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Verräterherz (German Edition)

Verräterherz (German Edition)

Titel: Verräterherz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Julian
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über die Ankündigung und beschwor meine Herrin, die Morlets nicht wissen zu lassen, dass sie von dem Ritual überhaupt erzählt hatte. Dann senkte sie ein wenig die Stimme, doch ich konnte sie immer noch ohne Probleme hören, als sie sagte, dass Monsieur Morlet ein Hüter sei.“
    „ Und die dämlichen Weiber sind nicht drauf gekommen, dass du all das ebenfalls gehört hast?“, fragte Sebastian ungläubig.
    „ Ich bin für die ein Niemand. Und als Niemand stelle ich auch keine Gefahr dar.“
    „ Ganz schön bescheuert, diese altehrwürdigen Vampirladys. Haben die es wenigstens noch miteinander getrieben, damit sich die Sache für dich gelohnt hat?“
    Claude lachte. „Nein, da lief gar nichts mehr, denn irgendwie schien die Nachricht, dass Morlet ein Hüter sei, wie eine Bombe eingeschlagen zu haben. Madam Ribaud beendete das Treffen bald darauf und ließ mich ihren Mann rufen. Mit ihm schloss sie sich ein. Was besprochen wurde, weiß ich nicht, aber dass es von Wichtigkeit war, das war mir klar.“
    Ich hörte diese letzten Sätze und doch waren meine Gedanken bei einem anderen von Claudes Sätzen hängen geblieben. Er hatte gesagt, er sei ein Niemand für die edlen Damen. Und etwas ganz Ähnliches hatte Morlet auch zu mir gesagt – ich sei ein Nichts. Ein Nichts, das ihn ausgelöscht hatte … einen Hüter … verdammte Scheiße!
    „ Stimmt es, was man sich über Hüter erzählt?“, wollte Sebastian wissen, als hätte er meine Gedanken gelesen.
    „ Das kann ich dir nicht sagen. Diese Freundin hat die Geheimnisse für sich behalten. Aber wenn du mich fragst, dann wird schon was dran sein. Immerhin war sie nicht irgendwer und wurde für das Ritual ausersehen und verletzt. Das wird sich wohl kaum ein Vampir mit astreiner Abstammung bei einem seinesgleichen wagen, wenn er nicht einen besonderen Stand hat. Ich denke, er hat sich an ihr gestärkt, wie man es den Hütern nachsagt. Mit ihrem Einverständnis hat er ihr Energie entzogen, um sie in ein Vielfaches zu verwandeln. Er muss diese neu erschaffene Kraft benutzt haben, um die Vampirgemeinschaft vor Schaden zu bewahren und unsere Existenz durch den Einsatz seiner besonderen Macht zu schützen“, sagte Claude nun doch mit ehrfürchtiger Stimme.
    Was für hochtrabende Worte für eine Sache, von der niemand eine genaue Ahnung hatte – außer den Hütern selbst, wenn es sie denn tatsächlich gab. Und wer wusste das schon genau? Warum sollte man an etwas glauben, das man nie gesehen hatte? Warum sollte ein Vampir überhaupt an irgendetwas glauben, außer an das Blut, das ihn bei Kräften hält?
    Das Problem war nur, dass ich selbst viel zu oft die Geschichten über die mächtigen Hüter gehört hatte, als dass ich sie achtlos hätte abtun können. Was mich von jeher daran gestört hat, war die Tatsache, dass man sich erzählte, dass nur reinrassige Vampire die Rolle eines Hüters übernehmen können. Es ist ermüdend, immer wieder vor Augen geführt zu bekommen, dass man selbst zu jenen Minderwertigen gehört, denen einst das gleiche menschliche Blut durch die Adern gerauscht ist, von dem man sich nun ernährt.
    Reinrassige Vampire hingegen besaßen niemals ein Herz. Sie waren niemals Menschen. Sie sind bereits vom ersten Moment ihrer Existenz an Vampire. Und wenn ihnen nichts Schreckliches widerfährt, dann leben sie ewig, ohne all diese Bürden, die einer wie ich tragen muss. Für euch Menschen wäre es zweifellos besser, wenn es nur reinrassige Vampire gäbe. Wie ich schon erklärte, benötigen sie weniger Blut, um sich zu nähren. Sie töten daher auch seltener. Was für ein Geständnis! Bist du nun schon voreingenommen? Magst du sie lieber als mich, diese elitäre Bande von distinguierten, blutsaugenden Wichtigtuern?
    Ich bin nicht wirklich darauf angewiesen, dass du mich magst … nur ein klein wenig vielleicht.
    Es tut mir leid, aber ich kann einfach nicht vergessen, dass es einer dieser versnobten Säcke war, der mich aus dem Leben gerissen hat. Und nicht zu vergessen, er hat mir im Kampf den Arm gebrochen und meine Kehle absichtlich zerfetzt, nachdem er sich genährt hatte. Es mag möglich sein, dass ich ihn und seine Art zu töten zu subjektiv sehe, aber Morlet war wirklich ein ganz besonders widerlicher Typ von Snob!
    Und nun war mein Mörder auch noch ein Hüter! Bei meiner verlorenen Seele, ich hatte selten eine schlechtere Nachricht vernommen ... mal abgesehen von der, die Mademoiselle la mort mir kurz nach Morlets Angriff mitgeteilt hatte.

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