Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vermiss mein nicht

Vermiss mein nicht

Titel: Vermiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
Vom Netzwerk:
Kostümparty am Freitagabend. Er war auch als Socke verkleidet, was mich zum Lachen brachte. Nach dem Ball fuhr er mich nach Hause, und eine Weile saßen wir schweigend nebeneinander. Jahrelang hatten wir uns regelmäßig und ausführlich unterhalten, und nun wussten wir auf einmal nicht mehr, was wir sagen sollten. Vor meinem Haus beugte er sich über mich und küsste mich gierig auf den Mund, lang und leidenschaftlich. Es war gleichzeitig ein Anfang und ein Abschied.
    »Schade, dass wir nicht dieselbe Farbe haben, Gregory, wir hätten ein gutes Paar abgegeben«, sagte ich traurig.
    Ich hätte schrecklich gern von ihm gehört, dass wir doch das perfekte ungleiche Paar waren, aber ich glaube, er war auch dieser Meinung. Als er wegfuhr, sah ich ihm nach.
    Je mehr Affären ich hatte, desto klarer wurde mir, dass Gregory und ich das beste ungleiche Paar waren, das mir je begegnet war. Aber in meinem Bestreben, die schwierigen Fragen meines Lebens zu lösen, übersah ich die Antworten, die ganz offensichtlich auf der Hand lagen.

Zwölf
    Helena betrachtete mich neugierig durch die bernsteinfarbenen Flammen des Lagerfeuers, die um ihr Gesicht tanzten. Die übrigen Mitglieder der Gruppe schwelgten immer noch in Erinnerungen an Dereks wilde Rock-and-Roll-Zeiten, froh darüber, das Thema nicht weiterverfolgen zu müssen, bei dem wir uns eigentlich befanden. Aber ich mischte mich in die angeregte Plauderei genauso wenig ein wie Helena. Schließlich hob ich die Augen, und unsere Blicke kreuzten sich. Sie wartete eine Gesprächspause ab und fragte dann: »Was machen Sie eigentlich beruflich, Sandy?«
    »Au ja!«, rief Joan aufgeregt und legte die Hände an ihre Teetasse, um sie zu wärmen. »Erzählen Sie doch, bitte!«
    Sofort hatte ich die volle Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Ich überlegte. Aber warum sollte ich lügen?
    »Ich leite eine Agentur«, begann ich und stockte.
    »Was denn für eine Agentur?«, fragte Bernard.
    »Bestimmt eine Model-Agentur, richtig?«, fragte Joan leise. »Mit Ihren langen Beinen …« Dabei hielt sie sich die Teetasse mit abgespreiztem kleinen Finger in der hohlen Hand dicht unter die Lippen.
    »Joan, sie hat gesagt, dass sie eine Agentur
leitet
, nicht dass sie da mitarbeitet«, meinte Bernard und schüttelte den Kopf so heftig, dass sein Kinn wieder wogte.
    »Genauer gesagt ist es eine Agentur für Personensuche.«
    Schweigend musterten sie mich, dann sahen sie einander an, und kaum dass ihre Blicke sich trafen, brachen alle in lautes Gelächter aus. Alle außer Helena.
    »Oh, Sandy, der war echt gelungen«, rief Bernard und wischte sich mit dem Taschentuchzipfel die Tränen aus den Augen. »Aber mal im Ernst – was ist das für eine Agentur?«
    »Eine Schauspielagentur«, schaltete Helena sich ein, ehe ich antworten konnte.
    »Woher weißt du das?«, fragte Bernard, ungehalten, dass sie etwas früher wusste als er. »Du hast die Frage doch überhaupt erst aufgebracht.«
    »Sie hat es mir erzählt, als ihr alle so gelacht habt«, erklärte sie mit einer wegwerfenden Handbewegung.
    »Eine Schauspielagentur«, wiederholte Joan und sah mich mit großen runden Augen an. »Wie wundervoll. Wir hatten ein paar echt gute Stücke in Finbar’s Hall – erinnert ihr euch?«, fuhr sie fort und blickte in die Runde ihrer Freunde, »
Julius Cäsar
,
Romeo und Julia
, um nur ein paar von den besten Shakespearestücken zu nennen. Bernard war …«
    Der Angesprochene hustete laut.
    »Oh, tut mir leid«, lenkte Joan sofort ein und errötete. »Bernard
ist
ein großartiger Schauspieler. Er hat den Esel im
Sommernachtstraum
sehr überzeugend dargestellt. Für Ihre Agentur wäre er bestimmt ein großer Zugewinn.«
    Und schon verfielen sie wieder in ihren gewohnten Plauderton und tauschten alte Anekdoten aus. Aber Helena kam ums Feuer herum und setzte sich neben mich.
    »Ich muss sagen, Sie machen Ihren Job ganz hervorragend«, schmunzelte sie, und in ihren Augen erschien wieder das Funkeln, das ich inzwischen schon so gut kannte.
    »Warum haben Sie das eben gesagt?« Damit meinte ich ihren Einwurf hinsichtlich meines Berufs.
    »Oh, Sie sollten den anderen nicht erzählen, was Sie wirklich machen, vor allem Joan nicht. Joan redet so leise, dass sie das Gefühl hat, sie muss jedem alles sagen, nur um sicherzustellen, dass man sie trotzdem hört«, antwortete sie mit freundlichem Spott, während sie ihre Freundin voller Zuneigung beobachtete. »Wenn jemand herausfindet, dass Sie wirklich eine Agentur für

Weitere Kostenlose Bücher