Verplant verliebt
zu überlegen.
„War das von Bornheim?“ fragte Karlo unvermittelt. Seine Stimme klang für Außenstehende wohl normal, doch Marie hörte Missbilligung heraus.
„Ja“, antwortete sie knapp. Sie fühlte sich mies. Am liebsten hätte sie von Bornheim doch noch abgesagt. Aber sie wusste nicht, wie. Es würde aussehen, als hätte sie ihm nur zugesagt, um ihn zur Vertragsunterschrift zu bewegen.
„Wenn das ein Geschäftsessen ist, kann ich ja sicher mitkommen, oder?“, fragte Karlo.
„Ich weiß nicht, was Herr von Bornheim davon halten würde.“ Marie saß zwischen den Stühlen. Sie wollte Karlo nicht verletzen, konnte von Bornheim aber auch nicht einfach absagen.
„Sie haben heute noch einen Termin mit Herrn von Bornheim?“, fragte die Königin, die ihr Gespräch mit Sandra beendet hatte.
Marie wollte im Boden versinken. Die Königin schien jedoch nur Teile ihres Gesprächs mit Karlo aufgeschnappt zu haben, denn die Frage war an sie beide gerichtet. Karlo überließ ihr die Antwort.
„Ja, das stimmt“, versuchte Marie, sich ohne viele Worte aus der unangenehmen Lage zu manövrieren.
„Super. Was steht denn auf der Agenda?“
„Naja ...“, stammelte Marie. Sie war noch nie gut im Lügen gewesen und unter Karlos lauerndem Blick entschied sie sich für die Wahrheit: „Genau genommen hat er mich um ein Abendessen gebeten.“
Die Königin lachte laut. „Dass Herr von Bornheim mehr als angetan von Ihnen war, konnte jeder sehen.“ Das wollte Marie nun wirklich nicht von ihrer Chefin hören. Sie fragte sich, ob es tatsächlich so offensichtlich gewesen war.
„Na, dann schauen Sie mal, dass Sie unseren Herrn von Bornheim nicht vergrämen.“ Die Königin lachte wieder.
Gerade als sie sich zum Gehen wandte, intervenierte Karlo: „Ich finde, wir sollten Frau Rebmann nicht dazu drängen, den Termin wahrzunehmen.“
Die Königin sah ihn verwirrt an und tat seinen Einwand mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. „Von Drängen kann hier doch nicht die Rede sein. Ich überlasse das ganz Ihnen, Frau Rebmann. Ich hatte nur den Eindruck, dass Sie sich mit Herrn von Bornheim prächtig verstanden haben, und ein bisschen Kundenpflege hat ja noch nie geschadet.“
Karlo nickte lahm.
„Dann wünsche ich Ihnen heute Abend viel Vergnügen.“ Weg war sie.
Karlo brummelte etwas vor sich hin, was Marie nicht verstand. Sie atmete tief durch. Sie konnte ihm nicht länger gegenübersitzen, ohne ihre Differenzen beigelegt zu haben. Dazu war ihre Beziehung noch zu frisch, noch zu zerbrechlich.
„Können wir uns kurz besprechen?“, fragte Marie so ruhig wie möglich, wies zum Meeting-Raum und stand auf. Zur Tarnung nahm sie ihren Laptop mit. Karlo folgte ihr.
Kaum hatte Marie die Tür des Besprechungszimmers hinter Karlo geschlossen, sprach sie aus, was sie die ganze Zeit gedacht hatte: „Ich will das nicht. Ich will mich nicht mit dir streiten, nicht im Büro und schon dreimal nicht wegen von Bornheim.“
„Ich will mich auch nicht streiten“, antwortete Karlo kühl und presste seine Lippen aufeinander.
„Ich verspreche dir hoch und heilig, dass ich es heute bei einem kurzen Essen belassen und von Bornheim keine schönen Augen machen werde.“
Karlo schwieg.
Marie fuhr fort: „Ich fühle mich in der Zwickmühle. Ich will dich nicht verletzen, aber wenn ich von Bornheim jetzt absage, dann sieht es doch so aus, als hätte ich das Abendessen nur angenommen, um den Auftrag zu bekommen. Das wäre total unhöflich und würde unsere weitere Zusammenarbeit sicherlich belasten ...“
Karlos Gesichtszüge entspannten sich. Er schien über ihre Worte nachzudenken.
„Okay, verstehe. Das heißt aber nicht, dass es mir gefällt.“
„Vertrau mir“, beschwor ihn Marie.
Karlo lächelte. „Dir vertraue ich, Marie. Aber Richard von Borniertheim traue ich nicht.“
Dann sah er sie liebevoll an. Marie war sich sehr bewusst, dass sie im Büro waren. Die Tür konnte jeden Moment aufgehen. Doch es ging nicht anders. Sie musste Karlos Hand nehmen und ihn küssen. Nur ganz kurz.
41
Den Rest der Vormittages verbrachten Marie und Karlo in der Kaffeeecke, jeder mit seinem Laptop auf dem Schoß. Sie hatten die Analyse ihrer Zielgruppe von den Marktforschern erhalten und brüteten über den Ergebnissen der Befragung. Bisher hatten sie bloß Annahmen getroffen und aus Karlos Erfahrungsschatz geschöpft. Nun lasen sie Schwarz auf Weiß, was die Edelpartner-Klientel von der Onlinewelt erwartete und mussten ihre
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