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Vermiss mein nicht

Vermiss mein nicht

Titel: Vermiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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noch sagen?«
    Später lag ich im Bett und dachte über mein Gespräch mit Mr. Burton nach. Vielleicht hatte er keine Antworten für mich gehabt, aber von einem hatte er mich bereits erfolgreich kuriert.
    Und zwar davon, nach Liebe zu suchen.

Elf
    Solange ich auf dem Gymnasium St. Mary’s war, ging ich jede Woche zu Mr. Burton, sogar in den Sommermonaten, denn für außerschulische Aktivitäten blieb die Schule geöffnet. Bei unserer letzten Sitzung war ich gerade achtzehn geworden, hatte meinen Abschluss in der Tasche und soeben erfahren, dass ich bei der Polizei angenommen worden war. In ein paar Wochen sollte ich nach Cork umziehen, um in Templemore meine Ausbildung zu machen.
    »Hallo, Mr. Burton«, sagte ich, als ich den kleinen Raum betrat, der sich seit dem ersten Tag nicht verändert hatte. Auch Mr. Burton war so jung und attraktiv wie eh und je, und ich liebte ihn mit Haut und Haaren.
    »Sandy, hör auf, mich Mr. Burton zu nennen, da komme ich mir vor wie ein alter Mann.«
    »Aber du bist ja auch ein alter Mann«, neckte ich ihn.
    »Dann bist du eine alte Frau«, meinte er leichthin. Dann schwiegen wir eine Weile. »Also«, begann er in nüchternem Ton, »was hast du diese Woche auf dem Herzen?«
    »Ich bin heute bei der Polizei angenommen worden.«
    Er riss die Augen auf. Vor Freude? Oder Betroffenheit? Aufregung? Schreck? »Wow, Sandy, herzlichen Glückwunsch, du hast es geschafft!« Er umarmte mich, und wir hielten uns eine Sekunde länger aneinander fest, als gut für uns war.
    »Wie finden es deine Eltern?«
    »Die wissen noch nichts davon.«
    »Bestimmt sind sie traurig, dass du weggehst.«
    »Aber es ist das Beste«, sagte ich und schaute weg.
    »Du wirst deine Probleme nicht einfach alle in Leitrim zurücklassen können, weißt du«, sagte er leise.
    »Nein, aber ich lasse die Leute hier, die über sie Bescheid wissen.«
    »Hast du vor, gelegentlich vorbeizuschauen?«
    Ich starrte ihm direkt ins Gesicht. Sprachen wir immer noch über meine Eltern? »So oft ich eben kann.«
    »Wie oft wird das sein?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Sie haben dich immer unterstützt, Sandy.«
    »Aber ich kann nicht so sein, wie sie mich haben wollen, Mr. Burton. Ich bin ihnen unangenehm.«
    Er verdrehte die Augen, weil ich ihn schon wieder so nannte und absichtlich versuchte, zwischen uns eine Mauer zu errichten. »Sie wollen nur, dass du bist, wie du bist, und das weißt du auch. Schäm dich doch nicht. Sie lieben dich so, wie du bist.«
    Als ich merkte, wie er mich ansah, fragte ich mich wieder, ob wir wirklich über meine Eltern redeten. Mr. Burton wusste alles über mich. Absolut alles. Und ich verstand ihn intuitiv. Obwohl jede Frau in Leitrim ihm nachstellte, war er immer noch Single. Woche um Woche erzählte er mir, ich sollte die Dinge akzeptieren, wie sie waren, und mein Leben leben, aber wenn es einen Menschen gab, der sein Leben auf Warteschleife gelegt hatte, dann er.
    »Ich hab gehört, dass du dieses Wochenende mit Andy McCarthy ausgegangen bist«, bemerkte er und räusperte sich.
    »Und?«
    Müde rieb er sich übers Gesicht, und wir schwiegen wieder eine Weile. Das konnten wir gut.
    »Na komm schon, sprich mit mir«, sagte er leise.
    Unser letzter Termin, und mir fiel einfach nichts ein. Aber er hatte immer noch keine Antworten für mich.
    »Gehst du zu dem Kostümball nächsten Freitag?«, fragte er, an die Stimmung des Augenblicks anknüpfend.
    »Ja.« Ich lächelte. »Ich kann mir keine bessere Art denken, von hier Abschied zu nehmen, als in voller Verkleidung.«
    »Als was gehst du denn?«
    »Als Socke.«
    Er lachte laut. »Kommt Andy mit?«
    »Habe ich jemals über längere Zeit ein Paar zusammenpassender Socken besessen?«
    Er zog die Brauen hoch, um mir zu zeigen, dass ihm diese Antwort nicht reichte.
    »Er hat nicht kapiert, warum ich seine Wohnung auf den Kopf gestellt habe, als ich die Einladung nicht finden konnte.«
    »Was denkst du, wo sie ist?«
    »Bei all dem anderen Zeug. Samt meinem Verstand«, antwortete ich und rieb mir müde die Augen.
    »Du hast den Verstand nicht verloren, Sandy. Du gehst also zur Polizei«, stellte er noch einmal mit einem zittrigen Lächeln fest.
    »Machst du dir Sorgen um die Zukunft unseres Landes?«
    »Nein«, grinste er. »Wenigstens weiß ich, dass wir bald in sicheren Händen sind. Du wirst jeden Verbrecher zu Tode verhören.«
    »Ich bin eben bei dem Besten in die Lehre gegangen«, antwortete ich und zwang mich zu lächeln.
     
    Mr. Burton kam zur

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