Verplant verliebt
das Eine aus. Die sexsuchenden Typen, die mich bislang angeschrieben haben, passten da ins Muster. Aber du zeigst mir, dass es auch andere User gibt. Danke!
Ich mache für heute den Computer aus, würde mich aber freuen, mal wieder von dir zu lesen.
Lieben Gruß
Witchcraft
Karlo geriet ins Grübeln. In den vergangenen Jahren war er von allen, die vom Tod seiner Frau erfuhren, bedauert worden. Und nun kam diese Person und erzählte ihm, dass er kein Stückchen verkorkster war als der Rest der Single-Welt. Im Gegenteil, sie fand es vorteilhaft, dass er nur positive Erinnerungen an seine letzte Beziehung hatte. Diese Sichtweise gefiel ihm. Diese Frau gefiel ihm, direkt wie sie war.
Karlo fragte sich, ob sie diese Unterhaltung wohl auch geführt hätten, wenn sie sich im wirklichen Leben begegnet wären. Wohl kaum. Er hatte in kurzer Zeit so viel von sich preisgegeben wie in keiner realen Begegnung zuvor. Die Anonymität des Internets hatte es ihnen leicht gemacht, über ihre sehr persönlichen Gefühle zu sprechen, und er war froh über diese Erfahrung. Karlo wusste nun aber auch, dass es bei dieser anonymen Bekanntschaft bleiben musste. Er würde sich unwohl dabei fühlen, eine fremde Person zu treffen, die so viel Privates von ihm wusste. Karlo sah sich das Bild der hübschen rothaarigen Hexe noch einmal an. Schade eigentlich, sie war süß. Sie hatte ihre schulterlangen glatten Haare mit einem Band aus der Stirn geschoben. Ihr Gesicht war schmal und ihre Stupsnase gab ihrem Gesichtsausdruck etwas Freches. In letzter Zeit liefen ihm auffällig viele rothaarige Frauen über den Weg. In Süddeutschland gab es anscheinend mehr davon als im Norden.
17
Nach Weinsberg fuhr kein Zug. Deshalb hatte Karlo die Regionalbahn in Heilbronn verlassen und war mit dem Fahrrad durch die Weinberge in Maries Heimatort gefahren. Zum Glück hatte sich das herbstliche Intermezzo auf den Samstag beschränkt und es schien wieder die Sonne. Die geraden Linien der Weinreben, an denen Karlo vorbeiradelte, sahen aus, als hätte jemand die Natur mit einem groben Kamm frisiert. Die Region erinnerte ihn an die französische Champagne, Karlo hatte nicht erwartet, so etwas auch in Deutschland zu finden. In diesem Idyll wäre er gerne den ganzen Nachmittag geblieben. Doch statt friedlicher Weinberge erwartete ihn die schnatternde Rebmannschar – und er sollte ihnen auch noch etwas vorspielen. Der Apfelkuchen schien Karlo auf einmal nicht mehr so verlockend und er ärgerte sich, dass er sich auf diese Scharade eingelassen hatte. Aber abgemacht, war abgemacht. Marie hatte ihren Teil erfüllt und behandelte ihn im Büro wie einen normalen Kollegen. Nun war er dran.
Um Punkt drei drückte Karlo widerwillig auf die Klingel des riesigen, mit Efeu bewachsenen Fachwerkhauses. Drei Sekunden später ging die Tür auf und Magret Rebmann sah ihn freudig an.
„Karlo, wie schön!“
Dann steckte sie ihren Kopf noch weiter hinaus und blickte sich suchend um. „Wo hasch denn unsre Sissi g‘lassen?“
Karlo war davon ausgegangen, dass Marie vor ihm eintreffen würde, und hatte sich keine Erklärung für ihre getrennte Anreise zurechtgelegt. Er blieb so nah an der Wahrheit wie es ging: „Ich wollte den Morgen nutzen, um mit dem Fahrrad diese wunderschöne Gegend zu erkunden.“
Magret runzelte die Stirn. „Sie isch doch sonscht beim Radeln immer dabei. Des verstand i net. Isch's ihr net gut?“
„Keine Sorge, ihr geht es gut. Sie musste nur noch ein paar Sachen erledigen.“ Sehr allgemein gehalten. Gut. Doch wenn Karlo gedacht hatte, er könnte Magret Rebmann mit dieser vagen Antwort zufriedenstellen, hatte er falsch gedacht.
„Sonntags? Was kann se sonntags scho zu erledige habe?“
„So genau weiß ich das auch nicht.“
„Hän ihr euch g'schtritte?“
„Nein, wir haben uns nicht gestritten.“ Karlo hatte genug und drehte den Spieß um: „Wollen Sie mich alleine etwa nicht ins Haus lassen?“
Karlo setzte sein charmantestes Lächeln auf. Maries Mutter verstummte tatsächlich für wenige Sekunden und trat zur Seite, um ihn einzulassen. In diesem Moment fiel ihm seine Mission wieder ein – charmant lächeln gehörte definitiv nicht dazu. Aber Marie war ja noch nicht da.
Frau Rebmann hatte ihre Sprache wiedergefunden: „Untersteh dich, mein lieber Karlo, mich noch amol zu siezen, mir wared doch scho beim Du.“
Karlo nickte gehorsam und blickte sich in dem Bauernhaus um. Dunkle Holzbalken stützten die weißgetünchte Decke.
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