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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Fidelma.
    »Das Fieber geht zurück«, erklärte Eadulf als Antwort auf Higbalds hochgezogene Augenbraue. »Sie liegt jetzt in gesundem Schlaf.«
    Bruder Higbald deutete auf eine Zimmerecke, weil er sprechen wollte, ohne Fidelma zu stören.
    »Ich habe gehört, was letzte Nacht passiert ist«, flüsterte er. »Jemand hat den Hochaltar entweiht.«
    »Und uns gibt man die Schuld«, unterbrach ihn Eadulf verärgert. »Ich weiß. Jetzt bin ich entschlossen, deinem Rat zu folgen. Es wäre töricht, sich dem hier noch länger auszusetzen.«
    Bruder Higbald stimmte zu.
    »Eine kluge Entscheidung. Aber wann wird Schwester Fidelma reisen können?«
    »Frühestens morgen, meine ich.«
    »Weiß sie, wessen man sie anklagt?«
    »Ich habe es ihr noch nicht gesagt. Wenn ich es tue, weiß ich nicht, ob sie es überhaupt versteht. In ihrem Land gibt es so etwas nicht.«
    »Nun, je eher ihr von hier wegkommt, desto besser.«
    »Hast du mehr darüber gehört, was jetzt vorgeht?«
    Bruder Higbald schüttelte den Kopf. »Ich glaube, Abt Cild hat vor irgend etwas Angst. Aber er wirft euch beiden vor, daran schuld zu sein.«
    »Es gibt hier ein Geheimnis, das ich nicht enträtseln kann, Bruder Higbald. Du bist anscheinend der einzige Mensch, von dem ich etwas Vernünftiges erfahre. Was ist das für ein dunkler Schatten, der auf der Abtei lastet? Hast du eine Ahnung?«
    Bruder Higbald zuckte die Achseln. »Ich habe es nie als dunklen Schatten empfunden. Abt Cild ist ein Mensch von schwankenden Stimmungen, wie wir alle – jeder auf seine Art. Es gibt unterschwellige gefühlsmäßige Strömungen zwischen uns: Eifersüchteleien, Verdächtigungen, Rivalitäten. Aber das ist doch ganz normal. Erst mit dem Tod Botulfs und den weiteren Ereignissen in der letztenNacht deutete sich an, daß ein wirkliches Problem existiert.«
    »Sonst war gar nichts?« fragte Eadulf enttäuscht. »Kein Hinweis darauf, daß Botulf Gefahr drohte? Nicht mal ein leiser Verdacht im Zusammenhang mit dem Tod von Lady Gélgeis?«
    »Nun, Cilds Stimmungen wechselten oft nach Garbs erstem Besuch, und unter den Brüdern wurde immer geredet. Ich glaube, wir alle waren bestürzt, als Botulfs Leichnam entdeckt wurde. Aber Bruder Wigstan sagte, er habe zur selben Zeit den berüchtigten Geächteten Aldhere hier in der Nähe gesehen. Es gab keinen Anlaß, Abt Cild zu mißtrauen, als er Aldhere beschuldigte.«
    »Obgleich Aldhere Cilds Bruder ist?«
    »War nicht Kain auch Abels Bruder? Brüder müssen nicht immer von gleicher Denkart sein.«
    »Hast du dir nie Gedanken darüber gemacht, weshalb Cild seinen Bruder nicht mag?«
    »König Ealdwulf selbst hatte Aldhere geächtet. Das war alles, was wir zu wissen brauchten.«
    »Als nun neulich abends der Ire Garb hier auftauchte, sich als Bruder von Lady Gélgeis zu erkennen gab und Cild anklagte, er habe sie ermordet, was dann?«
    »Die meisten Brüder waren entsetzt. Ich hatte ihn schon einmal gesehen, wie du weißt.«
    »Nur noch eine Frage: Wenn das alles so ist, warum bist du bereit, dich gegen Abt Cild zu stellen und Schwester Fidelma und mir zu helfen?«
    Bruder Higbald schien etwas überrascht von dieser Frage und dachte einen Moment darüber nach.
    »Vielleicht, weil ich nicht an Geister und Hexerei glaube.Ich meine, in dieser Sache verhält sich Abt Cild ungerecht. Aber ich denke, er handelt aus Furcht und nicht aus Bosheit.«
    »Doch wovor hat er Angst? Wenn er in der Gewißheit seines Rechts handelt, was hat er da zu fürchten?«
    »Falls du in der Lage bist, mein Freund, darauf eine Antwort zu finden, kannst du vielleicht auch alle anderen Rätsel lösen.« Bruder Higbald lächelte. »Um welche Zeit wollt ihr aufbrechen? Erinnerst du dich noch an den Weg, den ich dir beschrieben habe?«
    »Zweimal nach links, anschließend nach rechts, ich weiß. Ich habe keine Ahnung, wann. Es hängt davon ab, wie Fidelma sich fühlt.«
    »Laß mich wissen, wann ihr weggehen wollt, dann werde ich euch nach Kräften helfen.«
    »Vielen Dank, Bruder Higbald. Ich bin dir sehr dankbar für alles, was du für uns getan hast.«
    Nachdem Bruder Higbald gegangen war, ließ sich Eadulf nieder, um die Lage zu überdenken, erkannte aber sehr schnell, daß Fidelmas Leitspruch, man könne ohne genaue Kenntnisse keine Vermutungen anstellen, auch auf diesen Fall zutraf. Er hatte überhaupt keine Grundlage für Vermutungen.
    Erst nach dem Mittag erwachte Fidelma aus ihrem gesunden Schlaf.
    »Eadulf?« Sie erhob sich unsicher, ließ sich aber wieder

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