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Verräterherz (German Edition)

Verräterherz (German Edition)

Titel: Verräterherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Julian
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man mich suchte, und mich zum Verräter erklärt hatte, war ich gerade auf dem Rückweg von einer meiner geregelten Mahlzeiten.
    Ich hatte das Vergnügen gehabt, ein wirklich sündiges Weib kosten zu dürfen, das mir in einer dunklen Ecke einer Gasse, deren Namen ich vergessen habe, ein eindeutiges Angebot machte. Sie lüftete den Rock für mich und ich schlug meine Zähne in eine Vene ihres Oberschenkels, was sie zugegebenermaßen nicht erwartet hatte. Sie wehrte sich heftig, doch nicht sehr lange, da sie in Ohnmacht fiel. Ich nutzte die Gelegenheit, um ihr den Tod zu erleichtern und trank so rasch es mir möglich war, obwohl der Geruch ihres letzten Liebhabers mich irritierte und irgendwie erregte, da er noch sehr frisch war.
    Es ist erstaunlich, wie viel Blut ich immer noch im Gegensatz zu den Vampiren von edler Herkunft benötige. Zweihundertfünfzig Jahre sind einfach nicht ausreichend, um sich vom Killer zum Gentleman zu wandeln. Wobei ich nie hörte, dass edle Vampire Menschen eher am Leben lassen, als es mir gelingt. Sie wären dazu in der Lage, weil sie ihr Opfer bei Weitem nicht so leer trinken müssen, wie ich es tun muss, um bei Kräften zu bleiben. Doch lassen sie die Menschen dann laufen, die durchaus noch über genügend Blut verfügen, um weiterleben zu können? Nein, das tun sie nicht! Denn jeder überlebende Mensch stellt ein Risiko für die Gemeinschaft dar. Also wird gemeuchelt, gemordet, die Kehle aufgerissen und Adern durchtrennt, nur damit das verbliebene Blut vergossen wird.
    Wenn ich mich nähre, gibt es kein Blutbad dieser Art … keine blasphemische Verschwendung eures Lebenssaftes. Ich nehme und weiß wertzuschätzen, was ihr mir opfert. Unfreiwillig opfert, ja, in Ordnung. Ich ahne, dass du keinen Unterschied zwischen mir und einem Vampir von edler Herkunft siehst, der dich nicht austrinken würde, so wie ich, sondern der dich ausbluten lassen würde, bis dein Teppich irgendwann mehr Blut in sich trägt, als dein sterbender Körper.
    Aber bitte, verstehe … ich kann mein Opfer halten, es beruhigen, es bis in den Tod begleiten, damit es nicht alleine ist. Die Vampire von guter Herkunft gehen, wenn sie sicher sein können, dass es für euch keine Rettung mehr gibt, nachdem sie mit euch fertig sind. Sie lassen euch allein und ihr sterbt in Kälte und Einsamkeit, die zwangsläufig jeden Sterbenden überfällt.
    Ich habe es selbst erlebt, vergiss das nicht! Deshalb ist es mir so wichtig, da zu sein, wenn ihr geht und euch ein Stück weit zu begleiten, damit ihr spürt, dass ihr nicht alleine seid.
    Ich hatte das also bei der Sünderin getan, die ihren Körper gegen Geld anbot. Und auch wenn sie ohnmächtig war, als ich den letzten Anteil Blut aus ihr sog, der den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmacht, so versetzte ich doch ihren Körper in einen entspannten Zustand, was sie sicherlich unterbewusst wahrgenommen hat … oder auch nicht. Ich weiß es nicht, denn mein Tod war um einiges gewalttätiger als der ihre und so sind meine persönlichen Vergleiche von wenig Wert, wie ich zugeben muss.
    Als ich ihren toten Körper gut versteckt hatte, wischte ich mir sorgfältig den Mund ab und verließ guter Dinge die Gasse. Zwei Männer fielen mir im Dunklen auf, die ich sofort als meinesgleichen erkannte. Ihr Rang war niedrig, dessen war ich mir sicher, denn sie waren billig gekleidet und auch ein wenig ausgemergelt, mit beinahe farblosem Haar, blasser Haut und noch blasseren Augen, so, als hätten sie Probleme, ihre Nahrungssuche zu organisieren. Vielleicht warteten sie sogar auf die Frau, die bereits zu meinem Opfer geworden war, denn diese Gegend schien ihr bevorzugtes Arbeitsgebiet gewesen zu sein. Möglicherweise hatten die beiden sie schon früher beobachtet, und heute beschlossen, sie sich gemeinsam vorzunehmen. Ich vermute, die Frau hätte nicht mal Lunte gerochen, wenn zwei Männer gleichzeitig Interesse an ihr bekundet hätten. Sie hätte wohl erst dann geahnt, dass etwas nicht stimmte, wenn sie ihr zugleich die Zähne in den Leib gestoßen hätten. Da ich ihnen jedoch zuvor gekommen war, würden die beiden leer ausgehen. Es wird dir sicher einleuchten, dass ich mich aus diesem Grund nur vorsichtig näherte, und mich in den Schatten verbarg, darauf hoffend, eine Konfrontation bliebe mir erspart, denn immerhin waren sie zu zweit und durchaus in der Lage, mir unangenehm zu werden.
    Und dann hörte ich plötzlich was sie sagten.
    „ Wenn ich die Belohnung bekomme, die die Morlets

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