Verplant verliebt
ausschalten sollte“, sagte sie nach kurzem Überlegen.
Nikos Miene hellte sich wieder auf.
Sandra richtete ein paar Dankesworte an Herrn und Frau König. Dann fing Karlo den Ball. „Dass man sich ins Zeug legen muss, wenn man etwas wirklich will.“
Marie sah auf den Boden und grinste in sich hinein. Niko strahlte.
39
Marie hatte, als sie Montagmorgen frischgeduscht in den Badezimmerspiegel sah, immer noch ein Grinsen auf dem Gesicht. Der Rest des Sonntags war wunderschön gewesen. Es hatte geregnet und Karlo und Marie hatten den Nachmittag und den Abend zusammen im Bett verbracht. Nur einmal hatten sie sich aufgerafft, um zu kochen. Weil sie die Finger aber kaum voneinander lassen konnten, brannte der Lachs in der Pfanne an. Für noch einen Versuch fehlte ihnen die Muße und so wärmten sie die Paella auf, die Marie und Paula zusammen gekocht hatten. Damals hatte Maries Wut auf Karlo dem Gericht eine ordentliche Würze verliehen.
Magret hatte Karlo und Marie an diesem Morgen nicht gehen lassen wollen. Genaugenommen hatte sie Karlo nicht gehen lassen wollen. Nachdem die Kollegen mit all ihren Rollkoffern abgereist waren, quetsche Magret Karlo über seine Beförderung aus, ließ sich mehrfach versichern, dass er sehr bald wieder zu Besuch kommen würde und knuddelte ihn zur Verabschiedung.
Auf dem Parkplatz rauchte Karlo eine Zigarette, während Marie Simbas Katzenkorb auf dem Rücksitz anschnallte. Dann setzte er sich ins Auto und richtete seinen Blick starr aus dem Seitenfenster. Marie fragte sich, ob er das mit ihnen bereits wieder bereute, aber sie traute sich nicht, ihn anzusprechen. Auch die Frage nach seiner sporadischen Raucherei verkniff sie sich. Sie dachte an ihren heftigen Streit auf der Hinfahrt und drehte laut SWR3 auf, um die Stille im Auto zu übertönen.
Als sie den Stuttgarter Kessel hinunterfuhren, legte Karlo seine Hand auf ihren Oberschenkel und fragte, ob er noch mit zu ihr kommen könnte. Marie schalt sich selbst, wieder zu viel in eine Situation hineingelesen zu haben, und nickte. Von dem Moment an, als sie ihre Wohnung betreten hatten, waren sie wie ganz selbstverständlich ein Paar gewesen, das einen gemütlichen Sonntag miteinander verbrachte. Fernab der Kollegen und ihrer Familie genossen sie die Gegenwart des anderen. Karlo blieb über Nacht, da fiel das Aufstehen am Montagmorgen noch schwerer als sonst.
Aber jetzt war das Wochenende unwiderruflich vorbei und Marie konnte sich nicht länger in ihrer Wohnung verstecken. Sie war frisch geduscht, hatte ihr graues Etuikleid mit passendem Blazer angezogen und nahm gerade ihre schwarzen Pumps aus dem Schuhschrank. Sie grübelte nicht über die normale Montagmorgenfrage, die sich Frischverliebte sonst stellten: Wie soll ich nur den langen Tag ohne den anderen überleben? Das Problem hatten sie nicht. Stattdessen fragte sie sich, ob sie Karlo mit ins Büro nehmen sollte. Sie konnte ihm wohl kaum sagen, er müsse selbst zusehen, wie er zur Arbeit käme. Aber was, wenn sie jemand zusammen sah?
Karlo kam aus dem Badezimmer geschlendert, das Handtuch um die Hüften. Marie genoss den Anblick und vergaß ihre Frage für den Moment. Karlo trat auf Marie zu, zog sie an sich und gab ihr einen Kuss auf die Nase.
„Magst du schon einmal vorfahren? Ich mach mich hier noch fertig und ziehe dann einfach die Tür zu.“
Maries Herz machte Sprünge. Ob er ihre Sorgen teilte oder nur auf ihre Sorgen eingegangen war, wusste sie nicht. Aber in diesem Moment war Karlo perfekt. Sie legte ihren Kopf in den Nacken und schenkte ihm zum Abschied einen leidenschaftlichen Kuss.
„Wann sehen wir uns wieder?“, flüsterte Karlo, als sich ihre Münder voneinander lösten.
Marie war verwirrt. „Gleich?“
Karlo lachte. „Nein, ich meine privat. Nur du und ich.“
„Ach so.“ Darüber hatte sie noch gar nicht nachgedacht. Marie ging in Gedanken ihren Terminkalender durch. Heute Abend würde sie sich mit von Bornheim treffen. Oh Gott, das hatte sie komplett vergessen!
„Heute kann ich ja nicht“, sagte Marie vorsichtig.
Jetzt schien auch Karlo wieder einzufallen, was Marie vorhatte, und er zog die Augenbrauen zusammen. „Das könntest du doch absagen.“ Auch er wollte von Bornheims Namen offensichtlich nicht aussprechen.
Marie rang mit sich. Sie hatte nicht die geringste Lust auf dieses Treffen. Noch vor drei Tagen hatte sie sich unglaublich über die Einladung gefreut, inzwischen würde sie einen romantischen Abend mit Karlo auf der Couch
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