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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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der alte Fürst verbittert. »Da es sich um einen Mönch handelt, gilt die Gemeinschaft dieser Abtei als seine Verwandtschaft, und sie muß mich für den Tod meiner Tochter entschädigen. Tut sie es nicht, richtet sich mein Fasten gegen diese Abtei, und ich führe es durch bis zu meinem Tode.«
    Fidelma schüttelte traurig den Kopf.
    »Nie habe ich einen Mann gesehen, der so eifrig seinen Tod betreibt, Gadra«, kritisierte sie.
    Aldhere stand auf und lächelte mit seiner gewohnten spöttisch-belustigten Miene.
    »Ein Gutes hat mein Bruder Cild wenigstens getan, Schwester. Er trat in die Kirche ein, und damit wurde die Kirche seine Familie. So bin ich nach euren Gesetzen von der Zahlung einer Entschädigung für seine Taten befreit.«
    »Das Gesetz lautet so, wie Gadra es sagt«, erklärte sie.»Also, Gadra, du bist entschlossen, am
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festzuhalten, mit allen Folgen, die daraus entstehen?«
    Garb war aufgesprungen, um seinen Vater zu unterstützen.
    »Das hat mein Vater gesagt«, grollte er. »Nur weil der Mörder jetzt Zuflucht in den dunklen Bereichen seines Hirns sucht, hebt das nicht seine Verantwortlichkeit auf.«
    »Aber wenn nun das Mädchen, das der Abt gestern abend in seinem Verfolgungswahn erstach, Gélgeis war, was dann?« schaltete sich Eadulf ein, sehr zu Fidelmas Mißvergnügen. »Das würde bedeuten, daß Gélgeis vor einigen Monaten ihren Tod vorgetäuscht hat und inzwischen ihr eigenes Spiel spielte.«
    Einen Moment herrschte überraschtes Schweigen. Dann lachte Garb.
    »Wenn diese lächerliche Behauptung stimmte, wolltest du damit beweisen, daß Cild nach dem Gesetz nicht verantwortlich wäre?«
    Bevor Fidelma eingreifen konnte, antwortete Eadulf, der ihre mißbilligende Miene bemerkt hatte: »Ich sprach nur eine Vermutung aus, Garb.«
    Zorniges Murren erhob sich, wurde jedoch von Garbs Stimme übertönt: »Eine grausame Vermutung, während wir doch die Tatsachen kennen! Aber ich will dir darauf antworten. Es würde immer noch bedeuten, daß Cild meine Schwester ermordete, ob die Tat nun im vorigen Jahr oder in der vorigen Nacht geschah! Eine Entschädigung wäre so oder so fällig.«
    Die Unruhe verstärkte sich.
    »Willst du so argumentieren?« fragte Sigeric dazwischen. »Behauptest du, daß Gélgeis bis gestern abend noch amLeben war und an einer Verschwörung beteiligt? Was war deren Zweck? Cild in den Wahnsinn zu treiben?«
    »Ich will beweisen, daß eine lebende Person in dieser Abtei umging und nicht ein Gespenst«, antwortete Fidelma gelassen. »Was ich noch nicht genau weiß, ist, wer diese Person war. Ich bin überzeugt, daß Cild, ob im Wahn oder im Ernst, glaubte, es sei seine Frau. Der nächste Schritt in diesem Verfahren besteht darin, festzustellen, wer das tote Mädchen war.«
    Sigeric sah etwas verwirrt aus, und Fidelma fuhr fort.
    »Zweifellos sah der Abt eine Person, die er für den Geist seiner Frau hielt, und das verstärkte seinen Wahn«, erklärte sie. »Vom Beginn seines Lebens an war Cild geistig nicht normal veranlagt. Aldhere sprach die Wahrheit, als er die Wutanfälle seines Bruder im Jugendalter schilderte, die der Grund dafür waren, daß sein Vater ihn enterbte. Der wußte, daß sein ältester Sohn geisteskrank war. Wie diese Krankheit begann, das weiß ich nicht. Welches Übel in ihm steckte, ist schwer zu sagen. Ein einzelnes Blatt einer Eiche wird nicht von selbst braun, verwelkt und fällt ab. Wenn das passiert, weiß es der ganze Baum. Wenn wir nach diesem Grund forschen, müssen wir uns Cilds Familie zuwenden.«
    Aldhere lachte laut auf. »Bei mir wirst du keinen Wahnsinn feststellen, Schwester.«
    »Das glauben wir dir aufs Wort – jedenfalls vorerst.« Fidelma lächelte frostig. »Doch darum geht es im Augenblick nicht. Es geht um Cilds Verhalten. Es wurde mit der Zeit immer absonderlicher. Als er anfing, das zu sehen, was er für die Geistererscheinung seiner Frau hielt, trieb ihn das nur noch weiter, noch schneller in den Abgrund des Wahnsinns.«
    Sigeric nickte anerkennend. »Und als er dann die Gelegenheit fand, schlug er bei dem Mädchen zu?«
    »So war es. Er traf in der Kapelle auf Lioba, und in der Dunkelheit verlor er den Verstand. In seiner Angst und Wut stach er sie nieder.« Sie schaute sich in der Versammlung um. »Aber dabei gibt es noch etwas Wichtiges zu beachten.«
    »Nämlich?« fragte Sigeric, als Fidelma innehielt.
    »Jemand hat das Auftauchen dieser Erscheinungen in die Wege geleitet. Ich habe erfahren, daß in der jetzigen

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