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Vermiss mein nicht

Vermiss mein nicht

Titel: Vermiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Nutzen.«
    Staunend blickte ich um mich. Helena redete leise weiter auf mich ein und hielt mich am Arm fest, denn ich zitterte noch immer.
    »Die Turbinen um uns herum wirst du überall im ganzen Land zu sehen bekommen. Wir haben viele Windräder, die meisten in den Bergtälern, die als Windkanal funktionieren. So ein Ding produziert im Jahr genug Elektrizität für vierhundert Familien, und die Sonnenkollektoren auf den Häusern tragen auch ihren Teil bei.«
    Ich hörte ihr zu, bekam aber längst nicht alles mit, denn ich lauschte nebenbei auch auf die Gespräche um mich herum, auf die Geräusche der Windräder, deren mächtige Flügel die Luft durchschnitten. Meine Nase gewöhnte sich allmählich an die frische Luft, die meine Lungen mit jedem Atemzug füllte. Dann zog eine Unterhaltung am Marktstand direkt neben uns meine Aufmerksamkeit auf sich.
    »Das ist ein Handy«, erklärte ein britischer Gentleman einem älteren Standbesitzer.
    »Was soll ich mit einem Handy anfangen?«, entgegnete der karibische Standbesitzer lachend. »Ich hab gehört, dass die Dinger hier sowieso nicht funktionieren.«
    »Tun sie auch nicht, aber …«
    »Aber gar nichts. Ich finde, ein Telefon, das nicht funktioniert, ist keine gute Gegenleistung für die Musikbox hier.«
    Sein Kunde verdrehte die Augen. »Wie lange sind Sie schon hier?«
    »Fünfundvierzig Jahre, drei Monate und zehn Tage«, antwortete der andere wie aus der Pistole geschossen.
    Der Brite beruhigte sich etwas und schien den anderen mit mehr Respekt zu betrachten. »Tja, ich bin erst seit vier Jahren da«, räumte er ein. »Aber ich würde Ihnen gern erklären, was man mit so einem Telefon alles machen kann.« Er hielt das Gerät in die Höhe, richtete es auf den Standbesitzer, und ein leises Klicken war zu hören. Dann streckte er das Telefon wieder dem Verkäufer entgegen.
    »Ah!«, rief der und lachte wieder. »Es ist eine Kamera! Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
    »Ja, es ist ein Kamerahandy, aber es kommt noch besser. Der letzte Eigentümer hat eine ganze Menge Fotos von sich, von seinen Bekannten und von dem Land gemacht, in dem sie leben«, verkündete er stolz, während er wiederholt eine bestimmte Taste drückte.
    Der andere nahm das Gerät behutsam entgegen.
    »Vielleicht kennt jemand einen von den Leuten«, setzte er leise hinzu.
    »Dann ist es ja echt wertvoll, Mann«, meinte jetzt auch der Standbesitzer und nickte.
    »Komm, gehen wir«, flüsterte Helena mir ins Ohr und zog mich weiter.
    Wie in Trance setzte ich mich in Bewegung, sah mich aber weiter voller Staunen nach allen Seiten um. Der Brite und der Mann aus der Karibik lächelten mir zu. »Herzlich willkommen.«
    Ich konnte sie nur stumm anglotzen.
    Zwei Kinder, die in der Nähe Himmel und Hölle spielten, schenkten mir, als sie auf mich aufmerksam wurden, ein Zahnlückenlächeln und begrüßten mich ebenfalls.
    So führte mich Helena durch die Menge. Alle hießen mich willkommen, nickten und lächelten und wünschten mir Glück. Da ich noch immer unfähig war zu reagieren, sprang Helena mit den angemessenen Höflichkeiten für mich ein. Wir überquerten die Straße zu einem großen, zweistöckigen Holzhaus mit einer Holzveranda auf der Vorderseite. Eine kunstvolle Schnitzarbeit in Form einer Schriftrolle und einer Schreibfeder schmückte die Tür. Als Helena sie aufstieß, sah es aus, als würden Rolle und Feder sich verneigen, um uns einzulassen.
    »Das ist die Registratur. Alle Neuankömmlinge werden hier aufgenommen«, erklärte Helena geduldig. »Namen und sonstige Angaben werden in diese Bücher eingetragen, damit wir einen Überblick haben, wer alles hier wohnt.«
    »Falls jemand verloren geht«, meinte ich vorlaut.
    »Ich denke, du wirst schnell merken, dass hier nichts verloren geht, Sandy«, entgegnete Helena ernst. »Die Dinge haben keinen anderen Platz mehr, also bleiben sie hier.«
    Ich ignorierte ihren kühlen Ton und versuchte die Situation weiter mit meinen Witzchen aufzulockern. »Was soll ich bloß mit mir anfangen, wenn ich nichts mehr suchen kann?«
    »Du kannst das machen, was du schon immer wolltest – diejenigen finden, die du gesucht hast. Deinen Job zu Ende bringen sozusagen.«
    »Und dann?«
    Sie schwieg.
    »Dann hilfst du mir, nach Hause zu kommen, ja?«, platzte ich heraus.
    Aber Helena antwortete nicht.
    »Helena!«, rief in diesem Augenblick ein Mann, der hinter einem Schreibtisch saß. Neben dem Haupteingang hing eine Tafel mit allen Ländern der Welt und

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