Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
und überlegte.
    »Das ist eine gute Frage, heiliger
gerefa.
Gewöhnlich fallen sie weiter nördlich ein, im Land des Nordvolks, wo König Ealdwulf seinen Palast und seine Burgen hat. Ja, warum gingen sie ausgerechnet hier an Land?«
    Einen Moment schien der Geächtete in Nachdenken versunken. Eadulf holte ihn in die Gegenwart zurück.
    »Kann man denn nichts gegen Sigehere unternehmen? Ich dachte, sein Vetter Sebbi führe einen Bürgerkrieg gegen ihn. Das müßte doch seinen Ehrgeiz zügeln?«
    »Sebbi ist kein Krieger. Er ist zu fromm und muß sich darauf verlassen, daß andere seine Schlachten schlagen. ImAugenblick hat er es schwer, sich gegen seinen heidnischen Vetter zu behaupten.«
    »Ist denn kein christlicher Nachbar bereit, zugunsten von Sebbi einzugreifen?«
    »Ob Christen oder Heiden, Könige lassen sich immer nur von ihrem eigenen Interesse leiten. Was kann Sebbi für sie tun? Wenn gar nichts, weshalb sollten sie ihn dann unterstützen?«
    »Besteht also keine Aussicht, Sigehere Einhalt zu gebieten?«
    Aldhere schüttelte den Kopf. »Kaum, es sei denn, man besiegte ihn in einer Schlacht. Aber Sigehere hat viele mächtige Freunde, die sich bereitwillig auf seine Seite stellen. Aus Gründen praktischer Politik erkennt er sogar Wulfhere von Mercia als seinen Lehnsherrn an, und Wulfhere wiederum würde gern die Gelegenheit nutzen, in unser Land der Ost-Angeln einzufallen, wenn wir ein Heer gegen Sigehere entsenden.«
    Eadulf zögerte einen Moment und sagte dann: »Du sprichst nicht mit der selbstsüchtigen Haltung eines Räubers, Aldhere. Du sagst auch, Botulf sei dein Freund gewesen. Erzähl mir, wie das kam und was du von seinem Tode weißt.«
    Aldhere setzte seinen Becher Met ab, reckte die Arme und verschränkte sie dann behaglich über seinem Bauch. Nachdenklich schloß er die Augen.
    »Botulf war der einzige unter deinen Glaubensbrüdern, der mich nicht verurteilte, als ich geächtet wurde. Das war vor über einem Jahr.«
    »Erklär mir erst, wie du Botulf kennengelernt hast. Wie kam eure Freundschaft zustande?«
    »Du erinnerst dich sicher, daß Wulfhere vor acht Jahren seinem Vater Penda als König von Mercia nachfolgte und seitdem versucht, die Oberherrschaft Mercias über alle Könige der Angeln und Sachsen wiederherzustellen?«
    Eadulf nickte. In seiner Kindheit hatten Mütter den Namen Penda, Sohn des Pybba, benutzt, um ihre Kinder zu schrecken und sie zum Gehorsam zu bringen. Von seinem Königreich Mercia aus war Penda gegen seine Nachbarn marschiert und hatte sogar Oswald von Northumbria, den mächtigsten aller angelsächsischen Könige, getötet. Damals war Eadulf sechs oder sieben Jahre alt. Fast überall hatte man gejubelt, als Oswalds Sohn Oswy, der nach dem Tode seines Vaters König von Northumbria geworden war, Penda in der Schlacht von Winwaed Field besiegte und tötete. Damit war das mächtige Reich Mercia zusammengebrochen. Penda war als Scheusal verrufen, weil er den christlichen Glauben abgelehnt und den alten Göttern wie Wotan und Thunor angehangen hatte. Doch nur drei Jahre nach seinem Tode hatte sein Sohn Wulfhere das Königreich wiederhergestellt und begonnen, seine Vorherrschaft neu aufzubauen.
    Eadulf überlegte.
    »Was hat das alles mit dir zu tun?« fragte er den Anführer der Geächteten.
    »Ich war Than von Bretta’s Ham, ein Kriegsherr im Südvolk.«
    Eadulf stellte überrascht fest, daß er den Mann richtig eingeschätzt hatte. Eadulf wußte nur, daß Bretta’s Ham im Südwesten des Königreichs lag. Er wartete geduldig ab, bis Aldhere fortfuhr.
    »Vor etwa einem Jahr sandte Wulfhere seinen BruderAethelred gegen die Westgrenze unseres Landes. Ealdwulf, unser König, ernannte seinen Vetter Egric zum Befehlshaber seines Heeres. Es gab nur ein kurzes, aber heftiges Gefecht, denn die Mercier fielen wie die Furien der Hölle über uns her. Ich erhielt den Befehl über den rechten Flügel. Es war keine gute Stellung, denn Egric hatte uns am Fuße eines Berges postiert, fast außer Sicht des Hauptteils. Als der Angriff begann, ließ mir Egric ausrichten, wir sollten stehenbleiben, bis wir gerufen würden. Ich gehorchte. Dann hörten wir, Egrics Stellung sei vom Feind genommen und er selbst tödlich verwundet worden.«
    Aldhere schwieg einen Moment und seufzte tief. »Als ich das erfuhr, führte ich meine Männer um den Berg herum und fiel den Merciern in den Rücken. Wie gesagt, es war ein kurzer, aber heftiger Kampf, und dann waren die Mercier plötzlich in vollem

Weitere Kostenlose Bücher