Verräter der Magie
musstest.«
Ares schnaubte verärgert, dann sprach er unbeirrt weiter, als hätte es ihre Unterbrechung nicht gegeben. »Wie du mitbekommen hast, ist Sina ein außergewöhnliches, gottgleiches Geschöpf. Mit Leichtigkeit versammelt sie Scharen um sich und erlangt deren grenzenlose Ergebenheit.«
»Auch deine?«, hakte Kira nach.
»Am Anfang war ich fasziniert von ihr, hätte für ihre Gunst alles getan. Doch irgendwann erkannte ich, dass ihre Versprechungen hohl waren und sie gar nicht vorhatte, gegen die Magier in den Kampf zu ziehen. Sina hat ein großes Talent, sich selbst in Szene zu setzen. Sie verschwendet ihre Magie lieber für einen theatralischen Auftritt, als uns da oben zu beschützen. Weißt du, was ihre größte Angst ist?«
Kira schüttelte den Kopf.
»Magier«, antwortete Ares. »Die Vorstellung, irgendein Wesen könnte ihr die Magie entziehen und sie gegen sie verwenden. Allein die Vorstellung raubt ihr den Verstand. Seit mehr als zwei Jahrzehnten hat sie ihren unterirdischen Palast nicht mehr verlassen. Deswegen war sie gestern auch so außer sich. Ich schwöre, ich kenne Sina nun schon seit vielen Jahren, aber ich habe sie noch nie so wütend erlebt. Dass jemand, der die Macht der Magier besitzt – ob freiwillig oder unfreiwillig ist einerlei – bis in ihr Reich vordringen kann, hat sie glatt ihre berühmte Fassung verlieren lassen.«
Kira legte den Kopf schräg. »Ich weiß immer noch nicht, was du mir mit alldem sagen willst«, gestand sie.
»Wirklich nicht?« Ares rückte noch ein Stück näher an sie heran. »Sinas Angst vor den Magiern ist so groß, dass sie es niemals wagen würde, ihnen gegenüberzutreten. Sie muss ihre Anhänger an die Oberfläche führen und ihre Einwilligung zum Krieg geben, sonst wird sich nie etwas an unserer Lage ändern.«
Eine tiefe Falte durchzog Kiras Stirn. »Aber ich dachte, ihr wärt bereits im Krieg?«
Ares stieß verächtlich die Luft aus. »Die Attentate auf die Magiermeister waren Verzweiflungstaten, aber doch kein Krieg! Wir haben für ein wenig Unruhe bei den Mistkerlen gesorgt – mehr nicht. Dabei haben wir nicht einmal selbst gehandelt, sondern nur ein paar Menschen den Kopf verdreht. Alles andere hielt Sina für zu riskant. Wir brauchen jemanden, der uns motiviert und in die Schlacht führt. Der sich als Vorbild an die Spitze des Gefechts begibt. Jemand, zu dem die Leute aufsehen, der stark an Magie und …«
»Jemand, den ihr leicht kontrollieren könnt. Der eine bessere Marionette abgibt als Sina?«
Ares lächelte zynisch. »Wir würden beide davon profitieren. Du hättest die Macht und den Ruhm und ich würde endlich meine Rache bekommen.«
»Dann mach es doch selbst, wenn du so scharf darauf bist!«, sagte Kira irritiert von dem Verlauf des Gesprächs.
Sie hatte sich die ganze Zeit gefragt, weshalb Ares im Dunkeln in ihr Zimmer eingebrochen war, aber auf diese Idee wäre sie niemals gekommen.
»Das täte ich ja, aber welcher Sidhe würde einem Werwolf folgen? Sie bewundern unsere Stärke, fürchten jedoch unser unkontrolliertes, nicht ganz gewaltfreies Verhalten. Im Grunde sind wir ihnen zuwider. Einer Tochter Titanias hingegen … einer Tochter Titanias würden sie bedingungslos gehorchen.«
Kira starrte ihn an, als habe er den Verstand verloren. Das konnte unmöglich sein Ernst sein.
»Bist du blind?«, fragte sie und zupfte an ihrer zerschlissenen Jeans. Die Hose stank nach Kanalwasser und Kira konnte sich vorstellen, dass der Rest von ihr nach all den Strapazen keinen Deut besser roch. »Ich kann Sina niemals übertrumpfen. Außerdem habe ich noch nie jemandem Befehle erteilt. Mal abgesehen von Pooka, und nicht einmal er macht, was ich sage. Ganz zu schweigen davon, dass ich einen irren Meistermagier in meinem Kopf herumschwirren habe. Mal ehrlich, nach meiner kleinen Vorstellung im Saal würden mir die meisten Sidhe lieber ins Gesicht spucken, als mir irgendwohin zu folgen.«
»Ach was, die Tatsache, dass du die einzige Tochter ihrer geliebten Titania bist, lässt sie das schnell wieder vergessen. Und das mit dem Magier würde ich eher als Vorteil betrachten. Er kann dir helfen, seine Art von Magie richtig einzusetzen. Sehr nützlich, wenn um dich herum lauter Eisen ist. Außerdem kannst du ihn benutzen, um an wertvolle Informationen heranzukommen.«
Hey, an dieser Stelle hätte ich gerne ein Wörtchen mitzureden! , empörte sich Kingsley.
Es war niedlich zu beobachten, wie aufgeregt Ares bei seinen eigenen Worten
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