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Vermiss mein nicht

Vermiss mein nicht

Titel: Vermiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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an.
    »Darf ich rausgehen, Miss?«
    »Zur Toilette?«
    »Nein, ins Zimmer vier.«
    Immer noch etwas verdutzt, nahm sie mich jetzt endlich ernst, und ich bekam unter einem kollektiven »Oooooh« meiner Mitschüler die Erlaubnis, den Kunstunterricht zu verlassen. Ich klopfte an die Tür von Zimmer vier, und Garda Rogers öffnete. Er musste ungefähr einsachtzig sein, denn er überragte mich, obwohl ich mit meinen zehn Jahren schon fast einssiebzig war. Es freute mich immer, wenn jemand größer war als ich, selbst wenn dieser Jemand mich einschüchterte, weil er eine Polizeiuniform trug und ich bei ihm ein Geständnis ablegen wollte.
    »Na, schon wieder eine Mathestunde?«, grinste er.
    »Nein«, antwortete ich so leise, dass ich mich selbst kaum hören konnte. »Kunst.«
    »Oh.« Erstaunt hob er seine dicken, raupenartigen Augenbrauen.
    »Ich hab ein schlechtes Gewissen«, verkündete ich hastig.
    »Na schön. Obwohl ich eigentlich nicht glaube, dass man unbedingt ein schlechtes Gewissen haben muss, wenn man mal eine Mathestunde versäumt. Erzähl deinem Lehrer trotzdem lieber nicht, dass ich das gesagt habe«, meinte er und legte den Finger an die Nase.
    »Das hab ich nicht gemeint«, entgegnete ich und holte tief Luft. »Ich hab ein schlechtes Gewissen, weil ich schuld daran bin, dass Jenny-May verschwunden ist.«
    Diesmal grinste er nicht, sondern machte die Tür weit auf und sagte: »Dann komm mal rein.«
    Ich sah mich um. Das Zimmer war ganz anders, als die anderen es beschrieben hatten. Jemima Hayes hatte erzählt, jemand hätte ihrer Freundin gesagt, sie hätte gehört, dass jemand den Raum nicht hätte verlassen dürfen, um zur Toilette zu gehen, worauf sich besagter Jemand in die Hose gepinkelt hätte. Aber das Zimmer wirkte kein bisschen bedrohlich. An der Wand stand eine Couch, davor ein kleiner Tisch und auf der anderen Seite ein Plastikstuhl. Und der Stuhl war auch nicht nass.
    »Setz dich doch«, sagte Garda Rogers und deutete auf die Couch. »Mach es dir bequem. Wie heißt du?«
    »Sandy Shortt.«
    »Du bist ziemlich groß für dein Alter, was, Miss Shortt?« Er lachte, und ich lächelte höflich, obwohl ich den Witz schon eine Million Mal gehört hatte. Garda Rogers wurde wieder ernst. »Dann erzähl doch mal, wie du auf die Idee kommst, du könntest, wie du es ausdrückst, schuld daran sein, dass Jenny-May verschwunden ist.«
    Ich runzelte die Stirn. »Wie würden Sie es denn ausdrücken?«
    »Nun, wir wissen nicht mit Sicherheit, ob … Ich meine, es deutet bisher nichts darauf hin, dass …« Er brach ab und seufzte. »Sag mir einfach, warum du glaubst, du bist schuld«, bat er mich und bedeutete mir fortzufahren.
    »Na ja, Jenny-May konnte mich nicht leiden«, begann ich und wurde auf einmal nervös.
    »Ach, da irrst du dich bestimmt«, erwiderte Garda Rogers freundlich. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Sie nennt mich Schlampe Langbein und wirft Steine nach mir.«
    »Oh«, sagte Garda Rogers nur und verstummte.
    Ich holte tief Luft. »Dann hat sie letzte Woche rausgefunden, dass ich zu meiner Freundin Emer gesagt habe, dass ich nicht glaube, dass sie bei King/Queen wirklich so gut ist, wie immer alle meinen, und da ist sie echt sauer geworden und hat uns zu einem Entscheidungsspiel herausgefordert, na ja, eigentlich nicht uns beide, von Emer hat sie nichts gesagt. Zwar kann sie Emer auch nicht leiden, aber ich hab das mit dem King/Queen gesagt, also sollte ich mit ihr am nächsten Tag einen Wettkampf machen, nur ich und Jenny-May, und der Gewinner sollte zur unumstrittenen Siegerin erklärt werden, und niemand sollte etwas dagegen sagen dürfen, weil es damit ein für alle Male bewiesen war. Sie wusste auch, dass ich Stephen Spencer toll finde, und hat mir immer extra irgendwelches Zeug nachgerufen, damit er mich blöd findet, aber ich wusste auch, dass sie ihn toll findet, na ja, das war ziemlich offensichtlich, weil sie ihm im Gebüsch am Ende der Straße ein paar Mal als Mutprobe einen Zungenkuss gegeben hat, aber ich glaube nicht, dass er sie wirklich mochte, und vielleicht ist er auch froh, dass sie weg ist, weil er jetzt endlich seine Ruhe hat, aber ich will damit nicht sagen, dass ich glaube, er hat irgendwas gemacht, damit sie verschwindet. Jedenfalls hab ich Jenny-May Butler an dem Tag, als das Entscheidungsspiel stattfinden sollte, auf dem Fahrrad an unserem Haus vorbeifahren sehen, und sie hat mich böse angestarrt, und ich wusste, sie würde mich besiegen und danach würde alles nur

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