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Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Anfang. Deswegen kann ich nur hoffen, dass du mittlerweile die internationale Datumsgrenze überschritten hast.«
    Sie drückte eine Taste. »Denk daran, es sind drei. Halt die Augen offen.« Das Display wurde dunkel. »Achtzehn Stunden. Komm in die Gänge.«
     
    Wir flogen die Stadt, die sich von Horizont zu Horizont zu erstrecken schien, von Norden her an. Die Kabine des Airliners erinnerte mittlerweile an ein Studentenheim am Morgen nach der Party. Decken, Müll, der hartnäckige Geruch von Nudeln, Toilettengestank. Meine Augen brannten, und meine Beine waren steif. Mit Sonnenaufgang hatte sich die Erde grün gefärbt, und durch einen hellen Schleier funkelten glitzernde Vierecke wie Spiegelkacheln. Erst als wir tiefer gingen, merkte ich, dass es Blechdächer unter dichtem Blattwerk waren.
    Ich stand geradezu unter Strom. In meinem Rucksack steckten ein Reiseführer von Bangkok und brandneue, knallbunte Baht im Wert von mehreren hundert Dollar. Die Adresse war sorgfältig auf einem Zettel in meiner Tasche notiert. Die Tragflächen vibrierten, als sich die Bremsklappen öffneten, und dann waren wir unten.
    Zusammen mit dreihundert anderen Passagieren marschierte ich in das großzügige Terminalgebäude. Als Erstes fielen mir die Schilder mit der geschwungenen Schrift auf, die mich an Rokokoornamente erinnerte. Die Sprache um mich herum klang abgehackt, und die Intonation war mir völlig fremd. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie weit ich mich von vertrautem Terrain entfernt hatte. In Mexiko oder Frankreich hätte ich zumindest ein paar Sätze entschlüsseln können.
    Die Beamtin an der Grenzkontrolle verglich mit finsterer Miene mein Foto mit meinem Gesicht und dem Bildschirm, bevor sie ihren Stempel in den Pass knallte. Dann kam mein Gepäck. Vor dem Terminal erwartete mich eine Welt aus Kleinbussen für Touristen, brüllenden Fahrern, üppigen violetten Orchideen, Smog und Feuchtigkeit. Eine heiße Brise schlug mir ins Gesicht.
    Willkommen in Thailand.
    Am Taxistand stieg ein Fahrer aus und eilte an den Randstein. »Sawadii ka«, begrüßte er mich, während er den Kofferraum öffnete und meine Tasche hineinwarf.
    »Sawadii kap. Pai thii-juu nii«, stammelte ich mit einem Blick in meinen kleinen Sprachführer. Zu dieser Adresse. Ich las ihm den Namen des Gästehauses vor, das ich vom Flughafen aus über das Internet gebucht hatte. »Karunaa.« Bitte. Er nickte und stieg ins Auto.
    Selbst wenn ich nur für ein paar Stunden in der Stadt war, wollte ich mein Gepäck irgendwo abstellen, während ich auf die Jagd nach dem nächsten USB-Stick ging. Das Gästehaus kostete sieben Dollar pro Nacht und hatte meine Reservierung akzeptiert, ohne nach einer Kreditkartennummer zu fragen. Wie eine Schlafwandlerin stieg ich ins Taxi, das mit quietschenden Reifen anfuhr.
    Auf der falschen Straßenseite. Ich hatte immer geglaubt, Linksverkehr gäbe es nur in England.
    Nach wenigen Minuten gab der Fahrer richtig Gas und steuerte auf eine Schnellstraße mit dichtem Verkehr. An uns flogen Wohnblocks und dichtes Grün vorbei, hohe Bäume mit filigranem Blattwerk und wie zufällig dazwischen gesäte Wolkenkratzer. Eine bunte Mischung von goldenem Glanz und Schmutz, Neu und Alt. Aus dem Radio schnatterte eine Stimme auf Thai. Die Sonne am Morgenhimmel leuchtete orange. Kilometer um Kilometer fuhren wir durch die nicht enden wollende Stadt. Noch nicht einmal eine erkennbare Skyline konnte ich am Horizont dieses Häusermeers entdecken.
    Als das Taxi mit einem Ruck bremste, riss ich die Augen auf. Das schweißnasse Haar klebte mir am Kopf. Ich war tatsächlich eingeschlafen.
    Wir standen auf einer überfüllten Straße an einer roten Ampel. Der Lärm hallte von den getönten Glasfenstern der Bürogebäude und den leuchtend blau oder gelb gestrichenen Wänden der alten Ladengeschäfte wider. Üppige Vegetation überwucherte jeden Spalt zwischen den Häusern und erstreckte sich bis auf die Gehwege. Die Karren der Straßenhändler, die Kleidung, Souvenirs und Essen aus dampfenden Woks feilboten, säumten die Straße.
    Ein Polizist mit Helm und Mundschutz regelte den Verkehr auf der Kreuzung. Durch die offenen Fenster des Taxis drangen die Abgase der qualmenden Lkws und Busse herein. Ein Bettler schlängelte sich mitten auf der Straße von einem Fahrzeug zum anderen. Scharen von Motorrollern transportierten kesse Teenager, Frauen mittleren Alters und ganze Familien: Mama, Papa, Oma und ein nussbraunes, zappeliges Kleinkind auf dem Schoß des

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