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Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Fahrers.
    Jemand klopfte gegen den Rahmen des Taxis. Als ich mich umdrehte, streckte ein Bettler die Hand durchs Fenster. Sein anderer Arm hing nutzlos herab. Der Fahrer drehte das Radio lauter und ignorierte ihn. In Santa Barbara gibt es auch ein paar Bettler. Die meisten sind Alkoholiker, die Geld für ihren Sprit brauchen, oder psychisch Kranke, die lautstark mit dem Himmel diskutieren. Deswegen spende ich lieber für das Obdachlosenheim der katholischen Kirche. Aber der Mann vor meinem Fenster war bei Verstand und nüchtern. Vielleicht hatte er eine Familie zu ernähren. Er beugte sich vor und ließ den gelähmten Arm vor meiner Nase baumeln.
    Dankbar dafür, dass Jesse eine solche Erniedrigung erspart geblieben war, drückte ich dem Mann Geld in die Hand.
    Die Ampel schaltete auf Grün. Die Motorroller gaben Gas und brausten davon wie eine Horde außer Kontrolle geratener Frösche. Die Luft färbte sich blau von den Abgasen. Das Taxi fuhr an, und der Bettler blieb zurück.
    Das Gästehaus erwies sich trotz der schummrigen Beleuchtung als weniger zwielichtig, als ich gefürchtet hatte. Es war heiß, aber überall wimmelte es von australischen Rucksacktouristen: wettergegerbte junge Leute mit Dreadlocks und verblichenen Bandanas. Der Klang des mit heftigem Akzent gesprochenen Englischs munterte mich schlagartig auf. Mein winziges Zimmer lag direkt unter dem Dach. Die Schlitze in den Holzjalousien gaben den Blick auf eine Gasse mit Cafés und ein Gewirr von Stromkabeln frei. Ich ließ mein Gepäck auf den Linoleumboden fallen, wechselte die Socken und trottete ins Bad am anderen Ende des Ganges, um mir das Gesicht mit kaltem Wasser zu waschen. Die Hände trocknete ich mir an meiner grünen Militärhose ab. So schmuddelig ich mich auch fühlte, hier wollte ich lieber nicht duschen. Für kein Geld der Welt hätte ich diesen Boden mit nackten Füßen betreten.
    Wieder in meinem Zimmer schaltete ich das Handy ein, das ich in Los Angeles am Flughafen erstanden hatte. Es war ein Kartentelefon, was bedeutete, dass ich keinen Vertrag auf meinen Namen hatte abschließen müssen. Und es war ein Tribandtelefon, das theoretisch überall auf der Welt funktionierte. Ich konnte nur hoffen, dass das auch für diese dubiose Ecke von Bangkok galt.
    Schließlich piepste das Telefon. Der Empfang war tatsächlich gut. Ich packte das Gerät zusammen mit meinem Laptop, den ich nicht aus der Hand geben wollte, in den Rucksack.
    Zehn Minuten später wand ich mich durch die überfüllte Straße. Schweiß und Schmutz verklebten mir die Poren. Über mir hing die Wäsche an Stangen vor den Fenstern der Wohnungen. Gettoblaster dröhnten. Tuk-Tuks, die berühmten Moped-Rikschas, ratterten vorbei. Reklameschilder warben für McDonald’s, 7-Eleven, Tiger Beer. Jeder außer mir schien sich hervorragend zu amüsieren. Jeder außer mir rauchte. Vor einem Souvenirladen wehten farbenfrohe Sarongs wie Palmwedel im Wind, während der Ladenbesitzer ganz in der Nähe im Schatten hockte. Die Cafés waren voll mit Thais und westlichen Touristen. Vermutlich war ich die übellaunigste Rucksacktouristin in der Stadt.
    Kein Wunder. Laut Countdownanzeige blieben mir noch drei Stunden und zwei Minuten.
    An der Ecke nahm ich mir erneut ein Taxi. Ich zeigte dem Fahrer die Adresse: Ajahn Niram, 2 Sanamchai Road.
    Die Straße barst fast vor Toyotas, Motorrollern und Tuk-Tuks, die versuchten, einander zu überholen. Nach etwa zwanzig Minuten erreichten wir einen breiten Boulevard, der an einem großen, von Museen und Tempeln gesäumten Platz mit einer Grünlage entlangführte. Zwei Plakate zeigten das königliche Paar, das mit den Insignien der königlichen Würde und den dicken Brillengläsern vornehm und entschlossen wirkte.
    Der Verkehr wurde dichter, und das Taxi schob sich unter dem dichten Blätterdach der Bäume dahin. An einer weißgetünchten, festungsartigen Mauer stoppte der Fahrer.
    Er deutete auf ein Tor in der Wand. »Wat Po.«
    Auf meinem Zettel stand nichts von Wat Po. »Ajahn Niram?«
    Er zeigte erneut auf das Tor und sagte etwas, das ich nicht verstand. Ich stieg in die glühende Hitze hinaus und zahlte. »Kop khun kap«, bedankte ich mich.
    Die Wände strahlten unter dem gleißenden Himmel. Ich trat durch das Tor und fand mich in einem buddhistischen Tempel wieder.

14. Kapitel
     
     
     
     
    Entmutigt blickte ich mich um. Wat Po war mehr als ein Tempel – es war eine eigene Stadt, ein weitläufiges Gelände mit Denkmälern, Kreuzgängen und

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