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Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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und wollte es gar nicht so genau wissen.«
    Er ließ seinen Blick für einen Augenblick auf mir ruhen und wandte sich dann wieder den Papieren zu. Auf der anderen Straßenseite öffnete sich eine Tür. Ein Jogger trat heraus und lief Richtung Berge.
    »Dann muss ich dir was erklären, Evan. Manchen Leuten ist es egal, wenn sie mit Prostituierten erwischt werden. Rio hat sich große Mühe gegeben, sie bei Aktionen zu filmen, die sie moralisch ruinieren würden.« Endlich hob er den Blick. »Wir reden hier nicht von zehn Minuten in der Missionarsstellung. Und es geht nicht um freiwilligen Sex mit Erwachsenen.«
     
    Der Pick-up bretterte über den Freeway in Richtung Stadt. Es war Jesse nicht gelungen, sich mit Evan in Verbindung zu setzen. Er warf einen Blick auf den Tacho. Hundertvierzig. Zu langsam. An ihrem Festnetzanschluss meldete sich der Anrufbeantworter, und unter der Handynummer hieß es »Der
    Teilnehmer ist zur Zeit nicht erreichbar. Bitte versuchen Sie es später noch einmal«. Sie musste einfach zu Hause sein. Wenn sie nicht ans Telefon ging, war was passiert. Er fuhr dicht auf seinen Vordermann auf und betätigte die Lichthupe. Der Wagen wechselte die Spur, und Jesse raste an ihm vorbei.
    Du musst meine Tochter raushalten. Hörst du, Jesse?
    Ja, er hatte es gehört: die Verzweiflung in der atemlosen Stimme des sonst so abgebrühten, mit allen Wassern gewaschenen Phil Delaney. Morgen ist es zu spät. Als er den Freeway verließ, wählte er schon wieder ihre Nummer.
     
    Tim wühlte immer noch in den Papieren. »Bei Rio bekommen die Reichen und Mächtigen, was immer sie wollen. Deswegen haben sich die Videos auch als so wertvoll erwiesen. Weil sie die einzige Ware anbot, die diese Männer interessierte.«
    Ich ballte die Fäuste. Die Erfüllung perverser Wünsche. War Realpolitik nicht Prostitution genug?
    »Und wie sollen diese Riverbend-Informationen meinen Vater und Jax retten?«
    »Wir tauschen die beiden dagegen ein.«
    Ich kannte Tim North kaum, und das war mir ganz recht so. Er war Heckenschütze bei der britischen Armee gewesen und hatte schmutzige Aufträge in den schlimmsten Kloaken dieser Erde erledigt. Nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst hatte er sich mit seiner zweiten Karriere den Traum jedes Soziopathen erfüllt und war Auftragskiller geworden. Die reinste Klapperschlange.
    Diese Sache hier würde er bestimmt nicht auf sich sitzen lassen.
    »Ich kann nicht glauben, dass du diese Rio auszahlen und den Verlust einfach abschreiben willst.«
    »Ich will meine Frau zurück.«
    »Aber damit ist die Sache für dich nicht erledigt.«
    Nein, sagte sein Blick.
    Im nächsten Moment fuhr ich zusammen. Mein Telefon klingelte. Jesse, stand auf dem Display. »Schatz?«
    »Ev, ich steh vor deinem Haus. Wo bist du?«
    Mein Puls raste. »Was tust du da?«
    »Dein Vater …«
    Tim riss mir das Telefon aus der Hand. »Geh sofort rein.« Ungeduldig. »Ja, ich bin es. Geh ins Haus, als wär alles in Ordnung. Und …« Seine Augen blitzten bedrohlich. »Halt die Klappe, Junge. Antworte mit Ja oder Nein. Parkt ein weißer Mercury weiter unten an der Straße?«
    Tim hatte mich vor den Gangstern bei meinem Haus gerettet und wollte Jesse jetzt ins Verderben schicken?
    »Was soll das?«, fragte ich.
    »Verdammter Mist.« Er schaltete das Handy aus, drückte es mir in die Hand und ließ den Motor an. »Der Mercury ist gerade an Jesse vorbeigefahren.«
    Er legte den Gang ein. Der BMW löste sich mit einem Satz vom Straßenrand. Dann brausten wir die Pedregosa Street entlang.
    »Warum hast du ihn nicht gewarnt?«, fragte ich.
    Die Straße rauschte an uns vorüber. Ich versuchte, das Handy wieder einzuschalten, aber Tim schlug es mir aus der Hand.
    »Geh davon aus, dass deine Telefonate abgehört werden. Zumindest können sie anhand des Signals deine Position ermitteln«, sagte er.
    Meine Hand brannte. Ich starrte Tim an. »Aber Jesse weiß nicht, dass er in Gefahr ist. Wir müssen zurück zum Haus.«
    Stattdessen gab er Gas und bog in eine Seitenstraße ein, die zur alten spanischen Mission führte.
    »Was tust du da? Du überlässt Jesse …«
    »Die interessieren sich nicht für Jesse. Die wollen dich.«
    Ohne mit der Wimper zu zucken, überfuhr er ein Stoppschild. Die Straße war schmal, und an beiden Seiten parkten Autos unter den Virginia-Eichen. Tim bog erneut ab.
    Offenbar kannte er sich nicht aus.
    »Tim, die Straßen hier werden immer enger. Wir müssen aus diesem Viertel raus, sonst enden wir in

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