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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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er erwachte, wurde der Raum von strahlendem Morgenlicht erhellt. Er begriff, daß er durch den Eintritt Bruder Redwalds geweckt worden war, der ein Tablett mit zwei dampfenden Schüsseln, Brot und ein paar Äpfeln trug.
    Der junge Mann lächelte entschuldigend. Er schien verlegen.
    »Ich habe das Frühstück für die Schwester und für dich gebracht, Bruder.«
    Eadulf musterte ihn vorsichtig.
    »Wie geht es dir jetzt?« fragte er.
    Redwald stellte das Tablett ab.
    »Ich bitte um Verzeihung für meinen Zustand gestern abend. Ich war wirklich erschrocken. Heute morgen habe ich mich beruhigt und kann meinen Pflichten wieder nachkommen.« Er verneigte sich unsicher und ging zur Tür. »Wenn ihr noch etwas braucht, Bruder Beornwulf ist hier draußen.«
    Er zögerte unentschlossen. Dann lächelte er Eadulf rasch zu.
    »Du warst sehr rücksichtsvoll zu mir, Bruder. Es tut mir leid, daß du in dieser schwierigen Lage bist. Ich hoffe, daß nicht etwas, was ich getan habe, dazu geführt hat. Doch ich habe Lady Gélgeis wirklich gesehen, das schwöre ich. Wenn sie ein Geist war, wollte sie mir aber wohl nichts tun, deshalb bedaure ich es, wenn Schaden daraus entsteht.«
    Eadulf suchte ihn zu beruhigen.
    »Mach dir keine Sorgen, Redwald. Du kannst nichts für die Handlungen anderer.«
    Als der junge Mann gehen wollte, hielt Eadulf ihn zurück.
    »Hattest du Lady Gélgeis gern?« fragte er.
    Einen Moment sah der junge Mann verwirrt drein, schließlich nickte er.
    »Sie war nett zu mir. Ich sagte schon, daß sie mich pflegte, als ich krank war.«
    »Ich weiß. Du warst ein Junge und gerade erst in die Abtei gekommen. Also mochtest du sie?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Sicher bist du nicht?«
    »Als ich krank war, dachte ich, sie wäre ein Engel. Aber später, als ich gesund war und heranwuchs, war sie kühl zu mir, als machte sie sich nichts aus mir.«
    »Hast du Angst, wenn du jetzt ihr Bild siehst?«
    Der junge Mann überlegte und schüttelte dann den Kopf.
    »Der Abt hat mir gesagt, ich habe doch meinen Glauben als Schutzschild. Wenn ich im Glauben fest bleibe, brauche ich mich nicht zu fürchten.«
    Damit ging er fort, und Eadulf wandte sich nun dem Tablett und den Schüsseln mit dampfender Brühe zu. Er merkte, daß er lange nichts gegessen hatte.
    »Wasser«, kam eine krächzende Stimme vom Bett her. »Ich brauche was zu trinken.«
    »Fidelma!« Eadulf drehte sich um und erblickte eine blasse, sonst aber normal aussehende Fidelma, die sich aus den Kissen aufrichtete.
    »Ich fühl mich wie tot«, setzte sie hinzu.
    »Du solltest dich wie neugeboren fühlen, weil du ein gefährliches Fieber überwunden hast«, lächelte Eadulf, setzte sich ans Bett und erfaßte eine ihrer kalten Hände, während er ihr mit der anderen Hand einen Becher mit Wasser reichte.
    Sie trank vorsichtig davon.
    »Wie lange habe ich im Fieber gelegen?«
    »Nur vierundzwanzig Stunden.«
    »Mir kam es länger vor. Ich hatte die irrsinnigsten Träume, wenn es denn Träume waren. Leute liefen rein und raus, schrien und tobten, stets im Zorn. Sind wir immer noch in der Abtei …« Sie brach ab.
    »In Aldreds Abtei«, ergänzte Eadulf. »Wir kamen vorgestern abend an. Kannst du dich an irgend etwas erinnern?«
    Fidelma dachte nach.
    »Das letzte, an das ich mich erinnere, ist der Besuch vomApotheker und dann an irgendwas von einer Frau, die in der Abtei gesehen wurde. Danach ist alles äußerst verschwommen. Da lag ich wohl im Fieber.«
    Eadulf brachte ihr eine Schüssel mit Brühe und ein Stück Brot.
    »Nachdem das Fieber nun vorbei ist, brauchst du erst mal Nahrung. Iß das hier, und danach erzähle ich dir, was sich ereignet hat.«
    Bei der Mahlzeit wurde klar, daß Fidelma noch ziemlich schwach war. Ihre Hände zitterten, und Eadulf mußte ihr bei der Suppe helfen. Sie schien erschöpft. Eadulf erkannte, daß sie an diesem Tag unmöglich reisen konnte.
    Sie hatte die Schüssel halb geleert und an dem Brot geknabbert, dann schob sie alles fort. Eadulf räumte ab, und sie sank wieder aufs Bett und schloß die Augen.
    »Du wolltest mir … was erzählen«, gähnte sie.
    Eadulf schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht. Du mußt erst noch schlafen.«
    »Ich bin so … müde …«
    Im nächsten Moment schlief sie schon fest.
    Eadulf beendete seine eigene Mahlzeit und gab sich wieder dem Nachdenken hin.
    Ein oder zwei Stunden später war er damit noch nicht viel weiter gekommen. Die Tür ging leise auf, und Bruder Higbald trat ein. Er nickte Eadulf zu und betrachtete

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