworden. Vielleicht hast du es nicht bemerkt, aber er folgt Julia wie ein Hund, der einen besonders saftigen Knochen bewacht.“
Es war ihr aufgefallen, und es hatte ihren Zorn geweckt. Sie fand es demütigend, daneben zu stehen, während ihr ehemaliger Verehrer einer anderen Frau den Hof machte, auch wenn Alec bestenfalls ein widerstrebender Galan gewesen war. Plötzlich kam ihr ein unangenehmer Gedanke. „Glaubst du, dass Alec sich wirklich etwas aus Julia macht?“
Nick spornte die Pferde zum Trab an. „Nein.“
„Du kennst ihn nicht so gut wie ich. Nur die größte Ergebenheit würde ihn dazu bringen, einer Frau so viel Aufmerksamkeit zu widmen.“
„Arme Therese. Dich hat er nie mit solcher Aufmerksamkeit bedacht, selbst als er das Testament seines Großvaters kannte.“ Nick grinste. „Na, gekränkt?“
Sie lächelte gequält. „Alec ist ein Langweiler. Ich bin froh, dass er in Julia eine so passende Gefährtin gefunden hat. Niemand hätte sie mehr verdient.“
„Du hast ihn stärker begehrt, als du jetzt zugeben willst.“ „Vielleicht.“ Sie sah zu ihm auf. „Bis du gekommen bist.“
Nick wandte sich ab und berührte das Ohr des Leitpferdes mit der Peitschenspitze. „Weißt du, eine der wenigen Dinge, die mir Freude bereiten, ist es, meinem Vetter wegzunehmen, was ihm gehört. Das ist einer der Gründe, warum ich mich zu dir hingezogen gefühlt habe.“
Sie legte die Hand auf seinen Arm, doch er ignorierte es. „Alec ist nicht verliebt“, sagte er abschätzig. „Der Narr versucht nur, seine Interessen zu wahren.“
Die Zurückweisung war offensichtlich. Therese nahm die Hand weg und starrte auf die vorüberziehende Parklandschaft. „Alec ist vielleicht nicht in Julia verliebt, aber ich befürchte, sie in ihn. Sie hatte schon immer eine Vorliebe für ihn, selbst vor ihrer Heirat.“ Die Kutsche schlingerte. Nick fluchte und hatte die nächsten Minuten alle Hände voll zu tun, die temperamentvollen Braunen zu zügeln. Als sie schließlich wieder ruhig dahintrabten, sagte er: „Das ist gleichgültig. Wir müssen einen Weg finden, um sie zu ruinieren.“
„Wir haben doch noch zehn Monate Zeit. In dieser Zeit macht Julia doch bestimmt irgendetwas, was ...“
Als sie seinen Blick erwiderte, blieben ihr die nächsten Worte im Hals stecken. „Ich stehe bei den Geldverleihern bis über beide Ohren in der Kreide. Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, bin ich gezwungen, das Land zu verlassen.“
„So erledigt kannst du doch nicht sein.“
Er starrte geradeaus.
„Aber ... das Land, das ist doch sicher etwas wert.“
Bitter verzog er den Mund. „Für mich nicht. Es gibt so viele Auflagen, die das Anwesen betreffen, dass ich es nicht verkaufen kann. Ich, der Earl of Bridgeton, bekomme ein Taschengeld wie ein Schuljunge, während Alec ..." Abrupt brach er ab. Sie verließen den Park und kehrten auf die gepflasterten Straßen zurück. Ruhiger verkündete Nick: „All das wird sich ändern, wenn ich das Vermögen erst einmal in meinen Händen habe.“
„Es wird mir große Freude machen, Alec ohne einen einzigen Penny zu sehen.“ Mehr als einmal hatte er sie zum Gespött der Leute gemacht, zuerst mit der nächtlichen Heirat, und dann indem er ihre Cousine im ton einführte, als wäre sie auch jemand von hoher Geburt. Therese hatte die amüsierten Blicke bemerkt und das Kichern gehört, wenn sie an den Leuten vorbeilief. Das Geflüster hatte sie ziemlich verstört.
Nick zügelte die Pferde. „Und inzwischen muss ich mich an Julia heranmachen.“ Seine Miene verfinsterte sich. „Ich muss sie treffen.“
Therese betrachtete Nick von der Seite mit wachsender Besorgnis.
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