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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Fidelma unterbrach sich und deutete auf den Seitentisch. »Gib mir noch etwas von deiner scheußlichen Brühe, Eadulf. Sie schmeckt furchtbar, aber ich glaube, sie lindert wirklich die Entzündung in Hals und Brust.«
    Eadulf reichte ihr den Becher.
    »Ich habe es versucht«, antwortete er. »Ich meine, hier lauert ein größeres Geheimnis, als man auf den ersten Blick erkennt.«
    So ausführlich wie möglich gab er seine Gespräche mit dem Abt und mit Bruder Higbald wieder.
    »Ich wüßte nicht, daß du diese fremde Frau schon einmal erwähnt hättest«, bemerkte Fidelma stirnrunzelnd. »Aber wenn eine Frau im Kloster ist, warum leugnen sie es?«
    Eadulf zuckte die Achseln. »Zunächst hielt ich das nicht für wichtig. Erst als Abt Cild mich darüber belehrte, daß Frauen in seiner Abtei nichts zu suchen hätten, habe ich ihm das vorgehalten.«
    »Und du sagst, es war keine Nonne?«
    »Nein. Sie war gut gekleidet und offensichtlich jemand von Rang und Wohlstand, aber jedenfalls keine Angehörige der Abtei.«
    »Wie kamst du darauf, daß sie die Frau des Abts sein könnte?«
    »Das war nur so eine Idee von mir. Es würde seine Reaktion auf Garbs Anschuldigungen erklären.«
    »Diese Beweisführung hat mehrere Schwachpunkte, Eadulf. Ist sie noch am Leben, warum sagt er das dann Garb und seinem Vater nicht und verhindert damit die öffentliche Anklage gegen sich? Du sagst, Bruder Higbald leugnete die Existenz dieser Frau in der Abtei?«
    »Das tat er, aber man muß ihm nicht notwendigerweise Glauben schenken.«
    »Kann auch sein, daß er und die anderen Mitglieder der Gemeinschaft einfach nichts von ihrer Anwesenheit wissen. Möglicherweise kommt und geht sie heimlich.«
    »Vielleicht eine Geliebte?«
    »Du weißt nicht genug für solche voreiligen Vermutungen, Eadulf.« Fidelma seufzte. »Und jetzt muß ich eine Weile ruhen. Stell mehr Fragen und zieh weniger Schlußfolgerungen.« Sie nahm noch einen Schluck von dem Kräutertrank und rollte sich auf die Seite.
    Eadulf ging leise hinaus.
    Draußen traf er Bruder Willibrod. Er stand mit einem anderen Mönch zusammen, einem breitschultrigen jungen Mann. Der
dominus
sah weniger besorgt aus als zuvor und begrüßte Eadulf.
    »Wie ich höre, ist alles in Ordnung. Es ist nicht die Gelbe Pest, sondern ein Fieberanfall. Abt Cild hat mir gesagt, daß ihr noch ein paar Tage bleiben könnt, bis Schwester Fidelma sich erholt hat. Kann man etwas zu ihrer Genesung tun?«
    Eadulf schüttelte den Kopf. »Sie braucht Ruhe und Wärme, und vielleicht kann ihr jemand zum Mittag eine klare Brühe bringen?«
    »Das soll geschehen. Ich werde Bruder Redwald damit beauftragen. Übrigens, dies ist Bruder Wigstan. Du wolltest ihn sprechen.«
    Eadulf schaute den jungen Mann an. »Ich hörte, du hättest diesen Geächteten, diesen Aldhere gesehen?«
    Bruder Wigstan nickte langsam. »Ich kehrte gestern am frühen Morgen in die Abtei zurück. Ich beeilte mich, um zum Gesang des Morgengebets zurechtzukommen …«
    »Wo warst du gewesen?« unterbrach ihn Eadulf.
    »Ich kam von der Küste zurück und brachte Fisch in die Abtei. Als ich mit meinem Karren auf der nahen Straße fuhr, sah ich jemand wegreiten. Ich könnte schwören, daß es Aldhere war.«
    Eadulf runzelte leicht die Stirn. »Sehr sicher klingst du nicht.«
    »Ich bin mir sicher. Es war bei dem kleinen Gehölz seitlich von der Abtei, da habe ich ihn gesehen.«
    »Da du ihn erkannt hast, mußt du ihm früher schon begegnet sein?«
    »Ich bin auf meinen Fahrten zur Küste schon zweimal von ihm beraubt worden«, erklärte Bruder Wigstan verbittert. »Ich kenne ihn.«
    »Und jedes Mal ließ er dich unversehrt ziehen? Anscheinend ist er nicht so ein verkommener Schurke, wie man ihn mir beschrieben hat.«
    »Ist das alles, Bruder?«
    Eadulf nickte zerstreut.
    Als Bruder Wigstan gegangen war, wandte er sich an Bruder Willibrod.
    »Und auf solch eine Beobachtung hin soll ein Mensch getötet werden?« fragte er zweifelnd. »Das ist doch wohl kaum ein Beweis. Ich habe noch eine Bitte an dich.«
    »Nämlich?« fragte der
dominus
vorsichtig.
    »Ich sagte dir schon, daß ich ein guter Freund von BruderBotulf war. Ich würde gern seine persönlichen Habseligkeiten sehen.«
    »Die Brüder in Christo besitzen keine persönlichen Habseligkeiten«, korrigierte ihn Bruder Willibrod schroff. »Kennst du nicht die Regeln der
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