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Vermiss mein nicht

Vermiss mein nicht

Titel: Vermiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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»Entschuldige die Unterbrechung.«
    »Kein Problem. Ich weiß, es ist spät, und du bist im Pub, ich entschuldige mich, dass ich angerufen habe.« Jack stützte den Kopf in die Hand und kam sich vor wie ein Idiot. Klar, seine Geschichte klang bescheuert und seine Sorge um Sandy absurd und völlig unnötig, wenn er sie in Worte fasste. Aber im Innern wusste er trotzdem, dass etwas nicht stimmte.
    »Hör mal, mach dir keine Sorgen. Was soll ich tun? Wie heißt der Typ denn, dann kann ich mich mal ein bisschen umhören.«
    »Sandy Shortt.«
    »
Sandy
Shortt.« Ja, der Typ war eine Frau!
    »Ja.«
    »Richtig.«
    »Und wo wolltest du dich mit ihr treffen …?«
    »Gestern, in Glin. Wir sind uns bei Lloyds Tankstelle begegnet, du weißt schon, die …«
    »Ja, die kenne ich.«
    »Na ja, da waren wir zufällig beide um halb sechs Uhr früh, aber später ist sie dann nicht erschienen.«
    »Und als ihr euch begegnet seid, hat sie nicht gesagt, wo sie hin will?«
    »Nein, wir haben nicht miteinander geredet.«
    »Dann habt ihr euch also nicht kennengelernt, du hast sie nur gesehen.«
    »Ja.«
    »Wie sieht sie denn aus?«
    »Sehr groß, schwarze lockige Haare …« Er verstummte, weil er plötzlich merkte, dass er genau genommen keine Ahnung hatte, wie Sandy Shortt aussah. Es war nur eine wilde Spekulation, dass die Frau an der Tankstelle Sandy Shortt gewesen war. Sein einziger Beweis war eine Akte auf dem Armaturenbrett, auf der Donals Name stand, aber das Auto konnte irgendwem gehören. Er hatte die Puzzleteile zusammengefügt, ohne ihren Sinn in Frage zu stellen, der sich jetzt als Unsinn zu entpuppen schien.
    »Jack?«, fragte Graham.
    »Ja?«
    »Sie ist also groß und hat schwarze lockige Haare. Sonst noch irgendwas? Ihr Alter oder wo sie herkommt oder so?«
    »Nein.« Er hielt inne. »Keine Ahnung, Graham. Ich bin mir nicht sicher, wie sie aussieht, wir haben nur am Telefon miteinander gesprochen, und wer weiß, ob sie die Frau an der Tankstelle war.« Aber auf einmal fiel ihm etwas ein. »Ach ja, sie hat früher bei der Polizei gearbeitet. In Dublin. Vor vier Jahren hat sie aufgehört. Mehr hat sie nicht erzählt«, fügte er abschließend hinzu.
    »Okay, dann mach ich mal ein paar Anrufe und melde mich später wieder bei dir.«
    »Danke.« Die ganze Sache war Jack auf einmal schrecklich peinlich, seine Geschichte war voller Lücken, er klang wie ein Verrückter, wie einer, der immer noch unter den Nachwirkungen des Schocks litt, den das Verschwinden seines Bruders bei ihm ausgelöst hatte. Vielleicht war es ja auch so. »Das bleibt aber unter uns, ja?«, fügte er leise hinzu.
    »Na klar. Geht es Gloria gut?« Grahams Frage hörte sich an wie ein Vorwurf.
    »Ja, alles in Butter.«
    »Gut. Sag ihr viele Grüße. Deine Freundin ist echt eine Heilige, Jack.«
    »Ja, ich weiß«, antwortete er abwehrend.
    Schweigen. Dann wieder Pubgeräusche.
    »Ich ruf dich zurück, Jack«, rief Graham noch, dann war die Verbindung unterbrochen.
    Jack ließ den Kopf sinken.
    Zwei Stunden später tigerte er immer noch neben dem verlassenen Auto auf und ab, die Hand auf dem kalten Metall, als sein Handy klingelte. Da er Gloria bereits eine SMS geschickt und ihr geschrieben hatte, dass er spät nach Hause kommen würde, wusste er, dass sie es um diese späte Stunde nicht sein konnte, und nahm den Anruf an.
    »Jack, hier ist Graham.« Die Stimme klang freundlicher als vorhin. »Hör mal, ich hab ein paar Leute angerufen und mich bei den Jungs umgehört, ob einer Sandy Shortt kennt.«
    »Schieß los«, sagte Jack, und sein Herz klopfte laut.
    »Du hättest mich genauer informieren sollen, Jack«, begann Graham.
    Jack nickte in die Dunkelheit, obwohl Graham ihn natürlich nicht sehen konnte. Der legte trotzdem los. »Wie’s aussieht, musst du dir um sie bestimmt keine Sorgen machen. Eine ganze Reihe von den Jungs kennt sie.« Er lachte, unterbrach sich aber gleich und fuhr fort: »Anscheinend verschwindet sie immer mal wieder, ohne jemandem Bescheid zu sagen. Sie ist eine Einzelgängerin, kommt und geht, wie es ihr grade passt, taucht aber normalerweise nach einer Woche oder so wieder auf. Ich würde mir ihretwegen an deiner Stelle echt keine Gedanken machen, denn es passt anscheinend genau in ihr übliches Verhalten.«
    »Aber was ist mit dem Auto?«
    »Ist es ein roter Ford Fiesta, Baujahr 1991?«
    »Ja.«
    »Das ist ihrer. Wahrscheinlich ist sie irgendwo in der Gegend. Die Jungs haben erzählt, dass sie gerne joggt. Vermutlich hat sie da

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