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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Missionare und alle die Angelsachsen, die der gleichen Meinung waren, auf die Insel der Weißen Kuh – Inis Bó Fin – vor der Küste von Connacht. Manche von ihnen – hauptsächlich die Angeln und Sachsen – gründeten ein anderes Zentrum auf dem Festland, das ›Maigh Eo der Angelsachsen‹ heißt. Doch wir weigerten uns, Colman zu folgen, uns aus diesemLand zurückzuziehen und die Niederlage unserer Sache einzugestehen. Also sind wir hiergeblieben als Missionare aus den fünf Königreichen und bemühen uns, die große Wahrheit zu verbreiten.«
    Er wandte sich um und betrachtete Bruder Eadulfs Tonsur, die Tonsur des heiligen Petrus, die erkennen ließ, daß er die Regeln Roms befolgte.
    »Ich sehe, daß du, Bruder, nicht unseren Weg gehst?«
    Eadulf zuckte die Achseln. »Nicht in allen Einzelheiten. Aber es gibt mehr, was uns verbindet, als das wenige, was uns trennt. Wie Schwester Fidelma besuchte auch ich die Synode von Whitby. Wenn wir an den einen Gott glauben, dann ist Raum für uns alle, ihn auf unsere Weise zu verehren.«
    Bruder Laisre runzelte kurz die Stirn. »Der Meinung bin ich nicht. Hätte ich die Veränderungen des Glaubens, die die Bischöfe von Rom vorgenommen haben, für richtig gehalten, dann würde ich nicht mehr in diesem ungastlichen Land leben, sondern wäre zu meinen grünen Tälern am großen Fluß An tSiona zurückgekehrt.«
    Fidelma räusperte sich. Sie wollte sich nicht durch theologische und liturgische Dispute ablenken lassen.
    »Ich nehme an, dies ist der Ort, an dem Gadra, der Fürst von Maigh Eo, das
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ausführen will?«
    Garb fuhr auf. »Woher …?« Sein Blick fiel auf Eadulf, und er beruhigte sich. »Ich verstehe. Du bist schlau, Fidelma.«
    Fidelma schüttelte den Kopf.
    »Es war Bruder Eadulf, der zu dieser Folgerung kam. Doch die Frage ist, ob dein Vater Gadra einsieht, daß Cild, der nicht einmal die Gesetze seines eigenen Volkes respektiert,sich noch viel weniger an die Gesetze unseres Volkes halten wird? Er würde sein Leben nutzlos wegwerfen.«
    Garb schob die Unterlippe vor und nickte halb.
    »Mein Vater ist ein starrsinniger Mensch, der sich so etwas gar nicht vorstellen kann.«
    »Ich möchte mit ihm sprechen.«
    »Das kannst du, aber im Augenblick ruht er. Vorher möchte ich noch wissen, was dich in diese Angelegenheit hineingezogen hat. Du sagtest, es hätte etwas mit Bruder Botulf zu tun?«
    »Das stimmt«, erklärte Fidelma. »Aber das ist Bruder Eadulfs Geschichte, und ich bin sicher, er hat nichts dagegen, sie zu erzählen.«
    Eadulf nickte. »Natürlich nicht, vorausgesetzt, wir tauschen unser Wissen aus. Sind wir uns einig, daß es in Aldreds Abtei ein übles Geheimnis gibt?«
    »Es gibt dort ein Übel«, sagte Garb schroff. »Das ist Abt Cild.«
    »Der Abt ist anscheinend ein Mann von ausgefallenen Meinungen und Handlungen«, schaltete sich Fidelma ein, »doch ob er damit ein Übel darstellt, das ist eine Frage, die wir später erörtern können.«
    Bruder Laisre schnaubte. »Ich meine, es ist keine Frage, daß er ein Übel ist. Cild hat zwei meiner Brüder hängen lassen, die er gefangengenommen hatte. Er ließ sie als Ketzer gegen den Glauben hinrichten – oder vielmehr gegen seine besondere Auslegung des Glaubens.«
    Fidelmas Augen weiteten sich leicht.
    »Wir sind uns einig«, warf Eadulf ein, »daß Cild ein harter Mensch ist. Man braucht nur seinen leiblichen Bruder danach zu fragen, was der von ihm hält. Aber wir benötigenmehr Erkenntnisse, wie ich schon sagte. Ich kam zu dem Kloster, weil ich eine Nachricht von meinem Jugendfreund Bruder Botulf erhalten hatte, doch als ich eintraf, stellte ich fest, daß er ermordet worden war. Neulich nacht in der Kapelle schienst du anzudeuten, daß Abt Cild Botulf ermordet hätte. Warum?«
    Garb blickte Bruder Laisre an und seufzte.
    »Du sagst, du seist Bruder Botulfs Freund? Ich würde gern hören, was du uns mitteilen kannst, und dann sage ich dir, was wir wissen.«
    Eadulf wechselte einen Blick mit Fidelma, die ihr Einverständnis zu erkennen gab.
    »Irgendwo müssen wir anfangen«, meinte sie. »Wissen im Tausch gegen Wissen.«
    Kurz, aber mit allen wichtigen Einzelheiten berichtete Eadulf, warum sie die Reise zu Aldreds Abtei unternommen hatten und was ihnen dort widerfahren war, einschließlich seines Gesprächs mit dem geächteten Bruder des Abts.
    Als Eadulf seine Erzählung beendet hatte, schlug Bruder Laisre vor, das Gespräch bei heißer Suppe fortzusetzen. Sobald sie um den Tisch versammelt

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