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Verräter der Magie

Verräter der Magie

Titel: Verräter der Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Wild
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wie Mode oder Promis reden. Aus den Augenwinkeln hielt sie Pooka, der seine Fühler gefährlich nahe in Richtung ihrer Rosmarinkartoffeln streckte, jedoch fest im Blick.
    Am liebsten wäre Kira einfach über den Tisch gesprungen und hätte Sina den schlanken weißen Hals umgedreht. Doch sie schluckte ihre Wut hinunter und schaffte es sogar noch, ein Lächeln auf ihre Lippen zu zwingen.
    So leicht kriegst du mich nicht klein, du Miststück! , dachte sie sich im Stillen. Laut sagte sie: »Titania floh, als sie mit mir schwanger war. Wahrscheinlich wollte sie nicht, dass ich in Gefangenschaft aufwuchs. Eine Weile lebten wir ungestört und unerkannt in einem Wald, doch irgendwann wurden wir von den Magiern entdeckt. Ich war damals ungefähr zehn Jahre alt und Titania …«

    »Mama, Mama, hat sich das gut angehört?«, fragte Kira aufgeregt, als sie die hölzerne Flöte wieder von den Lippen nahm.
    Nach Anerkennung suchend blickte sie zu ihrer Mutter auf, die neben ihr auf der Bank saß. Titania war hochgewachsen wie alle ihres Volkes, aber zu diesem Zeitpunkt wusste Kira das noch nicht. Ihre Mutter war die einzige Sidhe, die sie kannte. Dazu kam ein edles Gesicht mit markanten Wangenknochen und langem blondem Haar. Es fühlte sich wie Seide an und glänzte in der Frühlingssonne, die auf die kleine Lichtung vor ihrer Holzhütte fiel.
    »Nein, Kira. Du versuchst immer noch, eine Melodie zu spielen. Du musst dich aber von der Magie der Flöte führen lassen, nicht umgekehrt. Probier es noch mal.«
    Enttäuscht senkte Kira den Blick und setzte die Flöte an. Als sie diesmal hindurchblies, versuchte sie nicht, einen bestimmten Ton zu erzeugen, sondern dachte stattdessen an das heitere Tanzen der Sonnenstrahlen auf dem Blätterwerk, an Pooka, wenn er verrückte Formen annahm und mit ihr durch den Wald tobte, an selbst gemachte Karamellbonbons und an das sanfte Lächeln ihrer Mutter – an all die Dinge, die sie fröhlich stimmten. Nur so ließ sich die Geistermusik hervorrufen, die Freude mit sich brachte.
    Titania hatte ihr noch zwei andere Arten der Geistermusik beigebracht, doch die durfte sie nur im Notfall verwenden.
    Diesmal kam die Melodie wie von selbst. Herzzerreißend und schöner als alles Irdische auf dieser Welt ertönte der liebliche Klang. Sogleich füllten Glück und Heiterkeit Kiras Herz. Sie musste aufhören zu spielen, denn das Lachen, das sich in ihrer Brust gebildet hatte, perlte ungestüm aus ihr heraus.
    Auch ihre Mutter lachte und küsste Kira anerkennend auf die Stirn. Mit Fingern knorrig wie Geäst strich sie ihr durchs Haar. Die Jahrzehnte, die ihr Handgelenk an Eisen gefesselt war, hatten ihre Kräfte aufgezehrt und ließen die einst wohlgeformte weiße Hand langsam absterben.
    »Das war sehr gut«, sagte Titania immer noch lachend. »Doch achte darauf, dich nicht zu sehr von der Musik mitreißen zu lassen. Der Spieler selbst darf nicht beeinflusst werden und auch bei diesem Stück musst du Vorsicht walten lassen. Kurz gespielt bringt es Heiterkeit in die Herzen aller, die seinen Klang vernehmen. Doch hörst du nicht rechtzeitig auf, wird es ihnen den Verstand rauben.«
    Kira nickte ernst, dann hängte sie sich die Flöte wieder an einem Lederband um den Hals.
    Mit einem Mal brach ein rotäugiges Rotkehlchen durch das dichte Blätterwerk des Waldes und flog direkt auf sie zu.
    »Pooka!«, rief Kira fröhlich und sprang auf, um ihn zu begrüßen.
    Der Deamhan beachtete sie nicht einmal. Aufgeregt flatterte er zu Titanias Ohr und zwitscherte ihr etwas hinein. Kira konnte die hohen Töne zwar nicht verstehen, aber der sorgenvolle Ausdruck in Titanias Gesicht verhieß nichts Gutes.
    Kaum hatte er fertig gezwitschert, erhob sich ihre Mutter von der Bank. »Kira, Liebes, wieso machst du nicht einen kleinen Ausflug mit Pooka?«, fragte sie sanft.
    Titanias Blick war gen Osten gerichtet, und was auch immer sich dort verbergen mochte, es bereitete ihr offensichtlich Kummer. Und noch etwas war in ihre Züge getreten, was Kira dort noch nie zuvor gesehen hatte: Furcht.
    Doch wovor?
    »Ich will aber hierbleiben!«, sagte Kira trotzig und wütend darüber, dass ihre Mama sie einfach wegschicken wollte, wenn es spannend wurde.
    Titania schüttelte lächelnd den Kopf und warf ihr einen Blick zu, in dem unendlich viel Liebe lag. »Pass auf dich auf, mein Schatz.«
    Das hatte ihre Mama noch nie zu ihr gesagt. Es klang, als wollte sie sich von ihr verabschieden. Kira beschlich eine entsetzliche Angst. Sie wollte

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