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Verneig dich vor dem Tod

Verneig dich vor dem Tod

Titel: Verneig dich vor dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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junge Frau aus Éireann mit rotgoldnem Haar, die in der Nähe der Abtei wohnt?«
    Bruder Laisre schaute ihn verblüfft an. »Eine junge Frau mit rotgoldnem Haar? Ich kenne keine solche Frau aus unserem Volk im Lande des Südvolks.«
    Eadulf war überrascht. Auf dem Wege hatte er Fidelma berichtet, was er in der Holzfällerhütte gesehen hatte.
    »Vielleicht ist sie erst vor kurzem hergekommen?« vermutete Fidelma.
    Bruder Laisre schüttelte den Kopf. »Dann würde ich davon wissen, Schwester, und ehrlich gesagt, sie würde bald auffallen.«
    Fidelma seufzte. »Ich meine, du solltest uns noch ausführlicher erzählen, wie du mit Gélgeis in Verbindung treten wolltest. Wie hast du es angestellt, mit ihr Kontakt aufzunehmen?«
    »Sie war schon tot, als ich das versuchte«, erläuterte Bruder Laisre. »Ich ging als Kaufmann verkleidet zur Abtei, und zufällig war es Bruder Botulf, der mit mir sprach. Ich kannte ihn schon vor diesem unsinnigen Beschluß von Whitby, der die Trennung zwischen uns hervorrief. Er war ein sympathischer Mensch. Von ihm erfuhr ich dann, daß Gélgeis wirklich, wie ihr Vater und ihr Bruder annahmen, unglücklich geworden war. Cild ist ein eitler und grausamer Mensch. Als Abt ist er ungeeignet. Botulf sagte, das Mädchen sei ins Moor gegangen.«
    »Hat Botulf im einzelnen beschrieben, wie sie umgekommen ist?« fragte Fidelma nach.
    »Nein. Er nannte keine Einzelheiten. Nur, daß sie ins Moor gegangen und daß Cild dafür verantwortlich sei. Das waren genau seine Worte. Cild sei verantwortlich. Man kann das nicht anders deuten denn als Mord. Er berichtete, sie sei in Hob’s Mire versunken, einem üblen Stück Sumpf nicht weit von der Abtei. Er sagte, es habe keinen Zweck gehabt, nach dem Leichnam zu suchen. Er bat mich, die Familie davon zu unterrichten, daß ihre Tochter tot sei.«
    »Und Bruder Pol hatte keine weiteren Botschaften nach Maigh Eo gebracht, weil er einer der Brüder war, die Abt Cild hängen ließ wegen ihrer Weigerung, sich den Regeln Roms zu unterwerfen?« Eadulf konnte es kaum glauben.
    Bruder Laisre nickte nur.
    »Nicht lange nach meinem Treffen mit Botulf«, fuhr er fort, »erklärte Cild die Abtei zu einer geschlossenen Gemeinschaft für Brüder, die an seine Regeln glaubten. Mehrere Brüder vertrieb er aus seiner Abtei. Einige davon kamen hierher und schlossen sich uns an.«
    Eadulf wollte mehr wissen. »Hast du Botulf noch einmal gesprochen?«
    »Diese Ereignisse spielten sich erst vor wenigen Monaten ab. Der Bote, den ich nach Maigh Eo geschickt hatte, brauchte sehr lange Zeit, bis er Gadras Burg sicher erreichte. Sein Schiff strandete an der Insel Mannanán Mac Lir, die zwischen diesem Land und Éireann liegt. Es dauerte eine Weile, bis er ein Fahrzeug fand, mit dem er seine Reise fortsetzen konnte. Gadra sandte mir schließlich die Nachricht, daß er selbst herkäme, um Genugtuung von Cild zu fordern …«
    Hier schaltete sich Garb ein.
    »Mein Vater stammt aus dem Geschlecht der Könige der Uí Briúin, der Könige von Connacht. Er ist ein Fürst, in dessen Adern das Blut des Großkönigs Niall von den Neun Geiseln fließt. Er ist stolz und unbeugsam. Gélgeis ist aus seinem Geschlecht. Deswegen beschloß er, in dieses fremde Land zu gehen und Cild zur Rechenschaft zu ziehen.«
    Fidelma schaute ihn skeptisch an. »Das
troscud

    »Ja, Lady, das
troscud
«, erwiderte Garb fest.
    »Wirklich«, warf Eadulf ein, »dein Vater muß seine Tochter sehr geliebt haben, wenn er diesen Weg einschlägt.«
    »Er liebte sie so, wie nur ein Vater lieben kann«, stimmte ihm Garb zu. »Aber ebenso wie die Liebe verpflichtet uns auch die Ehre, und das
troscud
ist unser Gericht derletzten Instanz. Durch das rituelle Fasten wollen wir Gerechtigkeit erlangen, wenn unsere Feinde zu mächtig und zu überheblich sind, um sie uns aus freiem Willen zu gewähren.«
    »Eins interessiert mich sehr, und verzeih mir die Frage, aber wie du weißt, sind mir solche Sachen fremd. Was für ein Mensch war deine Schwester?«
    Garb sah Eadulf ziemlich verständnislos an.
    »Ich weiß nicht, ob ich deine Frage richtig verstanden habe, Angelsachse.«
    »Ich meine ihr Temperament. War sie in ihrer Natur so ungewöhnlich, daß ihr Vater und vielleicht auch du und deine Krieger, ihr alle bereit seid, euer Leben willig für ihr Gedenken hinzugeben?«
    Fidelma fühlte sich etwas verunsichert. Sie dachte, Eadulf hätte das Wesen des
troscud
verstanden, und wunderte sich darüber, daß er diese Frage stellte. Sie

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