Vermaehlung um Mitternacht
Schuh, und wartete.
18. KAPITEL
Julia eilte zur Kutsche, ein ledergebundenes Rechnungsbuch unter dem Arm. Reverend Ashtons Begabung lag eher auf dem Gebiet der geistigen Inspiration, weniger im Aufzeichnen der Ausgaben. Während kein Schäfchen auf seelischen Beistand verzichten musste, sammelten die Bücher oft Staub an, da nie etwas in sie hineingeschrieben wurde.
Der Pfarrer war sich seiner Schwäche bewusst und hatte Julia gebeten, Ordnung in seine Bücher zu bringen, damit alles bereit war für ihr neues Projekt. Obwohl sie nicht sicher war, ob sie etwas ausrichten könnte, hatte Julia zugestimmt, es zu versuchen. Zumindest hätte sie dann Sinnvolleres zu tun, als Seidenkleider zu tragen und belanglose Gespräche zu führen, beides Aktivitäten, die allmählich an Reiz verloren.
Die Vereinigung war in der letzten Woche zweimal zusammengekommen, um ihre Pläne zu konkretisieren, doch es waren noch jede Menge Einzelheiten zu regeln, Julia seufzte und ließ ermattet die Schultern sinken. Ihr Plan musste einfach klappen, was es auch kosten mochte. Die Frauen von Whitechapel bauten auf sie. „Da sind Sie ja, Cousine.“
Nick stand vor ihr, exquisit in Lederbreeches und einen engen dunkelblauen Rock gekleidet. Eigentlich überraschte es sie nicht, ihm hier zu begegnen. Er hatte schon mehrfach versucht, mit ihr zu sprechen, doch Alec und Lady Birlington hatten ihn immer von ihr fern gehalten. Anscheinend glaubten sie, er sei gefährlich, doch Julia hatte keine Ahnung, warum. Sie wusste genau, wer und was er war. „Was machen Sie denn hier?“
Amüsiert verzog er den Mund und musterte sie aufmerksam von Kopf bis Fuß. „Diesen Grünton sollten Sie immer tragen, meine Liebe. Er steht Ihnen hervorragend.“
Damit mochte Nick Recht haben, doch ihr passte nicht, dass er mit ihr flirtete. „Danke. Es war nett, Sie zu treffen, aber jetzt muss ich wirklich weg.“ Sie nickte ihm freundlich zu und wollte an ihm Vorbeigehen.
Er trat ihr in den Weg, so dass sie einen Schritt zurückweichen musste. „Sie scheinen ja in großer Eile zu sein. Sagen Sie, wo ist denn mein fürsorglicher Vetter?“ Er blickte zur Kutsche. „Ah, ich sehe, Sie haben nicht Alec dabei, sondern den ehrenwerten Johnston.“
Julia nahm das schwere Buch in die andere Hand. Ihr missfiel die Art, wie er sie anschaute - als wäre sie einer von Mrs. Winstons Kuchen. „Was wollen Sie, Nick? Ich habe heute viel zu tun.“ „Wieso nehmen Sie an, ich könnte etwas wollen ?“
„Weil es höchst unwahrscheinlich wäre, dass Ihr Weg Sie andernfalls nach Whitechapel führen würde.“ Sie merkte, dass dies nicht ganz zutreffend war. Für einen Mann von Nicks Format gab es durchaus noch einen anderen Grund, diesen Teil Londons aufzusuchen. „Sie steigen doch nicht etwa den ortsansässigen Kokotten nach, oder?“
Seine Augen weiteten sich, bevor er den Kopf in den Nacken warf und laut lachte. „Teufel noch mal, Cousine. Sie sind aber wirklich unverblümt. Nein, ich bin im Namen der Barmherzigkeit unterwegs.“
Zweifelnd guckte Julia ihn an.
Er lächelte reuevoll. „Verunsichert von einer jungen Dame mit Brille.“ Er legte die Hand aufs Herz und seufzte. „Mein Ruf ist ruiniert.“
Trotz ihres Misstrauens musste Julia grinsen. Wenn Nick aus vollem Herzen lachte, sah er Alec noch ähnlicher. „Nun rücken Sie schon mit der Sprache heraus, Nick, und sagen Sie, was Sie wollen. Das spart uns beiden eine Menge Zeit.“
Geschlagen breitete er die Arme aus. „Ich gebe alles zu. Ich bin hergekommen, um Sie zu suchen, Julia.“
„Warum sind Sie nicht einfach ins Hunterston House gekommen? Mrs. Winstons Sahnetörtchen sind hervorragend.“
„Um Ihnen inmitten der Schar Ihrer Bewunderer meine Aufwartung zu machen? Da wären wir zu oft gestört worden.“ Träge betrachtete er sie und zog sich die Handschuhe aus. „Außerdem hat mir Alec unmissverständlich klargemacht, dass er mich nicht in Ihrer Nähe sehen will.“
Überraschenderweise belebte sie diese Vorstellung. „Ach. Hat er
das geäußert?“
„Ja“, erwiderte Nick, der plötzlich zwei steile Falten zwischen den Brauen hatte. „Mehrmals sogar, und zwar deutlich. Bei einem Ehegatten ist eine solche Hingabe ein wenig überzogen. Er macht Sie noch zum Gespött der Leute, wenn Sie ihn nicht ein wenig zügeln.“
„Alec ist es egal, ob man sein Verhalten überzogen findet oder nicht. Er befürchtet, dass ich einen Fehler begehe und Sie dann das Vermögen erben.“
„Wäre das denn so
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