Verräter der Magie
ernsthaft Sorgen zu machen.
»Was zur Hölle tust du da?«
»Wir tanzen«, sagte Ares mit demselben grimmigen Gesichtsausdruck, mit dem andere ihre Wäsche bügeln.
»Das soll wohl ein Scherz sein!« , fauchten sie und Kingsley aus einem Munde.
Ares schien das anders zu sehen, denn er bewegte sich bereits zur Musik. Kira war so perplex, dass sie sich mitziehen ließ. Ein Schwarm schwarzer Motten flatterte um sie herum. Die Insekten drehten und wiegten sich, als würden sie selbst zur Musik tanzen, während sie Ares mit ihren roten Augen fixierten.
»Die Königin beobachtet uns«, erklärte der Werwolf und deutete mit dem Kopf in Sinas Richtung. »Wenn sie sieht, wie wir tanzen, wird sie sich nicht weiter wundern. Doch wenn wir bloß herumstehen und tuscheln, würde sie gleich durchschauen, dass wir einen Plan aushecken.«
Kira war ja eher der Überzeugung, dass der Anblick eines tanzenden Ares’ Sina beunruhigen würde. » Wir hecken einen Plan aus? Um das nochmals klarzustellen: Ich plane hier gar nichts, also hör auf, mich da mit reinzuziehen!«
»Ich denke nicht, dass ich dich irgendwo mit reinziehen muss. Das machst du selbst schon ganz gut«, meinte Ares.
Ruckartig trat er einen Schritt nach vorne, ließ sie straucheln. Dann zog er sie wieder zurück und schwang sie in einer eleganten Bewegung unter seinem Arm hindurch, sodass sie gegen ihren Willen eine Drehung vollführte.
Kira warf ihm einen finsteren Blick zu. Auch wenn sie sich eher die Zunge abgebissen hätte, als dies zuzugeben: Der Werwolf war ein verdammt guter Tänzer. Sie musste geradezu lächerlich neben ihm aussehen. Sein grünes Auge funkelte vor Belustigung. Erst da fiel ihr auf, dass er die Augenklappe von rechts nach links geschoben hatte. Jetzt verdeckte sie das vollkommen gesunde gelbe Auge.
»Was hat es eigentlich mit dieser Augenklappe auf sich?«, platzte es aus ihr heraus.
»Die trage ich, um besser sehen zu können«, antwortete er von oben herab, als hätte sie etwas furchtbar Dummes gefragt.
Kira betrachtete ihn mit skeptisch erhobenen Augenbrauen. Ares erwiderte ihren Blick mit finsterer Miene, dann seufzte er theatralisch und schob die Augenklappe ein Stück nach oben.
Zwei gänzlich verschiedene Augen starrten sie aus dem Gesicht des Werwolfs an. Sie unterschieden sich nicht nur farblich. Die Iris des gelben Auges war viel größer und leuchtete im schwachen Schein des Saals, als wäre sie ein Stern in einem eigenen Universum. Im Vergleich dazu war das tiefgrüne Auge fast gewöhnlich. Trotzdem ertappte sich Kira dabei, wie sie es anstarrte. Ein goldener Ring bildete sich wie zur Warnung um die Pupille und Kira senkte hastig den Blick.
»Weißt du, wieso sie so anders sind?«, fragte Ares in einem heiseren Flüsterton, der ein Kribbeln ihre Wirbelsäule hinaufjagte. »Das eine ist ein gewöhnliches Menschenauge, das gelbe das eines Wolfes. Deswegen auch die Augenklappe. Ich bekomme Kopfschmerzen, wenn ich beide gleichzeitig benutze.« Mit einer schnellen Bewegung schob Ares die Klappe wieder nach unten. »Bei Dunkelheit ist das gelbe allerdings recht nützlich.«
»Deswegen hattest du heute Morgen auch die Seite gewechselt«, sagte Kira fasziniert und ließ sich erneut im Kreis herumwirbeln. »Aber ich verstehe nicht ganz … Ich dachte immer, Werwölfe würden das Aussehen eines gewöhnlichen Menschen annehmen, wenn sie nicht gerade in ihrer anderen Form herumlaufen.«
»Das stimmt auch, aber meine Mutter war ein Wolf.«
»Ja, schon klar, aber …«
»Nein, du verstehst nicht«, fiel Ares ihr ins Wort. »Meine Mutter war ein Wolf .«
Kira stolperte und starrte Ares fassungslos an. Ihr Kinn klappte nach unten und ja, sie sah in diesem Moment wahrscheinlich dämlich aus. Aber, bei Danu, war so etwas körperlich überhaupt möglich? Mal ganz abgesehen davon, dass es einfach total …
Ach du Scheiße! , meinte Kingsley.
Kira fand das eine sehr treffende Bemerkung. Dann klappte sie den Mund wieder zu und schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, was ich dazu sagen soll.«
Ares lachte. »Mach dir keinen Kopf. Ich sollte wohl froh sein, keine spitzen Ohren oder gar einen Puschelschwanz zu haben.«
Kira runzelte irritiert die Stirn, weil Ares einen Witz gemacht hatte. Vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden wollte er ihr noch die Kehle aufreißen. Wie konnte sie sich dann jetzt eng umschlungen mit ihm auf der Tanzfläche vergnügen?
Angestachelt von diesem Gedanken lebte ihr Trotz wieder auf und sie wehrte
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