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Verräter der Magie

Verräter der Magie

Titel: Verräter der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Wild
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weil sie endlich wissen wollte, was sich jenseits der Wälder verbarg. Herausfinden wollte, was ihre Mutter schon so lange vor ihr geheim hielt.
    Also war sie gerannt, so schnell sie ihre jungen Füße trugen, Meile um Meile. Sie war über kleine Bäche gesprungen, hatte sich an Disteln und Brennnesseln verletzt. Vor Anstrengung zitterten ihr bald die Knie und ihr Atem rasselte. Sie war völlig am Ende, als sie schließlich zum Stehen kam. Umso härter traf sie das Bild, das sich vor ihren Augen auftat.
    Sie stand wieder vor ihrer alten Holzhütte. Da war die morsche Bank, auf der sie so oft mit ihrer Mutter gesessen und die Sonne genossen hatte, und der dunkle Rußfleck an der Fassade. Ein Ergebnis kindlicher Hartnäckigkeit, als sie Pooka tagelang angefleht hatte, sich doch ein einziges Mal für sie in einen Drachen zu verwandeln.
    Ein Beben durchfuhr ihren ganzen Körper. Die Ziege stand noch immer am selben Fleck, wo Kira sie Stunden zuvor angebunden hatte, und blökte zur Begrüßung. Ein Eichhörnchen mit rot glühenden Augen starrte sie ausdruckslos aus dem dichten Blätterwerk eines Baumes an. War es die Gestalt ihrer Mutter, die da hinter dem Vorhang hervorlugte?
    Ohne weiter darüber nachzudenken, fing sie wieder an zu rennen. Sie sollte so lange rennen, bis sie schließlich vor Erschöpfung zusammenbrach. Sie versuchte es dreimal, doch das Ergebnis blieb immer dasselbe: Nie erreichte sie den Waldrand, nie konnte sie einen Blick auf die Welt dahinter erhaschen. Denn am Ende stand sie immer vor der Lichtung, aus der ihr höhnisch das altbekannte Heim entgegenblickte.

    Kalter Schweiß bedeckte ihren Körper, als sie aus dem Traum erwachte. Sie fühlte sich, als wäre sie tatsächlich noch einmal diese unendlich lange Strecke gerannt. Zitternd schlang sie die Arme um ihre Beine.
    Kingsley regte sich langsam in ihrem Kopf. Kira konnte eine leichte Verwirrung spüren und fragte sich, ob er ihren Traum miterlebt hatte. Da war dieses Flimmern seiner Gedanken, die ihren Geist kitzelten. Sie bräuchte bloß die Hände danach auszustrecken, schon könnte sie sie pflücken wie reife Äpfel von einem Baum. Aber sie wollte seine Gedanken nicht kennen, nicht wissen, wie er empfand, was ihn beschäftigte. Sie wollte einfach nur allein sein – ein paar Minuten der Ruhe nur für sich.
    Sie wusste, wieso sie diesen Traum gerade heute gehabt hatte. Kingsleys Geist in sich zu tragen, fühlte sich ähnlich an. Als wäre es egal, wie lange oder in welche Richtung sie rannte.
    Sie konnte ihm nicht entkommen.

    Als Kira das zweite Mal aufschreckte, war kein Traum daran schuld, sondern das ungute Gefühl, beobachtet zu werden. Verschlafen setzte sie sich auf, wobei Pooka, der sich in Gestalt eines dicken Katers an sie geschmiegt hatte, protestierend miaute.
    Beunruhigt ließ sie den Blick umherwandern. Ohne Erfolg. Das goldene Licht, das den unterirdischen Raum zuvor beleuchtet hatte, war verschwunden. Geblieben war nichts als Dunkelheit.
    Müde rieb sie sich die Augen, kniff sie fest zusammen und riss sie wieder auf. Da meinte sie, einen gelben Punkt vor sich in der Luft schweben zu sehen. Verwundert lehnte sie sich nach vorne, um ihn genauer betrachten zu können. In ihrem nicht ganz wachen Zustand dauerte es eine Weile, bis sie begriff, dass ein gelbes Auge auf sie herabfunkelte.
    Erschrocken wich sie zurück und tastete nach Pooka, doch der Kater lag nicht länger neben ihr. Wieso konnten die Wachmänner vor ihrer Tür, wenn sie Kira schon nicht herausließen, nicht wenigstens dafür sorgen, dass keiner ungefragt hineinkam?
    »Pooka!«, schrie sie in ihrer Angst.
    Eine billige Plastiktaschenlampe materialisierte sich in ihrer Hand und richtete ihren Strahl auf den ungeladenen Gast. Die Gestalt vor Kira gewann an Form und das gelbe Auge blinzelte irritiert, als der helle Lichtstrahl es traf.
    »Ares?«, fragte sie fassungslos. »Was zur Hölle machst du mitten in der Nacht in meinem Zimmer?« Und war sein Auge bisher nicht grün gewesen – oder hatte er die Augenklappe versetzt?
    Der Werwolf bleckte die Zähne und ließ ein warnendes Knurren ertönen. Erst da merkte Kira, dass sie ihm direkt ins Auge gestarrt hatte. Schnell senkte sie den Blick und fixierte stattdessen seine Nasenspitze.
    Na großartig, da drang ein Werwolf mit Aggressionsproblemen in ihr Schlafgemach ein und sie musste Demut zeigen.
    Also, ich habe diese Haltung bei Mädchen ja immer sehr geschätzt , sagte Kingsley belustigt.
    Hey, ich bin gerade nicht in

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