Verplant verliebt
ihr, der Fahrer stieg aus, begrüßte sie mit einer knappen Verbeugung und öffnete die hintere Tür. „Herr von Bornheim wird Sie im Restaurant treffen“, sagte der Chauffeur und reichte ihr einen Brief. Marie rutschte auf die Rückbank und faltete das dicke Briefpapier auseinander. Auf dem Seitenkopf prangte das Wappen der von Bornheims. Die Handschrift war groß und kantig.
Liebe Frau Rebmann,
ich bin untröstlich, dass ich Sie nicht persönlich abholen kann. Leider muss ich gerade noch einen Geschäftstermin wahrnehmen. Ich bin voller Vorfreude auf das Abendessen mit Ihnen.
Ihr Richard von Bornheim
Marie legte den Brief in den Schoß und atmete tief durch. Damit war das Thema Arbeitsessen wohl vom Tisch. Warum war sie zwei Jahre lang Single und dann tauchten zwei tolle Männer gleichzeitig auf?
Das Auto schlängelte sich durch den Feierabendverkehr in Richtung Killesberg. 30 Minuten später stoppte der Fahrer vor einem mit Glas verkleideten Neubau. Rechts neben dem Eingang stand in großen Buchstaben „YoSH“. Marie hatte schon viel von diesem In-Restaurant gehört. Es hatte zwei Sterne und war der Treffpunkt der Stuttgarter Schickeria. Sie selbst war noch nie in diesem Nobelschuppen gewesen. Marie wünschte, sie hätte ihr schickes rotes Cocktailkleid an, wäre frisch geduscht, parfümiert und hätte ihre Haare kunstvoll hochgesteckt. Nicht um von Bornheim zu imponieren, sondern um sich in solch einer Umgebung nicht allzu fehl am Platz zu fühlen. Sie wollte gerade an ihrem Blazer riechen, als der Chauffeur die Tür öffnete. Marie kniff die Lippen zusammen und verließ den angenehm temperierten Wagen.
Von Bornheim stand an der Bar, vor sich ein Aperitif. Als er sie erblickte, streckte er ihr beide Arme entgegen, als wollte er sie umarmen. Doch dann nahm er nur ihre rechte Hand in die seine und deutete einen Handkuss an. „Frau Rebmann! Wie schön, Sie zu sehen. Es tut mir wirklich leid, dass ich Sie nicht abholen konnte.“
Marie lächelte. Er war wirklich der perfekte Gentleman.
Von Bornheim fuhr fort: „Ich dachte, wir treffen uns heute ein wenig früher. Ab acht wimmelt es hier vor lauter wichtigen Menschen und wir wollen doch lieber ein wenig Ruhe.“
Marie nickte höflich, verstand aber nicht ganz. Es war dreiviertel sieben. Hatte er vor, so schnell zu essen? Bevor sie weiter grübeln konnte, trat eine Frau mit streng nach hinten gebundenen Haaren auf sie beide zu und bat sie, ihr zum Tisch zu folgen. Während Marie der Kellnerin hinterherlief, bestaunte sie das Restaurant. Eine Wand war mit einem dicken Sockel aus Sandsteinblöcken ummauert, auf dem sich weiße Callas in schmalen Vasen aneinanderreihten. Weiße Läufer zierten die dunklen Tische aus Teakholz. Die übrige Inneneinrichtung war in Erdtönen gehalten.
Die Kellnerin führte sie in einen separaten Raum. Dort war eine lange Tafel für zwei Personen gedeckt. In den Ecken standen meterhohe Kerzenständer, die den Raum in romantisches Licht tauchten. Die Glasfront eröffnete einen atemberaubenden Blick auf Stuttgart. Das hatte von Bornheim also mit „ein bisschen Ruhe“ gemeint. Sie fand dieses Arrangement äußerst unpassend.
„Darf ich Ihnen ein Aperitif bringen?“, fragte die Kellnerin. Dabei musterte sie Marie mit kühlem Blick. Marie bestellte einen Martini und beschloss, sich nicht weiter Gedanken über ihre Erscheinung zu machen. Sie würde sowieso nie wieder herkommen. Und von Bornheim wollte sie sich auch nicht angeln.
„Wir haben heute fleißig an Ihrem Projekt gearbeitet“, eröffnete Marie die Unterhaltung, sobald beide Platz genommen hatten.
„Freut mich zu hören.“
Die Kellnerin brachte den Martini.
Von Bornheim erhob sein Glas. „Wollen wir uns nicht duzen? Ich bin Richard.“ Er sah sie erwartungsvoll an und wirkte dabei fast schüchtern.
Marie wäre in dieser Situation ein unverfängliches Sie zwar lieber gewesen, aber sie nickte und erhob ihren Martini. „Marie.“
Beide nippten an ihren Gläsern.
„Wir haben heute die Studie erhalten, die uns sagt, was sich Ihre ... ähm deine ... potenziellen Kunden von ihrem Partner wünschen.“
„Und was wünschst du dir?“
„Bei Projektabschluss einen zufriedenen Kunden“, konterte Marie, konnte sich ein Lächeln aber nicht verkneifen.
„Du weißt, dass dein Kunde heute privat hier ist?“
Richards spitzbübisches Grinsen entwaffnete Marie.
„Ich würde dich gerne besser kennenlernen“, fuhr er fort. „Was beschäftigt dich, wenn du
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