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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Zeuge nicht zu gebrauchen«, mahnte Fidelma und trat vor. Sie blickte zu Bruder Willibrod hin. »Sollen wir bezeugen, wer dieses Mädchen ist,
dominus,
oder tust du es?«
    Sigeric war überrascht. »Ihr wißt, wer das Mädchen ist?«
    Fidelma verzog das Gesicht und sah immer noch Bruder Willibrod an. Er war zu tief in seinen Schmerz versunken, um ihr zu antworten.
    »Dann werde ich es erklären«, sagte Eadulf. »Dieses Mädchen ist hier in der Gegend als Lioba bekannt.«
    »Meinst du, daß Gélgeis nicht tot war, sondern unter dem Namen Lioba weitergelebt hat?« fragte Sigeric sofort. »Du hast mir erklärt, daß du den Verdacht hegst, ein Mädchen namens Lioba sei in eine Verschwörung verwickelt. Das gerät mir jetzt ziemlich durcheinander. Was hat das alles mit Willibrod zu tun?«
    »Es wäre mir lieber, wenn Bruder Willibrod diese Frage beantwortete«, erwiderte Eadulf bestimmt.
    »Ich verstehe überhaupt nicht mehr, was hier vorgeht«, seufzte Sigeric. Er schaute hinüber zu Fidelma. Sie beugte sich über den Leichnam des Mädchens und betrachtete anscheinend ihre Kleidung. Dann blickte sie zu Eadulf auf und schüttelte kurz den Kopf. Sigerics Miene wechselte rasch zwischen Verwirrung, Ärger und schließlich Resignation.
    »Niemand rührt hier etwas an«, befahl er. »Bringt Abt Cild in sein Zimmer, und einer bleibt bei ihm. Bruder Willibrod,kannst du allein in dein Zimmer zurückkehren?« Der
dominus
riß sich bei diesem harten Befehlston sichtlich zusammen. Er stand auf, wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht und neigte bittend den Kopf. »Dann tu das. Führe auch den jungen Mann weg« – Sigeric deutete auf Redwald – »und kümmere dich um ihn.«
    Sigeric gab noch eine Reihe weiterer Befehle und stellte seine Krieger als Wachen rings um die Kapelle auf. Schließlich wandte er sich wieder Fidelma und Eadulf zu. Es fiel ihm anscheinend schwer, seine Gedanken in Worte zu fassen.
    »Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht«, begann er zögernd. »Meine Fragen warfen neue Fragen auf, und jetzt hat anscheinend der Abt in dieser Kapelle eine Frau getötet, weil er sie für den Geist seiner toten Frau hielt. Aber ihr sagt, es sei eine Frau aus dieser Gegend und sie heiße Lioba. Das verstehe ich nicht.«
    Sie warteten schweigend ab, was er weiter sagen wollte.
    Sigeric war ein stolzer Mann, und es war schwierig für ihn, seine Entscheidung auszusprechen.
    »Vielleicht war es mein Fehler, euch einzusperren, während ich versuchte, eure Behauptungen über Abt Cild nachzuprüfen. Unter Umständen hätten wir diesen Tod vermeiden können.«
    Fidelma wartete noch einen Moment, ehe sie antwortete.
    »Du hast getan, was du für das Richtige hieltest. Daraus kann dir niemand einen Vorwurf machen.«
    Sigeric sah immer noch betroffen aus.
    »Worauf ich hinaus will, ist, hast du eine Erklärung für das, was hier vorgeht, Fidelma von Cashel? Ich … Ich wäre für deine Unterstützung dankbar.«
    Fidelma schaute ihn nachdenklich an. Der Mann tat sein möglichstes, um ein Vorurteil seiner Kultur zu überwinden. Schließlich lächelte sie freundlich.
    »Ich glaube, ich habe eine Erklärung für die Tragik, die diese Abtei beherrscht.«
    Sigeric blickte sie weiter mit verlegener Miene an.
    »Du glaubst, du kannst das Geheimnis aufdecken?«
    Fidelma nickte rasch. »Ich bin mir sicher.«
    »Dann tue es.«
    Zu Eadulfs Überraschung schüttelte Fidelma den Kopf.
    »Das tue ich nur unter bestimmten Bedingungen«, verkündete sie zuversichtlich.
    Sigerics Miene wurde zornig.
    »Wagst du es, mit mir zu handeln?« fragte er scharf.
    »Ich will nicht handeln«, versicherte sie ihm. »Ich will dir nur sagen, was ich brauche, um diesen Fall zu einem erfolgreichen Abschluß zu führen.«
    Sigeric zögerte und bezwang seinen Unmut. In seinem Gesicht spiegelte sich sein innerer Kampf, doch dann schien er sich zu entspannen. Er gewann seine Gelassenheit zurück.
    »Und was ist das, was du brauchst?« fragte er leise.
    »Die vollständige Freiheit und Vollmacht, die Untersuchung in der Weise zu führen, wie ich es gewohnt bin. Ich bitte dich nicht, einen Gerichtshof der Art einzurichten, wie wir es in den fünf Königreichen von Éireann tun, doch gestatte mir, die Zeugen, deren ich bedarf, vorzuladen und zu befragen, wobei ich deine Autorität benötige, um sie zum Beantworten meiner Fragen zu zwingen, wenn sie versuchen, sich auf eure Bräuche zu berufen, die Frauen kein Recht dazu geben.«
    Sigeric blinzelte heftig. »Wir betrachten

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