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Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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drehte sich nicht um. Der Zug wurde immer schneller. Das Rattern der Räder und das Surren der Elektromotoren war so laut, dass meine Stimme noch nicht einmal auf dem Bahnsteig zu hören war. Ich beschleunigte das Tempo, bis ich ihren Wagon erreicht hatte. Als ich gegen die Fenster klopfte, lehnte Georgie den Kopf gegen die Stange und schloss die Augen. Der Zug verschwand wie eine Schlange in dem dunklen Tunnel am Ende des Bahnsteigs.
    Keuchend blieb ich stehen. Ein Luftstoß packte mich, und dann stand ich allein unter den gewölbten Wänden mit den riesigen Plakaten, die für Autoversicherungen und Urlaubsreisen warben. Laut Anzeige kam der nächste Zug in fünf Minuten. Zu lang. Mit jeder Sekunde entglitt sie mir weiter.
    Dem Zug konnte ich wohl kaum nachlaufen. Also musste ich wieder nach oben, wo ich mich per Handy mit der Kanzlei Goodhew Waites in Verbindung setzen konnte. Trotz meiner schmerzenden Rippen und des Pochens in meinem Bein rannte ich den ganzen Weg zu den Aufzügen.
    Endlich öffneten sich die schweren silbernen Türen. Auf der anderen Seite schlossen sich gerade die Türen hinter den aussteigenden Fahrgästen, unter denen ich eine braune Schuluniform entdeckte. Shiver! Von hinten wirkte sie tatsächlich wie eine Zwölfjährige. Sie wandte sich um und begegnete meinem Blick.
    Ihre gespenstischen Augen leuchteten auf. Sie warf sich gegen die Tür. Instinktiv wich ich zurück, aber die Türen hatten sich bereits vor ihrer Nase geschlossen.
    Der Aufzug fuhr an. Shiver würde wissen, dass ich Georgie verfehlt hatte und sich auf meine Fährte setzen.
     
    »Was?«, sagte PJ entsetzt.
    Sanger suchte nervös nach einer Lücke im Verkehr. Er vibrierte geradezu vor Energie. Nach zehn Schritten am Straßenrand blieb er jedoch stehen und griff sich an die Brust. Selbst aus der Entfernung konnte Jesse erkennen, dass er kreidebleich war. Der Mann war offenkundig krank.
    »Fahr ihn über den Haufen«, wiederholte Jesse.
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Er wird sich Georgie holen. Wir müssen ihn aufhalten.«
    PJ blieb der Mund offen stehen. »Bist du verrückt geworden?«
    »Es ist vielleicht unsere einzige Chance.« Sanger richtete sich wieder auf. »Fahr schon! Er darf uns nicht entkommen!«
    »Drehst du jetzt völlig durch?«
    Jesse hob die Hände. »Zu Fuß habe ich gegen den Mann keine Chance. Du hast gehört, was ich gesagt habe!«
    Sanger entdeckte eine Lücke und lief über die Straße. Während er auf die U-Bahn-Station zusteuerte, sprach er hektisch in sein Handy.
    »Das könnte unsere letzte Chance sein«, warnte Jesse.
    PJ schnitt eine Grimasse, legte den Gang ein und bog um die Ecke. Er überholte einen Bus, einen Mini und einen Abschleppwagen, dessen Fahrer sich an einem Reifen zu schaffen machte. Hinter Sangers Jaguar bremste er am Straßenrand und stellte den Motor ab.
    »Was soll das?«, fragte Jesse.
    Sanger hatte die Station fast erreicht.
    PJ sah Jesse an. »Mir reicht’s.«
    Damit zog er den Schlüssel ab und stieg aus. Verblüfft starrte Jesse ihm nach, wie er die Straße überquerte. Verdammt noch mal, jetzt ging PJ auch noch auf die Jagd nach Sanger!
    Mit fliegenden Fingern griff sich Jesse Rahmen und Räder seines Rollstuhls, die auf dem Rücksitz des Wagens lagen, öffnete die Tür und setzte alles zusammen. Unterdessen eilte PJ auf der anderen Straßenseite in Richtung U-Bahn-Station. Als Jesse endlich aus dem Auto heraus war, hatte PJ bereits hundert Meter Vorsprung.
    Sanger hastete mit wehendem Mantel die Treppe hinunter, dicht gefolgt von PJ.
    Jesse überquerte die Straße ordnungsgemäß an einem Fußgängerübergang, scheiterte jedoch an der Treppe. Sich rückwärts am Geländer hinunterzuangeln, schien ihm zu riskant.
    War hier denn nirgendwo eine Rampe?
    Eine Rampe gab es nicht, aber dafür einen Ausgang auf der anderen Straßenseite. Dort erschien soeben Christian Sanger, der immer noch das Handy am Ohr hatte und nun auf dem Weg zurück zu seinem Jaguar war. Was nun?
    In diesem Augenblick kam PJ die Treppe herauf. »Ich hab ihn verloren.«
    Christian stieg in den Jaguar, wendete und raste in Richtung Stadtmitte davon.
    Die beiden Brüder glotzten ihm fassungslos hinterher.
    »Wolltest du wirklich, dass ich ihn umbringe?«, fragte PJ. »Ich sollte einen Menschen überfahren?«
    »Nein, ich …« Jesse raufte sich die Haare.
    PJ wirkte immer noch schockiert. »Was bist du für ein Mensch?«
    Fußgänger wichen ihnen aus und musterten die beiden Brüder, die in der Eiseskälte

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