Vermisst: Thriller (German Edition)
irgendein Schaufenster, das würde ich Ihnen übel nehmen.«
»Doch nicht mit diesem Auto. Vielen Dank noch mal.«
»War mir ein Vergnügen.«
Dann wandte sich der junge Mann an mich. »Ich arbeite auf der Baustelle in der Nähe der Botschaft und wollte nicht zusehen, wie jemand einen … Sie wissen schon … verprügelt.« Er warf einen Blick in Richtung Wagen. »Aber Ihr Freund hat es ihm ordentlich gegeben. Ich bin nur mitgefahren, weil er nicht sicher war, ob er den Jaguar im Griff hatte.«
»Danke«, sagte ich.
»Keine Ursache.«
Er steckte die Hände in die Taschen und schlenderte grinsend davon. Wir sprangen in den Wagen. PJ und Georgie quetschten sich auf die winzige Rückbank. Jesse hatte eine aufgeplatzte Lippe und eine Schürfwunde an der Stirn, aber er ließ sich durch mein Kopfschütteln nicht beeindrucken.
»Wohin?«, fragte er nur.
»Georgie? Deine Mutter hat gesagt, du kennst die Adresse.«
»Wakefield House, Berkeley Walk.«
Ich holte die Karte heraus. »Und wem gehört der Jaguar? James Bond persönlich?«
»Christian Sanger. Im Handschuhfach liegt der Mietvertrag mit seinen Kontaktdaten. Und ein ärztliches Attest von seinem Doktor in den Staaten, das er als Behindertenausweis verwendet hat.«
»Wie …«, begann ich, überlegte es mir aber schnell anders. »Ach, vergiss es.«
Aber Jesse hatte schon verstanden. »Wie ich an die Schlüssel gekommen bin? Die waren in seiner Tasche. Auf dem Schlüsselanhänger standen Marke und Kennzeichen. Der Wagen war ganz in der Nähe des Gebäudes geparkt, in dem es gebrannt hat.«
Georgie beugte sich zwischen den Sitzen vor. »Fahren wir jetzt zu Mamis Anwälten?«
»Nein.« Jesses Ton entnahm ich, dass bei Goodhew Waites etwas Furchtbares passiert war. »Die Anwälte können dir nicht helfen.«
Sie sah von einem zum anderen. »Aber ihr beide könnt es?«
»Ganz genau.« Jesse legte den Gang ein. »Ev, wie viel Zeit bleibt dir noch?«
»Gib Gas«, sagte ich.
32. Kapitel
Mit röhrendem Motor bogen wir in den Berkeley Walk ein. Jesse bremste temperamentvoll wie immer. Sein Fahrstil war ziemlich gewagt, fiel aber im chaotischen Londoner Verkehr nicht weiter auf. Im Gegensatz zu PJ hatte er bis jetzt niemanden angefahren und das offenbar auch nicht vor. Wir hielten vor Wakefield House.
Ich konnte es nicht fassen. »Das ist ja eine Bank!«
Dank der ionischen Säulen wirkte das Gebäude sehr solide, und mit dem an der Fassade verbauten Marmor hätte man die Akropolis neu errichten können. Dafür war die Lobby umso nüchterner ausgestattet. Ich ließ PJ und Georgie auf den Ledersesseln in der Halle Platz nehmen und marschierte mit Jesse zum Empfang.
Die Nymphe an der Rezeption trug eine enge schwarze Tunika und duftete nach Chanel und Zigaretten.
»Ihren Namen, bitte?«, fragte sie kühl.
»Kit Larkin.«
Ich reichte ihr meinen Pass und den Schlüssel, den Jax mir gegeben hatte.
Sie warf einen Blick auf meinen Pass, gab etwas in ihren Tablet PC ein und griff dann zum Telefon.
»Sie werden unten erwartet.«
Wir nahmen den Lift. Als sich die Türen hinter uns geschlossen hatten, musterte Jesse mich anerkennend.
»Brünett steht dir echt gut.« Seine Augen wanderten über meinen Körper. »Ich wusste gar nicht, dass du so was tragen kannst. Hat Jax das ausgesucht?«
Ich behielt die Stockwerkszahlen im Blick. »Hast du dem FBI schon gemeldet, dass ich mein Aussehen verändert habe? Bevor du dich aufs Autoklauen verlegt hast, meine ich.«
»Nein. PJ ist der Einzige, der weiß, dass du hier bist.«
War das ein Eingeständnis, dass er im Unrecht gewesen war?
»Bist du im Auftrag meines Vaters hier?«, fragte ich.
»Ich dachte, das weißt du schon.«
Jetzt schaute ich ihm ins Gesicht. »Damit du ein Verbrechen vertuschst?«
»Du bist aber hart.«
»Lass das.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß, dass du Georgia helfen wolltest, und weiß das zu schätzen. Aber wenn mein Vater dich zum Stillschweigen verpflichtet hat, weil er so seine Familie schützen wollte, war das ein Fehler. Kanntest du die Wahrheit?«
Seine Miene war undurchdringlich. »Ja.« Er war immer noch nicht völlig offen zu mir. Am liebsten hätte ich ihm den Kragen umgedreht – oder ihn geküsst. Ich wandte mich ab, spürte aber, dass sein Blick auf mir ruhte.
»Was ist?«, fragte ich.
»Kit Larkin?«
»Das war die Idee von Jax.«
»Klingt sexy.«
Ich verzog den Mund und schüttelte den Kopf.
»Leider scheint diese Kit verlobt zu sein«, stellte er
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