Verplant verliebt
strahlst!“, rief Niko und führte seine Hände im Halbkreis über den Kopf, um eine aufgehende Sonne zu mimen.
Bernadette verfolgte das Schauspiel argwöhnisch und blickte zwischen Karlo und Marie hin und her. Aber das war Karlo heute egal. Sollte sie doch vermuten, was sie wollte. Doch dann dachte Karlo an Maries Bitte. Die Kollegen sollten nichts von ihrer Beziehung erfahren. Das könnte mit Bernadette in der Tat schwierig werden. Seit seiner klaren Ansage ließ sie ihn zwar in Ruhe, doch er merkte, wie sie alles genau beobachtete.
„Karlo, soll ich dir einen Kaffee mitbringen?“, fragte Marie.
„Danke, das wäre nett“, antwortete Karlo so beiläufig wie möglich, ohne Maries Blick zu begegnen.
„Hach.“ Niko sah Karlo zufrieden an.
Karlo überlegte, ob er nachfragen sollte, was dieses Hach zu bedeuten hatte, ließ es aber lieber. Niko wusste als Einziger in diesem Raum mit Sicherheit, was bisher zwischen ihm und Marie gelaufen war. Sich auszumalen, wie es derzeit zwischen ihnen stand, war nicht schwer: Man musste nur auf ihre grinsenden Gesichter achten. Karlo versuchte, seine Mundwinkel ein wenig nach unten zu ziehen.
„Reichst du mir bitte mal den Zucker?“, fragte Marie. Karlo reichte ihr den Streuer, ohne etwas zu sagen.
Niko klatschte in die Hände und sah Karlo und Marie zufrieden an. Er wollte offensichtlich nach dem Grund für seine Glückseligkeit gefragt werden.
„Was?“ Karlo tat ihm den Gefallen und hoffte auf einen Funken Diskretion.
„Sie beide sind ...“
In diesem Moment betrat die Königin das Zimmer: „Guten Morgen alle zusammen!“
Ihr Team beantwortete den Morgengruß unisono.
Die Königin ging zu Marie. „Frau Rebmann, ich habe Ihre Handtasche in meiner Küche gefunden. Wo sind Sie denn gestern abgeblieben?“ Aus ihrem Blick sprach Sorge.
„Herr Winterfeld und ich sind zu den Eichen gegangen, von denen Sie erzählt hatten, und als wir zurückkehren wollten, war das Licht bei Ihnen schon aus. Da sind wir direkt zur Pension gelaufen.“ Marie versuchte wohl, möglichst unbekümmert zu klingen, doch ohne Erfolg. Karlo fand, man konnte in ihrem Gesicht lesen wie in einem Buch. Gerade stand in diesem Buch eine Geschichte über zwei verliebte Kollegen, die ihre Liaison geheim halten wollten.
„Ich hoffe nur, Sie haben die Schilder gesehen?“, fragte die Königin.
„Schilder?“
„Da stehen überall Warnhinweise, dass man nicht auf die Bäume klettern soll. Einige der Äste sind inzwischen so morsch, dass sie niemanden mehr tragen können.“
„Nein, nein“, beteuerte Marie. „Natürlich sind wir da nicht hinaufgeklettert. Wir sind doch nicht lebensmüde.“
Karlo fragte sich, wo die Marie geblieben war, die ihrer Familie, ohne mit der Wimper zu zucken, etwas vormachen konnte. Doch die Sorgenfalte auf der Stirn der Königin verschwand und sie nickte beruhigt.
Niko beugte sich zu Karlo und Marie und flüsterte: „Ach, Sie zwei Abenteurer. Eieiei.“ Wieder schwang etwas Unausgesprochenes mit. Laut sagte er: „Sie haben sich super entwickelt über das Wochenende. Sie sind zusammengewachsen, richtig gute Kollegen geworden.“
Bei dem Wort „zusammengewachsen“ bekam Bernadette einen Hustenanfall und prustete ihren Kaffee über die weiße Tischdecke. Albert klopfte ihr auf den Rücken.
Karlo wandte sich dem Buffet zu und schaufelte ein zweites Frühstück auf den Teller. Nachdem er im Bett bereits ein Croissant, zwei Brötchen und ein Ei gegessen hatte, war er zwar mehr als satt, aber er hielt es für zu auffällig, wenn weder er noch Marie etwas frühstückten.
Eineinhalb Stunden später waren alle satt und standen mit ihren Koffern im Eingangsbereich der Pension, fertig zur Abreise. Bernadette hielt ihren roten Koffer fest umklammert, als könnte sie gar nicht schnell genug von hier wegkommen.
„Bitte stellt euch alle noch einmal im Kreis auf“, bat Niko. Bernadette verdrehte die Augen. Es gab ein lautes Hin und Her, bis alle ihre Koffer an den Rand geschoben und einen Kreis gebildet hatten.
Dann zog Niko seinen roten Ball hervor und sagte: „Ich möchte euch alle dazu einladen, kurz zu erzählen, was ihr von diesem Wochenende mitnehmt.“
Dazu hatte nun wirklich keiner Lust. Alle wollten heim.
Wolfram fing den Ball zuerst. „Wie man Wein macht“, ließ er verlauten.
Nikos erwartungsfrohe Miene verfinsterte sich. Er hatte sich wohl etwas mehr Tiefgang erhofft.
Marie fing den Ball als nächstes. „Dass man manchmal einfach seinen Kopf
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