Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vermisst: Thriller (German Edition)

Vermisst: Thriller (German Edition)

Titel: Vermisst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
Bäume griffen wie arthritische Finger nach mir. Brombeersträucher versperrten mir die Sicht, und schlammige Pfade verzweigten sich in alle Richtungen. Mir war bekannt, dass die Engländer naturnahe Parks liebten, aber dieser Urwald ging mir entschieden zu weit.
    Mein Atem bildete in der kalten Luft Dampfwölkchen. Ich lief weiter, entdeckte aber nur ein älteres Paar, das Arm in Arm dahinschlenderte, und eine Mutter, die mit einem Kleinkind auf einer Parkbank saß. Holundersträucher wuchsen über dem Weg zu einem Dach zusammen. Nach fünfzig Metern fand ich endlich eine Übersichtskarte.
    Holland Park hieß die Anlage. Das Gelände war riesig. Tennisplätze, Spielplätze, Restaurants, ein Musikpavillon, das Gehölz, in dem ich umherirrte, und ein Aussichtshügel. Ich konnte nur hoffen, dass dort kein Scharfschütze lauerte.
    Aber blinde Panik half mir jetzt auch nicht weiter. Georgie kannte den Park und hatte ihre Anweisungen. Code Black hieß für sie weglaufen und den Anwalt anrufen. »Dort durch«, hatte ihre Antwort gelautet, als ich sie nach einem Versteck gefragt hatte. Also würde sie den Park vermutlich an der Westseite wieder verlassen.
    Ich hielt einen Spaziergänger an, der mit seinem Hund aus der fraglichen Richtung kam.
    »Ist ein Mädchen in brauner Schuluniform an Ihnen vorbeigelaufen?«
    »Ja, da hinten.«
    Er deutete über seine Schulter. Ich rannte los.
     
    Bevor die Kleine im Park verschwand, beobachtete Jesse durch die Heckscheibe, wie sie einen Blick über die Schulter warf. Das Entsetzen war ihr deutlich anzumerken. Sie musste sich völlig allein unter Wölfen glauben.
    Er wandte sich an PJ. »Du musst wenden. Vielleicht können wir sie auf der anderen Seite des Parks abfangen.«
    PJ schüttelte den Kopf. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass sie zu uns ins Auto steigt. Die rennt um ihr Leben.«
    Er hatte recht. Georgia wusste nur, dass sie Evan angefahren hatten. Und Evan hatte sich geweigert, zu ihnen ins Auto zu steigen. Für Georgie waren sie zwei Fremde, die Jagd auf sie machten.
    Sein Bruder war dunkelrot angelaufen und hielt sich krampfhaft am Lenkrad fest. Offenbar erwartete er bittere Vorwürfe, weil er Jesses Freundin angefahren hatte.
    »Wir müssen es versuchen«, sagte Jesse nur.
    PJ legte den Gang ein. »Hier kann ich nicht wenden«, meinte er angesichts der völlig zugeparkten Straße. »Ich fahr um den Block.«
    »Dann los.«
    Sie rasten an viktorianischen Stadthäusern mit vorspringenden Fensterbänken aus Stein vorüber, an deren Mauern sich Glyzinien emporrankten, und schrammten nur ganz knapp an den BMWs und Volvo-Geländewagen am Straßenrand vorbei. In der Ferne raste ein Feuerwehrwagen mit heulenden Sirenen dahin. Direkt vor ihnen bog ein Mädchen um die Ecke und sprintete in Richtung Park. Jesse sah ein zweites Mal hin. War Georgia im Kreis gelaufen?
    Nein, das war ein anderes Mädchen in der gleichen Uniform. Die Augen glühten in dem blassen Gesicht, und das schwarze Haar flatterte im Wind. Über die eine Wange lief Blut. Jesse fühlte einen eisigen Schauer.
    »Das ist eine von ihnen.«
    »Wer?«, fragte PJ.
    Das Mädchen stürmte an ihnen vorbei auf den Park zu. »Scheiße, das ist das Monster aus dem Hotel in Bangkok.«
    PJ starrte ihn verständnislos an. »Bangkok? Jesse, hast du Halluzinationen?«
    Das kleine Ungeheuer trug einen Ohrhörer und umklammerte ein Gerät, das ihm offenbar den Weg anzeigte.
    Jesse griff zum Handy. »Such dir eine Querstraße und fahr zurück, und zwar schnell.«
     
    Ein Kiesweg führte zu einem schmiedeeisernen Tor, hinter dem eine breite Straße mit weißen Villen lag. Allmählich bekam ich Seitenstechen, aber zum Glück hatte ich inzwischen Georgie ausgemacht. Sie eilte etwa zweihundert Meter vor mir auf eine Kreuzung zu, an der die Straße mit den schneeweißen Herrenhäusern und den protzigen Geländewagen in eine große Verkehrsader mündete.
    Ich rief nach ihr, aber sie hörte mich nicht. Die eisige Luft brannte in meinen Lungen. An der Ecke vor mir wartete Georgie, bis die Ampel auf Grün schaltete, überquerte die Straße und war schnell außer Sicht.
    Mein Handy klingelte. »Jax?«
    »Das Monster aus Bangkok ist dir auf den Fersen«, sagte Jesse.
    Die eisige Luft schien plötzlich noch kälter zu werden. »Und Jax?«
    »Keine Spur von ihr.«
    Ich ballte die Fäuste und warf einen Blick über die Schulter. »Zu sehen ist aber noch nichts.«
    »Sie ist gerade erst in den Park rein.«
    »Wo bist du?«
    »Wir versuchen,

Weitere Kostenlose Bücher