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Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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plötzlich lag ich mit dem Gesicht nach unten auf dem Bett und spürte das Gewicht eines Mannes auf mir. Mein Herz raste. Ich versuchte, mit dem Kopf nach ihm zu schlagen, aber er drückte meine Schultern gegen die Matratze und legte mir die Lippen ans Ohr.
    »Mach kein Theater.«
    Selbst im Flüsterton erkannte ich den bedrohlichen Klang, das tiefe Grollen, das ich mit britischen Gangsterfilmen verband. Sein Griff war grob, und sein heißer Atem hing mir im Nacken. In Hemd und Höschen fühlte ich mich völlig ausgeliefert. Ich zwang mich, ruhig zu bleiben.
    »Gut«, sagte er. »Ganz leise. Die haben Leute draußen. Zieh dich an.«
    Er ließ mich los und stand auf. Ich rappelte mich hoch und streifte mir unter seinem gelassenen Blick ein T-Shirt über.
    »Wer ist da draußen?«, flüsterte ich.
    »Später.«
    Ich schnappte mir eine Jeans und wollte im Bad verschwinden. Er versperrte mir den Weg.
    »Keine Zeit. Wir müssen die Papiere holen.«
    Ich zog mich vollständig an. »Nein, müssen wir nicht.«
    »Doch.« Obwohl ich nicht bemerkt hatte, wie er sich bewegte, stand er plötzlich vor mir. »Jax ist verschwunden.«
    Ich setzte an, etwas zu sagen, aber er legte mir einen Finger auf den Mund.
    »Wir reden später.«
    Sein schwarz gekleideter Körper strahlte fast sichtbar Energie ab. »Wir nehmen das Fenster. Du brauchst Geld, Kreditkarten, Handy und irgendein Ausweisdokument. Am besten deinen Reisepass.«
    »Eure Papiere sind hier im Haus«, murmelte ich.
    Er fuhr herum. »Wo?«
    »Sag mir erst, wo wir hinwollen.«
    Seine Bewegungen waren völlig lautlos. »Außer Reichweite«, flüsterte er direkt an meinem Gesicht. »Wo sind die Unterlagen?«
    »Im Safe in meinem Wandschrank.«
    »Schlüssel?«
    Ich nahm den Schlüssel von meinem Nachttisch und gab ihn Tim. Der packte mich am Arm und zischte noch einmal: »Leise.« Während ich meinen Rucksack packte, holte er den Umschlag aus dem Safe. Mit meinem Laptop unter dem Arm kam er zurück. »Ich fang jetzt an zu zählen. Bei zehn drückst du die Toilettenspülung, und wir verschwinden.«
    »Warum das?«
    »Die haben ein Richtmikrofon. Mit dem Rauschen verwischen wir unsere Spuren.«
    »Ich finde, wir sollten die Polizei rufen.«
    »Dann siehst du mich nicht wieder.«
    Für einen Augenblick klang das sehr verlockend. Ja, Tim, bitte nimm deine Papiere und hau ab. Ich bin froh, wenn ich sie los bin. Verschwinde mit deinen schmutzigen Geheimnissen ein für alle Mal aus meinem Leben.
    Aber dann erfuhr ich vielleicht nie, was meinem Vater zugestoßen war. Und ich würde den Leuten, die mich belauerten, allein gegenüberstehen.
    Also befolgte ich seine Anweisungen. Tim glitt aus dem Fenster und drehte sich um, um mir zu helfen. Deutlich weniger elegant krabbelte ich ihm nach.
    Tim schlich mit geschmeidigen Bewegungen auf die Hecke am hinteren Ende des Gartens zu, wobei er mit den Augen pausenlos das Gelände absuchte. Er wusste genau, wo die Pappeln weit genug auseinander standen, dass wir uns durch die Lücke zwängen konnten. Im Laufschritt überquerten wir den Rasen des Nachbargrundstücks. Niemand war zu Hause und das Tor bereits offen.
     
    Draußen auf der von weißem Oleander gesäumten Straße fielen wir in ein gemäßigtes Schritttempo. Tim trug eine leichte Jacke, Jeans und Wanderstiefel. Er ging mit locker schwingenden Armen, den Blick nach vorn gerichtet. Die Luft um ihn herum knisterte vor Energie.
    »Jetzt sag schon was«, drängte ich.
    »Achtzig Meter von deinem Gartentor entfernt parkt ein weißer Mercury, in dem zwei Männer sitzen. Einer der beiden hat dein Auto und das Nachbarhaus mit einem Teleobjektiv fotografiert. Der andere ist vor zehn Minuten an deinem Haus vorbeigegangen.«
    »Wer sind die beiden?«
    »Böse Jungs.«
    »Geht es vielleicht etwas genauer?«
    »Ganz böse Jungs.« Er suchte mit den Blicken die Straße ab. »Vor fünf Tagen hab ich den Kontakt zu Jax verloren. Sie hätte sich am Mittwoch melden müssen, aber sie hat’s nicht getan.«
    »Und du bist sicher, dass sie nicht einfach … außer Reichweite ist?«
    »Sie hat sich dreimal hintereinander nicht zum verabredeten Zeitpunkt gemeldet. Sie antwortet auf keiner Frequenz. Sie hat keinen Notruf abgesetzt. Ja, ich bin sicher.«
    Ich nickte, wagte aber nicht zu fragen, wo sie gewesen war und was sie dort gewollt hatte. »Wieso warst du so schnell hier? Ich hab Jax erst vor zwei Stunden auf den Anrufbeantworter gesprochen.«
    »Anrufbeantworter? Ich überwache die Meldungen der

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