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Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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festgenommen. In San Quentin mussten sie ihn mit einem Gabelstapler in seine Zelle befördern.«
    »Keine Übertreibungen, obwohl der Tanzaffe eine nette Idee ist«, sagte sie. »Falls ich Jesse um die Ecke bringen soll, musst du es nur sagen.«
    »Er kann es eben nicht ertragen, hilflos zuzusehen.« Ich schob den Gepäckwagen durch die Menge. »Keine Sorge, ich kann meine Legende in- und auswendig.«
    Ihre Hand glitt vom Trolley, und sie geriet ins Wanken. Ich konnte sie gerade noch stützen, bevor sie umfiel.
     
    Ich suchte uns eine Stelle am Rand der Halle und setzte Jax oben auf das Gepäck. Trotzdem musste sie sich festhalten.
    »Dir geht es ja immer schlechter.«
    »Mit mir ist alles in Ordnung.«
    »Offensichtlich nicht. Schau mich an.«
    Als sie aufblickte, stellte ich entsetzt fest, dass ihre linke Pupille extrem erweitert war. Sie hatte eine schwere Kopfverletzung. Schon starrten uns die Leute an. Dabei machte ich mir weniger Sorgen um die Passagiere als um das Airline-Personal und die Überwachungskameras. Wir konnten nicht hier bleiben. Früher oder später würde uns jemand fragen, was los war. Außerdem patrouillierten im Terminal Polizeibeamte. Bewaffnete Beamte.
    »Kannst du fliegen?«, fragte ich.
    Sie bemühte sich um eine aufrechte Haltung. »Du musst Ausschau …«
    »Jax.« Ich beugte mich dicht zu ihr und senkte meine Stimme zu einem Flüstern. »Du musst mir die Wahrheit sagen.«
    Sie wollte den Kopf schütteln, fiel dabei aber auf den Trolley zurück. »Du musst aufp…«
    Ich nahm ihre Hände in meine. »Ich hab es satt, im Dunkeln zu tappen. Du sagst mir jetzt, was los ist. Es muss schon sehr schlimm sein, wenn Jesse versucht, mich verhaften zu lassen.«
    »Ich hab versucht, dich zu warnen. Du musst aufpassen.«
    »Wegen Shiver? Noch so ein Monster?« Frustriert drückte ich ihren Arm. »Wenn du es mir nichts erzählst, tu ich, was Jesse will und gehe zur amerikanischen Botschaft. Dann kriegt das FBI das Riverbend-Dossier. Vielleicht können die Dad retten.«
    Ihr Gesicht wurde aschfahl. »Nein.«
    »Mir ist egal, ob das FBI das Dossier bekommt. Mir geht es nur um meinen Vater.«
    »Das darfst du nicht tun.«
    »Hör auf.« Ich hockte mich neben sie auf den Gepäckwagen und packte sie fest an den Schultern. »Du musst mir vertrauen.«
    Einen endlosen, qualvollen Augenblick lang starrte sie mich nur an. Dann kramte sie mühsam ihre Brieftasche hervor und entnahm ihr einen Schnappschuss. Es war das Foto des kleinen braunäugigen Mädchens im Baum.
    »Ich wollte es dir ja sagen.«
    »Du wolltest mir von ihr erzählen?«
    »Ja. Deswegen hab ich dir doch geraten, so schnell wie möglich eine Familie zu gründen.«
    Redete sie im Fieberwahn? Mit schmerzverzerrtem Gesicht blinzelte sie auf das Bild hinunter.
    »Ich war vierunddreißig, als ich mein Kind bekam.« Sie reichte mir das Foto. »Meine Tochter.«
    Mir stockte der Atem.
    »Christian will seine Schwester«, sagte Jax mit brechender Stimme.

24. Kapitel
     
     
     
     
    Meine tauben Finger umklammerten das Foto. »Das Mädchen ist deine Tochter?«
    »Sie ist letzten Monat elf geworden.«
    »Und sie ist in London?«
    Ihr Blick war voller Herausforderung und dennoch defensiv.
    »Wir leben jedenfalls nicht alle zusammen in der Wisteria Lane«, sagte sie angesichts meiner offenkundigen Verwirrung.
    »Sie ist Hank Sangers Tochter?«
    Jax zog eine Augenbraue hoch. »Hast also im Biologieunterricht doch aufgepasst!«
    Meine Blicke hingen an dem Bild. Mir wurde immer mulmiger. Christian wollte also seine Schwester.
    Geld, ja selbst der Tod meines Vaters würden den Sangers nicht genügen. Sie wollten Jax bestrafen, indem sie ihre Tochter in die Prostitution verkauften, sie zu einem Leben verdammten, das schlimmer war als der Tod.
    Ich rieb mir die Stirn. Mir war immer noch nicht klar, wieso Jax Informationen über ihre Tochter auf USB-Sticks hinterlegte.
    »Für wen war dieses Computerprogramm gedacht?«, fragte ich.
    »Es sollte sie schützen. Eine Art Testament für den Fall der Fälle.«
    »Willst du mir etwa erzählen, dass Tim nicht weiß, wo sie ist?« Dann kam mir ein noch beunruhigender Gedanke. »Weiß Tim denn nicht, dass du eine Tochter hast?«
    »Natürlich weiß er es. Aber um ihre Sicherheit zu gewährleisten, habe ich ihm nicht die ganze Geschichte erzählt. Und ihren gegenwärtigen Aufenthaltsort kennt er auch nicht.«
    War Tim North so gefährlich?
    Ich musterte sie eindringlich. Nun fiel mir ihre Mahnung auf dem Video wieder ein.

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